EU: Standard-Ladekabel für Handys kommt 2024 (Update)
Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments könnten sich heute auf einheitliche Ladekabel für Elektrogeräte in der EU einigen. Um 9 Uhr ist die womöglich letzte Verhandlungsrunde gestartet. Einig waren sich beide Seiten bereits vor Verhandlungsbeginn, dass USB-C die Standardladebuchse werden soll.
Gerungen wurde bis zuletzt unter anderem noch darum, welche Geräte neben Handys konkret von der neuen Regelung betroffen sein sollen. Eine Einigung könnte bedeuten, dass einheitliche Ladekabel Mitte 2024 in der EU Realität werden.
Einigung scheint möglich
Kommen bald einheitliche Ladekabel in der EU (im Bild: Samsung Galaxy S21 FE mit USB-C-Anschluss)
Bild: teltarif.de
Dass sich Parlament und EU-Staaten in vielen Punkten bereits recht
nah waren, zeigt sich auch daran, dass nur wenige Wochen nach Beginn
der Verhandlungen zwischen Europaparlament und EU-Staaten eine
Einigung möglich scheint. Bei anderen Gesetzesvorhaben ziehen sich
die Gespräche zwischen den EU-Institutionen oft über Monate.
Dabei stehen die Verhandlungen unter einem gewissen Zeitdruck. Sollte keine Einigung gelingen, könnte es sein, dass erst wieder unter Tschechischer EU-Ratspräsidentschaft nach der Sommerpause im September weiterverhandelt wird. Alle sechs Monate wechselt in Brüssel der Vorsitz unter den EU-Ländern. Der Vorsitz leitet etwa Sitzungen und verhandelt bei den sogenannten Trilogen auch im Namen der EU-Staaten mit dem Europaparlament.
Aber: Streitpunkte bei genauen Auflagen
Neben der Frage, welche Geräte von der neuen Regelung erfasst werden sollen, gibt es noch weitere Streitpunkte zwischen Parlament und EU-Ländern. So wird etwa noch darum gerungen, welche genauen Auflagen künftig für den getrennten Verkauf von Geräten und Kabel gelten sollen und ob man sich auch auf einen Standard für kabelloses Laden einigen sollte.
Um gesetzliche Vorgaben für Ladekabel - präziser gesagt Ladebuchsen - wird schon lange gerungen. Vor mehr als zehn Jahren brachte die Kommission die Ladekabel-Frage erstmals auf den Plan. 14 Hersteller - unter ihnen auch Apple - einigten sich in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: USB-C, Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.
Elektroschrott soll eingespart werden
Angaben der EU-Kommission zufolge könnten durch die Regelung knapp 1000 Tonnen Elektroschrott eingespart werden. Derzeit fielen jährlich geschätzt 11.000 Tonnen Elektroabfall durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte an. Kritiker befürchten jedoch, dass der EU-Ansatz ins Leere laufen könnte, da alte Ladegeräte nicht mehr genutzt werden könnten und sich USB-C als Standard für Elektrogeräte in der Vergangenheit ohnehin immer stärker durchgesetzt hat.
Update 12 Uhr: Einigung auf USB-C als Standard-Ladebuchse
Handys und zahlreiche andere Elektrogeräte müssen in der EU ab Mitte 2024 eine einheitliche Ladebuchse haben. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich auf USB-C als Standard-Ladebuchse, wie die Leiterin der Verhandlungen, Anna Cavazzini (Grüne), heute in Straßburg sagte. Ihren Angaben zufolge gilt die Regelung etwa für Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörer und tragbare Lautsprecher. Auch die französische Ratspräsidentschaft bestätigte eine Einigung.
Zudem habe das Parlament in den Verhandlungen durchsetzen können, dass beispielsweise auch Laptops, E-Reader, Tastaturen und Computer-Mäuse, Navis, Smartwatches und elektronisches Spielzeug einbezogen werden, solange die Geräte groß genug für einen entsprechenden Anschluss sind - wobei es für Laptops eine längere Übergangsfrist gebe. Auch sei es künftig möglich, Gerät und Ladegerät sowie Ladekabel separat zu kaufen.
Die EU-Staaten hingegen hätten in den Verhandlungen erreicht, dass das neue Gesetz erst ab Mitte 2024 gilt. Das Parlament habe sich gewünscht, dass die Regeln früher in Kraft treten. Sowohl die EU-Länder als auch das Europaparlament müssen der Einigung noch formell zustimmen. Das gilt aber als Formsache.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte das Verhandlungsergebnis: "Der beste Abfall ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht." Das Vorhaben schone Ressourcen und Nerven der Verbraucher, sagte ein Sprecher. Die im VKU organisierten Unternehmen sind unter anderem für Müllentsorgung zuständig. Update Ende