FTTH

FTTH: Breitband-Infrastruktur kann mit Endgeräten nicht mithalten

Deutschland braucht Glasfaser-Anschlüsse für neue Formen der Unterhaltung
Von Rita Deutschbein

Einer der Höhepunkte auf der diesjährigen IFA in Berlin ist das TV in der dritten Dimension. Das Angebot reicht von modernen 3D-Fernsehern über Videokonferenz-fähige Apparate bis hin zu Bildschirmen und Zubehör. Pünktlich zum Start der IFA hat auch die Deutsche Telekom passende Entertain-Pakete vorgestellt, mit denen Kunden über die Onlinevideothek Videoload zahlreiche Inhalte in 3D abrufen können. Interessierte können Entertain Pur ab 27,95 Euro (inkl. TV und Telefonanschluss) oder ab 44,95 Euro (inkl. TV, Telefonflat und Highspeed-DSL-Flat) bei der Telekom buchen. Voraussetzung für den Empfang des Entertain-Angebots in 3D ist ein schneller VDSL-Anschluss.

Deutschlands Breitband-Infrastruktur kann nicht mithalten

Ftth Breitband Glasfaser FTTH: Deutschland braucht Glasfaser-Anschlüsse
Logo: FTTH Council Europe
Das FTTH Council Europe warnt nun aber, dass Deutschlands Breitband-Infrastruktur mit den neuen internetbasierenden Endgeräten keineswegs schritthalten könne. Die Beschränkungen der bestehenden Breitband-Verbindungen werden demnach immer deutlicher. Die Verbraucher beklagen sich über die "Biszu"-Übertragungsraten, die hierzulande angeboten werden - und nur selten die angepriesenen Maximalwerte erreichen.

Für viele der auf der IFA präsentierten Endgeräte und Services sind Glasfaser-Anschlüsse unerlässlich. Doch gerade im Bereich Fibre to the Home (FTTH) hinkt Deutschland der europäischen Entwicklung immer noch hinterher. Nur 140 000 Abonnenten haben einen direkten Glasfaser-Breitbandanschluss in der Wohnung (Stand: Juni 2010). Das sind bei 40 Millionen Haushalten nicht einmal 0,4 Prozent.

Deutschland im FTTH Global Ranking weit abgeschlagen

Verglichen mit den führenden FTTH-Nationen wie Schweden, wo bereits 10 Prozent der Haushalte eine Glasfaser-Verbindung nutzen, steht Deutschland klar im Hintertreffen. Während andere größere europäische Länder wie Frankreich oder Italien längst im FTTH Global Ranking gelistet sind, ist Deutschland noch weit von der 1-Prozent-Hürde entfernt. Diese gilt es zu überwinden, will man überhaupt in der Statistik erscheinen. Das FTTH Global Ranking wird von den drei weltweiten FTTH-Council-Organisationen zweimal pro Jahr veröffentlicht. Es beinhaltet alle Länder, in denen mindestens 1 Prozent der Haushalte per FTTH oder FTTB (Fibre to the Building) vernetzt sind.

Bis vor Kurzem war FTTH hauptsächlich von Städten und Gemeinden, Versorgungsunternehmen und privaten Investoren installiert worden. Die drei größten FTTH-Netze in Deutschland sind NetCologne im Köln-Bonner Raum, Wilhelm.tel in Hamburg sowie M-Net in München und Augsburg. Für 2012 plant die Deutsche Telekom eine FTTH-Netzabdeckung von über 4 Millionen Haushalten in den 50 größten Städten.

Breitband-Infrastruktur auch in ländlichen Gegenden

"Wichtig ist, dass die Mehrzahl der Haushalte in Deutschland eine FTTH-Verbindung bekommt- und das nicht nur in den Großstädten. Hier ist die Politik gefordert, die flächendeckende Versorgung sicher zu stellen," sagt Chris Holden, President des FTTH Council Europe. Die Netzbetreiber haben zwar die so genannte Long Term Evolution (LTE) angestoßen, die speziell die kleinen ländlichen Gemeinden mit Funk-Breitbandanschlüssen versorgen soll. Aber beim FTTH Council glaubt man nicht, dass damit die in Zukunft benötigten Übertragungsraten erreicht werden.

"Mobile Breitband-Accounts sind eine sinnvolle Ergänzung zu den Breitband-Festanschlüssen, weil sie dem Bedarf an ortsungebundenen Verbindungen gerecht werden", so Holden. "Aber sie sind in puncto Geschwindigkeit, niedriger Latenz und Verlässlichkeit keine echte Alternative zu FTTTH."

Die Botschaft des FTTH Council Europe ist einfach: Deutschland braucht mehr Glasfaser. Und dafür braucht es schleunigst neue Initiativen, will man das Ziel der Bundesregierung erreichen: mindestens 75 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 MBit/s zu vernetzen, und das bis 2014. "Mit dem Deployment müssen wir jetzt beginnen", ermutigt Professor Hartwig Tauber, Director General beim FTTH Council Europe, "damit die Kunden die neuen Anschlüsse in einem vernünftigen Zeitrahmen bekommen."

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