Verkauft

Huawei verkauft Honor

Um die Zukunft von etwa 1 Million Arbeits­kräfte rund um den Budget-Hersteller Honor zu sichern, hat Huawei das Unter­nehmen verkauft und ist völlig ausge­stiegen. Damit könnte Honor wieder Zugriff auf US-Tech­nologie bekommen.
Von mit Material von dpa

Der Hersteller Huawei hat seine Budget-Tochter Honor für knapp 13 Milliarden Euro an eine chinesische Investorengruppe verkauft. Der Hersteller Huawei hat seine Budget-Tochter Honor für knapp 13 Milliarden Euro an eine chinesische Investorengruppe verkauft.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Sank­tionen der schei­denden US-Regie­rung haben Chinas Tele­kom­muni­kations-Unter­nehmen Huawei das Geschäft mit Smart­phones ziem­lich verha­gelt. Um die Marke Honor zu retten, verkauft der Konzern jetzt seine Tochter.

Honor künftig "unab­hängig"?

Der Hersteller Huawei hat seine Budget-Tochter Honor für knapp 13 Milliarden Euro an eine chinesische Investorengruppe verkauft. Der Hersteller Huawei hat seine Budget-Tochter Honor für knapp 13 Milliarden Euro an eine chinesische Investorengruppe verkauft.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der chine­sische Netz­werk­aus­rüster und Hersteller von Smart­phones hat seine Marke Honor verkauft und damit "unab­hängig" gemacht. Ein Konsor­tium aus 30 Geschäfts­part­nern über­nimmt das Unter­nehmen, wie Huawei heute in Shen­zhen (China) mitteilte.

Über die Höhe des Geschäfts wurden keine Angaben gemacht. Experten schätzen den Wert von Honor nach Medi­enbe­richten auf rund 12,8 Milli­arden Euro. Nach der Trans­aktion halte Huawei keine Anteile mehr an Honor und sei nicht mehr am Manage­ment betei­ligt, betonte der Konzern.

Huawei: Verbrau­cher-Geschäft unter Druck

Wört­lich: "Huaweis Verbrau­cher­geschäft steht seit Neuestem unter massivem Druck. Der Grund ist, dass tech­nische Elemente, die für unser Smart­phone-Geschäft nötig sind, auf Dauer nicht verfügbar sind." Aus diesem Grund veräu­ßere Huawei das Unter­nehmen an das Konsor­tium "Shen­zhen Zhixin New Infor­mation Tech­nology", um den Honor-Händ­lern und Zulie­ferern zu helfen, "durch diese schwie­rigen Zeiten zu kommen".

Honor hat nach diesen Angaben rund 70 Millionen Smart­phones im Jahr verkauft, meist Handys der unteren und mitt­leren Preis­klasse an vor allen Dingen jüngere Kunden.

Die Budget-Marke hatte im dritten Quartal in China einen Markt­anteil von rund 15 Prozent erreicht und lag damit knapp hinter Huawei selbst, wie die Zeit­schrift "South China Morning Post" berich­tete. Der Anteil von Honor an Huaweis Smart­phone-Geschäft wurde auf ein Viertel bis ein Drittel geschätzt.

Über­leben gesi­chert

"Die indus­tri­elle Honor-Liefer­kette hat diesen Schritt unter­nommen, um ihr eigenes Über­leben zu sichern", schrieb Huawei. Bisher war Honor unmit­telbar abhängig von Huaweis Tech­nologie, sodass die Marke auch unter den US-Sank­tionen litt. Unter neuen Besit­zern kann das Unter­nehmen flexi­bler seine Produkte entwi­ckeln und poten­ziell auch Geschäfte mit dem US-Chip­her­steller Qual­comm oder Google machen, die Huawei heute verwehrt sind, weil es auf einer schwarzen Liste der USA steht.

"Honors Unab­hän­gig­keit von Huawei wird den Erwar­tungen nach sicher­stellen, dass in Honors Kanälen das Wasser weiter fließt und die vor- und nach­gela­gerten Zulie­ferer rettet", zitierte die amtliche chine­sische Nach­rich­ten­agentur Xinhua infor­mierte Kreise, die mit der Trans­aktion vertraut sind. "Wenn damit nicht richtig umge­gangen wird, könnten mehr als eine Million Menschen ihre Jobs verlieren."

Neues Kapital für die Mutter?

Die US-Sank­tionen erschweren den Zugang von Huawei zu ameri­kani­scher Soft­ware und Tech­nologie, selbst wenn sie von Unter­nehmen außer­halb der USA stammen. Da sich Huawei deswegen zuneh­mend unab­hängig von US-Tech­nologie machen muss, benö­tigt der Konzern nach Angaben von Experten auch neues Kapital, was aus dem Verkauf des Toch­ter­unter­neh­mens kommen könnte.

Für Honor bedeutet die Unab­hän­gig­keit aller­dings auch, dass es jetzt eigene Forschung und Entwick­lung betreiben muss. Medi­enbe­richten zufolge denken die neuen Eigen­tümer angeb­lich bereits an einen Börsen­gang in ein paar Jahren.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Von außen ist kaum zu durch­schauen, wie "unab­hängig" die neue Honor-Gruppe sein kann und wird. Mögli­cher­weise kann die "neue Honor" wieder wich­tige Baugruppen und viel­leicht auch Soft­ware (Google Android ohne Einschrän­kungen) aus den USA beziehen, da sie ja künftig von Huawei "formal unab­hängig" sein wird.

Es ist etwas Bewe­gung in die Lage gekommen. Qual­comm hat kürz­lich die Geneh­migung bekommen, neue Chips nach China zu liefern. Die Chip-Schmiede konnte glaub­haft darlegen, dass die Sank­tionen dem ameri­kani­schen Unter­nehmen gewaltig stark geschadet haben.

Mögli­cher­weise wird eine neue US-Admi­nis­tra­tion die Situa­tion weiter entschärfen, aber China wird sich die Grund­kritik des Westens (über Chinas eigene Vorstel­lungen von Welt­politik bis hin zu Menschen­rechts­fragen) genauer anhören und sicher­lich auch intern über­denken müssen.

Was bedeutet das für den Endkunden?

Wer sich ein Honor-Gerät gekauft hat, wird sicher­lich von Huawei oder der "neuen" Honor darüber infor­miert werden, wer für Garantie und Repa­ratur-Fragen zuständig ist. Bis hier alle Fragen geklärt und neue Zustän­dig­keiten orga­nisiert sind, wird es sicher­lich noch etwas dauern. Erster Ansprech­partner ist zunächst der Händler, wo das Gerät gekauft wurde.

Der chine­sische Konkur­rent Oppo hat derweil ein auszieh­bares Handy ("von der Rolle") vorge­stellt.

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