Betriebssystem

Chrome OS Linux im Test: Release Candidate ausprobiert

Kostenloses Betriebssystem kann kaum herausragen
Von Falko Benthin

Startseite des Chrome-Browsers Startseite des Chrome-Browsers
Screenshot: teltarif.de
Bei dem Betriebs­system Chrome OS Linux handelt es sich um ein Linux-System, das wie Googles neues Betriebs­system Chrome OS rund um den Webbrowser Chrome gebaut wurde und die Anwender mit ganz neuen "Surf-Erfah­rungen" verwöhnen soll. Als Mindest­vor­aus­set­zungen nennen die Entwickler ein System mit einem X86-kompa­tiblen Prozessor (ab Pentium), 256 MB RAM und 1 GB Fest­plat­ten­spei­cher. Die mode­raten Hard­ware-Anfor­derungen lassen vermuten, dass das System auch für ältere Rechner geeignet ist. Mobi­croco hat den aktu­ellen Release Candi­date getestet, der in Form eines Live-CD-Abbildes oder als USB-Disk-Image zum Down­load ange­boten wird.

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Screenshot: teltarif.de
Die Chrome-OS-Abbilder werden bei Easy Share gehostet. Wer kein Kunde des Unter­neh­mens ist und keine dies­bezüg­lichen Ambi­tionen verspürt, kann den Down­load starten und sich der lang­samen Leitung wegen anschlie­ßend mindes­tens drei Stunden die Zeit vertreiben, bis der Down­load abge­schlossen ist. Das ISO-Abbild kann dann sofort auf eine CD gebrannt werden. Wer einen USB-Stick nutzen möchte, muss das kompri­mierte Tar-Archiv entpa­cken und anschlie­ßend auf einen Stick über­tragen. Unter Linux lässt sich Letz­teres mit dem Befehl "dd if=Chrome_OS_Linux.i686-1.1.696.raw of=/dev/sdc bs=1M" in der Konsole erle­digen. Das Abbild für USB-Sticks ist etwa 3,5 GB groß, so dass der USB-Stick eine entspre­chende Kapa­zität aufweisen sollte.

Mühsam: Chrome OS vom USB-Stick laufen lassen

Die USB-Vari­ante von Chrome OS Linux kann sofort genutzt werden, ohne dass das System auf die Fest­platte instal­liert werden muss. Das OpenSUSE-Derivat (v11.4) basiert auf einem Kernel 2.6.37.1. Als Desktop-Umge­bung wird Gnome 2.32 einge­setzt. In Chrome OS ist anfangs nur eine spär­liche Soft­ware-Auswahl enthalten. Dazu zählen neben dem Webbrowser Chrome die freie Office-Suite LibreOffice, der Multi­mes­senger-Client Pidgin und der Media­player Totem. Für Freunde vieler bunter Bilder sind die Bild­bear­bei­tungs­soft­ware Gimp und die Foto­ver­wal­tung Picasa enthalten. Außer­gewöhn­lich ist, dass Wine stan­dard­mäßig instal­liert ist. Wine ist eine Lauf­zeit­umge­bung, mit deren Hilfe sich Windows-Anwe­dungen unter Linux ausführen lassen.

Chrome OS Installtion mit Yast Chrome OS Installtion mit Yast
Screenshot: teltarif.de
Chrome OS ist schnell konfi­guriert. Netz­werk­ver­bin­dungen lassen sich mit dem Network-Manager einrichten, für andere Aufgaben kann Yast bemüht werden, das zentrale Admi­nis­tra­tions­werk­zeug von OpenSUSE und damit auch Chrome OS. In unserem kurzen Test stellte sich heraus, dass Chrome OS erst nach der echten Instal­lation wirk­lich Spaß macht, denn auf dem USB-Medium sträubte sich das System gegen mehrere Aufgaben. Unter anderem weigerte sich Chrome OS Spei­cher­medien auto­matisch einzu­binden, WLAN-Netze zu suchen, den Lade­stand des Akkus anzu­zeigen oder Dateien auf einge­bun­denen Medien abzu­legen. Dazu kommt, dass USB-Spei­cher in der Regel nicht die perfor­man­testen sind. Die Instal­lation von Chrome OS gestaltet sich dank Yast einfach, so dass sie auch von uner­fah­renen Nutzern inner­halb weniger Minuten durch­geführt werden kann.

Werbung auf dem Chrome-Desktop

Anwendungen hält der Chrome Web Store bereit Anwendungen hält der Chrome Web Store bereit
Screenshot: teltarif.de
Nach dem Start des Brow­sers Chrome landen Nutzer sofort im Chrome-OS-Desktop, der ihnen Zugriff auf viele Web-Anwen­dungen bietet. Unge­wohnt: Unter­halb der Programm­starter blendet Google Werbung ein. Anwender, denen das offe­rierte Angebot nicht genügt, können sich nach einem Klick auf "Get more..." im Chrome Web Store umsehen, wo weitere Anwen­dungen zu finden sind. Diese sind meist kostenlos und lassen mit einem Klick instal­lieren, voraus­gesetzt, es liegt bereits ein Google-Konto vor. Anschlie­ßend kann auf die "neuen" Apps zuge­griffen werden, indem ein neuer Tab geöffnet wird.

Herzstück von Chrome OS: Der Browser Herzstück von Chrome OS: Der Browser
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Auch nach längerer Nutzung ließ sich nicht fest­stellen, dass Chrome OS neben dem Browser ein erkenn­bares Merkmal hat, das für das System spricht. Chrome OS bootet nicht viel schneller als vergleich­bare Systeme, die Soft­ware­aus­wahl auf dem Rechner ist mittel­mäßig und auch das Angebot an Weban­wen­dungen ist nicht wirk­lich berau­schend. Auch wenn Instal­lation und Einrich­tung einfach sind, ist Chrome OS nicht als sehr benut­zer­freund­lich zu bezeichnen. Dazu müssen zu viele Dienste und Anwen­dungen nach­instal­liert werden, beispiels­weise der ACPI-Daemon. Wer heiß auf den Online-Desktop ist, muss nicht Chrome OS instal­lieren. In der Regel sollte der Chrome-Browser reichen, in dem dann der Chrome-OS-Desktop aufge­rufen werden kann. Chrome OS Linux hat außer Ähnlich­keiten nichts mit Googles Chrome OS zu tun. Erste Netbooks mit Chrome OS sollen noch im Früh­jahr in den Handel kommen.

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