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Power der Cloud: Smartphones werden zu Erdbebensensoren

Eine neue Handy-App könnte künftig die Messung von Erdbeben auf die Nutzer-Community auslagern. Dabei werden die Daten mehrerer Smartphones kombiniert.
Von Daniel Rottinger

Nutzer können zur Erfassung von Erdbeben beitragen Nutzer können zur Erfassung von Erdbeben beitragen
Bild: teltarif-Montage/Telekom/Screenshot University of California
Statt teurer Messtechnik könnte künftig eine neue Entwicklung der Telekom und der University of California zur Frühwarnung von Erdbeben zum Einsatz kommen. So funktioniert die Technik hinter dem MyShake-App-Projekt.

Das Ziel der App ist es, vor allem in erdbebengefährdeten Regionen der Erde früher vor möglichen Beben zu warnen und damit Menschenleben zu retten. Obwohl die Messtechnik gängiger Smartphones nicht an traditionelle Seismographen heranreicht, könnten sie laut der Telekom dennoch Erdbeben oberhalb des Magnitudenwerts 5 erfassen. Dieser Messwert reicht etwa dazu aus, um Beben zu messen, die tatsächlich Schäden anrichten.

Um sich nicht auf die Werte eines einzelnen Smartphones verlassen zu müssen, sollen die Daten mehrerer Nutzer durch ein Sensor-Netzwerk gebündelt werden - und so präzisere Messwerte ermöglichen.

MyShack: So läuft die Prüfung ab

Nutzer können zur Erfassung von Erdbeben beitragen Nutzer können zur Erfassung von Erdbeben beitragen
Bild: teltarif-Montage/Telekom/Screenshot University of California
Nutzer laden sich die kostenfreie Android-App aus dem Google Play Store. Laut den App-Details soll MyShack auf allen Geräten ab Android-Version 4.1 und höher laufen und belegt etwa 12 MB auf dem Speicher.

Zunächst sammelt die Anwendung Sensordaten im Hintergrund und analysiert diese. Falls die Messwerte auf ein Erdbeben hindeuten, werden die Daten (Zeitpunkt, Amplitude der Erschütterung und die GPS-Koordinaten) an Berkeley Seismological Laboratories übermittelt. Die Forschungsmitarbeiter nehmen dann weitere Analyse vor. Wenn mindestens vier Smartphones übereinstimmend ein Beben messen und die Anzahl der Handys 60 Prozent in einem 10-Kilometer-Radius des Epizentrums entspricht, bestätigt die Applikation ein Erdbeben. Die Forscher würden die Werte dann mit denen der traditionellen Seismographen vergleichen, erklärt die Telekom. Abschließend würden noch fünf Minuten des Bebens auf dem Handy des Nutzers getrackt: Eine Minute vor und vier Minuten nach dem Beben - allerdings nur, wenn sich das Smartphone im WLAN befindet.

Laut aktueller Planung soll die App eine etwa einjährige Testphase durchlaufen und anschließenden durch ein App-Update aktualisiert werden. Dann könnten Nutzer auch direkt vor Erdbeben gewarnt werden. Übrigens ist auch die Entwicklung einer iOS-Anwendung in Planung.

Der Erfolg des Projekts hängt vermutlich stark mit der Verbreitung der App und der Nutzerakzeptanz zusammen: Möchte ich Teil einer Sensor-Cloud werden? Ein massiver Nutzen dürfte erst dann vorhanden sein, wenn Nutzer etwa per Push-Benachrichtigung über Erdbeben in ihrer Region gewarnt werden.

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