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Großbritannien: Megafusion von Vodafone UK und Three UK?

In Groß­bri­tan­nien könnte es eine Mega­fusion von Three UK und Voda­fone UK geben. Das neue Unter­nehmen hätte 28 Millionen Kunden und viel­leicht Geld für den Netz­ausbau.
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Schon länger wird in Groß­bri­tan­nien über eine Konso­lidie­rung des briti­schen Mobil­funk­markts disku­tiert. Die Wirt­schafts­zei­tung Finan­cial Times ist sich inzwi­schen ziem­lich sicher, dass die schon länger disku­tierte Fusion (englisch "Merger") von Voda­fone UK und Three UK noch Ende des Monats verkündet und dann auch umge­setzt werden wird.

Es geht dabei um rund 15 Milli­arden Pfund (etwa 17,2 Milli­arden Euro), darin sind 6 Milli­arden Pfund Schulden enthalten. Käme der Deal zustande, würde der briti­sche Mobil­funk­markt gewaltig umge­krem­pelt. Es entstünde ein neuer briti­scher Markt­führer mit etwa 28 Millionen Kunden.

Viele Gerüchte

Wird Vodafone UK mit dem Konkurrenten Three (Drei)  zusammengehen? Hat das Auswirkungen auf Deutschland? Wird Vodafone UK mit dem Konkurrenten Three (Drei)
zusammengehen? Hat das Auswirkungen auf Deutschland?
Foto: Picture Alliance / dpa
Gerüchte, über diese Fusion gab es schon länger. Offi­ziell wurden die Gespräche erst im Herbst letzten Jahres bestä­tigt.

Nach allem, was bereits bekannt ist, würde Voda­fone UK mit 51 Prozent die Mehr­heit an dem fusio­nierten Unter­nehmen halten, während CK Hutchison (HongKong), der Eigen­tümer von Three UK, die rest­lichen 49 Prozent über­nehmen würde. Speku­liert wird aller­dings, ob sich Hutchison am Ende ganz vom briti­schen Markt zurück­zuziehen könnte, in dem es seine Minder­heits­betei­ligung an Voda­fone zu einem späteren Zeit­punkt komplett verkaufen könnte.

Den Durch­bruch bei den Verhand­lungen dürfte die offi­zielle Ernen­nung der bisher kommis­sarisch tätigen Chefin der Voda­fone Group, Marghe­rita Della Valle, gebracht haben.

Nur noch drei Anbieter?

Sollte diese Fusion durch­gehen, blieben auf dem briti­schen Tele­kom­muni­kati­ons­markt noch drei Akteure übrig, nämlich EE (Ever­ything Ever­ywhere), o2-Virgin und die neue Voda­fone-Three.

In der Vergan­gen­heit hatten sich die Regu­lie­rungs­behörden sowohl im Verei­nigten König­reich als auch in der EU stets dagegen gewehrt, nur drei Mobil­funk­anbieter auf einem Markt zuzu­lassen. Das war auch einer der Haupt­gründe, warum seiner­zeit der briti­schen o2-Tele­fonica im Jahr 2016 die Fusion mit Three unter­sagt wurde, damals war UK noch in der EU.

In den letzten Jahren könnte sich die Regu­lie­rungs­lage entspannt haben, wenn es um große Fusionen und Über­nahmen geht. Anfang des Jahres hatte EU-Kommissar Thierry Breton (selbst früher Chef von France Telecom) gesagt, dass es "keine Tabus" gebe, wenn es um Fusionen im Tele­kom­muni­kati­ons­bereich gehe, vor allem, wenn dadurch eine markt­über­grei­fende Konso­lidie­rung geför­dert würde. Seine Kollegin Marga­rete Vestager mag das anders sehen. Sie unter­sucht derzeit genauer, ob die ange­dachte Fusion von Orange Spanien und MásMóvil geneh­migt werden soll.

Geneh­migung mit Auflagen?

Doch selbst wenn die briti­schen Regu­lie­rungs­behörden am Konzept großer Tele­kom­muni­kati­ons­fusionen Gefallen fänden, wird vermutet, dass die Fusion von Three und Voda­fone nur mit Auflagen durch­gewunken wird. Das könnte beispiels­weise Preis­ober­grenzen für Kunden oder verbind­liche Vorgaben beim Netz­ausbau, insbe­son­dere in länd­lichen Gebieten, beinhalten.

Auch in Groß­bri­tan­nien ist die Netz­qua­lität auf dem Lande stel­len­weise ziem­lich grausam, bzw. es gibt bis heute gar kein Netz.

Wer ist Three?

Der Netz­betreiber Three ("Drei") ist eine Tochter des Hong Konger Unter­neh­mens CK Hutchison, der neben UK auch in Polen und Öster­reich aktiv ist. Im Jahr 2000 zur UMTS-Auktion hatte Hutchison gemeinsam mit E-Plus für eine Lizenz mitge­boten und wollte auf dem deut­schen Markt mit dabei sein. Wenige Stunden vor Ende der legen­dären Auktion war Hutchison jedoch ausge­tiegen.

Schon vorher war Hutchison als Service-Provider in Deutsch­land aktiv gewesen. Die vom späteren Telekom-Chef René Ober­mann gegrün­dete ABC-Telecom in Münster war später als Hutchison fort­geführt und nach Ober­manns Wechsel zur Telekom als "The Phone House" weiter­geführt worden. Später wurden die Kunden zu den jewei­ligen Netz­betrei­bern trans­feriert und das Unter­nehmen landete im Dril­lisch-Verbund (heute 1&1).

Wird Voda­fone nun chine­sisch?

Wenn Voda­fone UK mit Three/Drei von CK Hutchison zusam­men­geht, entsteht daraus ein teil­weise von einem chine­sischen Unter­nehmen kontrol­lierter TK-Anbieter. Da stellt sich die Frage, ob und wenn ja, welche Auswir­kungen das auf Voda­fone in Deutsch­land haben könnte.

Gar keine, sagen mit den Vorgängen vertraute Personen. Voda­fone UK ist eine Schwester von Voda­fone Deutsch­land. Die Mutter, die Voda­fone Group PLC, bleibt britisch.

Wenn es zudem noch stimmt, dass CK Hutchison seine Anteile lang­fristig komplett verkaufen möchte, dürfte das Thema ohnehin schnell vom Tisch sein.

Was wäre wenn?

Man stelle sich vor, Hutchison würde auch bei der Mutter­gesell­schaft von Voda­fone mitwirken und wäre damit auch in Deutsch­land präsent. Da würde die aktu­elle poli­tische Diskus­sion über den Einsatz von tech­nischen Kompo­nenten von chine­sischen Herstel­lern wie Huawei oder ZTE in deut­schen Netzen schnell von einer ganz neuen Diskus­sion über­deckt werden.

Marghe­rita Della Valle ist die (alte und) neue Chefin der Voda­fone Group.

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