Huawei P9 Lite im Test: Günstiges Akku-Wunder
Das Huawei P9 Lite soll eine abgespeckte Version des aktuellen Flaggschiffs Huawei P9 sein. Dennoch zeigt das Gerät auf dem Datenblatt viele Gemeinsamkeiten mit dem Namensgeber. Die Hauptunterschiede zwischen dem P9 und der Lite-Version machen sich vor allem bei der Kamera und dem Prozessor bemerkbar. Auch etwas weniger Speicher ist an Bord. Doch was bedeutet dies für den Nutzer? Wir haben uns das Huawei P9 Lite im Test näher angesehen und den Vergleich mit Huaweis aktuellem Oberklassemodell gezogen.
Huawei P9 Lite deutlich günstiger
Huawei P9 Lite im Test
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Im Preisvergleich kann das Huawei P9 Lite punkten. Die unverbindliche Preisempfehlung des
Dual-SIM-Smartphones beträgt 299 Euro - immerhin 270 Euro weniger als die des Huawei P9.
Allerdings ist das Huawei P9 bereits länger auf dem Markt und somit ist auch dessen Preis schon etwas
gesunken. Günstige Angebote bei den Händlern gibt es aktuell ab 529 Euro. Den Test zum Huawei P9
finden Sie hier.
Verarbeitung und Design
Von der Optik her unterscheiden sich das P9 und die Lite-Version kaum. Allerdings ist das Huawei
P9 Lite nicht ganz so kompakt gestaltet wie das Oberklassemodell. In der Höhe macht der Unterschied
1,8 Millimeter aus, in der Breite sind es 1,7 Millimeter. Zudem ist das P9 Lite
0,5 Millimeter dicker als das Huawei P9. Die Unterschiede scheinen zwar minimal, sind im direkten
Vergleich aber deutlich sichtbar. Beim Gewicht sind beide Smartphones nahezu gleich auf - das P9 Lite
ist mit 147 Gramm nur 3 Gramm schwerer als sein Namensgeber.
Die Seitenansichten des Huawei P9 Lite.
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Das Huawei P9 Lite ist gut verarbeitet und macht einen soliden Eindruck. Huawei setzt auch hier auf
ein Unibody-Gehäuse aus Metall. Sehr gut gefällt uns die gebürstete Oberfläche des P9 Lite. Die
Anordnung der Tasten, der Slots für SIM- und microSD-Karte sowie der Fingerabdrucksensor sind
identisch zum P9. Der Kopfhöreranschluss ist beim P9 Lite allerdings auf der oberen Kante
positioniert - beim P9 hat ihn der Hersteller an der unteren Kante angebracht. Zudem verfügt das P9 Lite
nicht über einen USB-C-Anschluss, sondern wurde mit dem klassischen microUSB-Port ausgestattet.
Auffällig ist vor allem die Rückseite, denn hier fehlen die zwei Kameras, die das Hauptmerkmal des Huawei P9 sind. Stattdessen bringt das P9 Lite nur eine Kamera mit, die aber ebenfalls von einem Glas-Inlay eingefasst ist.
Display mit Full-HD-Auflösung
Die Displaydiagonale von 5,2 Zoll haben beide Geräte ebenso gemein wie die Full-HD-Auflösung. Huawei verwendet bei der Lite-Version ebenfalls ein IPS-Display, das sich durch eine naturgetreue Farbwiedergabe auszeichnet. Auch haben IPS-Displays oft einen großen Betrachtungswinkel, der aber beispielsweise nicht immer an den der AMOLED-Displays herankommt.
Das Display des P9 Lite ist hell und stellt Kontraste und Schrift scharf dar - obwohl der Hersteller
keine QHD-Auflösung verwendet. Die Farbgebung erschien uns beim P9 Lite in der Standardeinstellung etwas
kühler als beim P9. Nutzer können die Farbtemperatur über das Display-Menü aber mittels Schieberegler anpassen.
Abstriche bei der Blickwinkelstabilität konnten wir auch im direkten Vergleich zwischen dem P9 Lite
und dem P9 nicht feststellen. Bei beiden ist der Bildschirm auch bei schräger Sicht gut ablesbar und Farben
werden kaum verfremdet.
Huawei P9 Lite mit stabilem Blickwinkel.
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System, Speicher und Sensoren
Wie das Huawei P9 bietet auch das P9 Lite ab Werk Android 6.0 und Emotion UI 4.1. Wie wir im Test des Huawei P9 bereits kritisiert haben, finden sich auf beiden Smartphones mehr vorinstallierte Apps als wir es bislang von Huawei kannten. Ab Werk sind beispielsweise Anwendungen wie Booking.com, Facebook, EyeEn und News Republic sowie eigene Huawei-Apps installiert. Der Huawei-Browser fehlt indes und muss beispielsweise durch den Chrome-Browser ersetzt werden.
Das P9 Lite bietet mit 16 GB nur die Hälfte des Speichers, den das Huawei P9 besitzt. Verfügbar
sind zum Start noch etwa 7,2 GB, also weniger als die Hälfte. Zwar kann der Speicher mittels microSD-Karte
um zusätzlich bis zu 128 GB erweitert werden, doch lässt sich der Kartenspeicher nicht als interner Speicher
einbinden wie es Android 6.0 eigentlich erlaubt.
Dual-SIM-Smartphone kommt mit Android Marshmallow
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Zum Schutz des Smartphones bietet das Huawei P9 Lite einen Fingerabdrucksensor
auf der Rückseite. Dieser bietet die gleichen Funktionen wie der Sensor des P9. Er erkennt zuverlässig
vorgegebene Wischgesten, beispielsweise, um durch die Galerie zu scrollen, und lässt sich als Auslöser
für die Kamera verwenden. Allerdings müssen diese Einstellungen zunächst im Menü unter Fingerabdruck-ID
aktiviert werden. Das Scannen eines Fingerabdrucks geht recht flott – im Schnitt fünfmal mussten wir
den entsprechenden Finger auf das Sensorfeld legen, bis der Vorgang abgeschlossen war.
Prozessor, Telefonie, Kamera, Akku und Fazit
Prozessor nichts für Hardcore-Gamer
Herzstück des Huawei P9 Lite ist der HiSilicon Kirin 650. Bei dem Chip handelt es sich um einen 64-Bit-fähigen Octa-Core-Prozessor mit Cortex-A53-Kernen, von denen vier mit bis zu 1,7 GHz takten und ein weiteres Cluster eine Taktrate von 2,0 GHz hat. Zum SoC gehören eine Mali-T830 MP2 Grafikeinheit sowie ein LTE-Cat.6-Modul. Zudem bringt das Huawei P9 Lite 3 GB Arbeitsspeicher mit.
Die Leistung des Chips bewegt sich auf oberem Mittelmaß. Gängige Smartphone-Aufgaben und Multitasking sind
daher kein Problem. Der vergleichsweise große Arbeitsspeicher in dieser Kategorie sorgt für genügend Reserven.
Auch für Games bietet das SoC ausreichend Power, allerdings stößt die Grafikeinheit bei hochauflösenden
Spielen mit schnellen Bildwechseln an ihre Grenzen - es kommt zu Rucklern und kurzen Aussetzern, Filmsequenzen
können ins Stocken geraten. Nutzer sollten sich daher auf Android-Games mit mittlerer Auflösung beschränken.
Dual-Kamera mit Leica-Optik fehlt. Das Metall-Gehäuse ist aber nahezu identisch.
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Entsprechend unseren Beobachtungen fällt auch der 3DMark-Benchmark aus: Das Huawei P9 Lite erreichte im
Unlimited-Test, bei dem die Gaming-Eigenschaften getestet werden, einen Score von 11 618. Damit liegt die
Lite-Version hinter dem Wert von 16 030 des Huawei P9, das auch nicht durch eine übermäßige
Gaming-Performance aufgefallen ist. Auch im allgemeinen Benchmark von AnTuTu kann der Kirin 650 nicht mit
Huaweis aktueller Spitzen-CPU Kirin 955 (94 800 Punkte) mithalten, die im P9 eingesetzt wird. Das
P9 Lite erreichte hier einen Score von 53 013 und schneidet damit immerhin besser ab als das rund
50 Euro teurere Samsung Galaxy A5 (2016), das 41 316 Punkt erzielte.
Telefonie mit Dual-SIM-Funktion und Internet
Unser Testgerät bietet Platz für eine zweite SIM-Karte. Allerdings müssen sich Nutzer entscheiden, ob sie den Hybrid-Slot für eine weitere Nano-SIM oder für die Speichererweiterung nutzen wollen. Alternativ bietet Huawei das Smartphone auch in einer Single-SIM-Version an.
Das P9 Lite unterstützt Dual-SIM Standby, wird also über eine SIM-Karte telefoniert, kann auf der anderen kein Anruf durchgestellt werden. Der Anrufer wird stattdessen auf die Mailbox umgeleitet. Im Menü unter Dual-SIM-Verwaltung kann festgelegt werden, welche der beiden Nano-SIM-Karten zur Datenverbindung genutzt werden soll. Die jeweils andere SIM-Karte unterstützt nur 2G-Verbindungen.
Durch die etwas größere Hörmuschel des P9 Lite fällt die Positionierung des Gerätes am Ohr leichter als beim Huawei P9, das eine kleinere Hörmuschel besitzt. Die Tonübertragung ist gut - Störgeräusche werden zuverlässig herausgefiltert, sodass sich beide Gesprächspartner auch in lauter Umgebung verstehen.
Internet-Verbindungen über Mobilfunk sind dank LTE Cat.6 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 MBit/s möglich. Auch UMTS/HSPA+ mit bis zu 42 MBit/s wird unterstützt. Hier sind das P9 Lite und das P9 also gleich gut ausgestattet. Unterschiede gibt es hingegen beim WLAN, denn die Lite-Version bietet lediglich WLAN b/g/n und unterstützt somit nicht das 5-GHz-Frequenzband - ein Nachteil, der Punktabzug bringt.
Ebenfalls zur Ausstattung des P9 Lite gehören NFC und Bluetooth 4.1 zur drahtlosen Übertragung von Daten. Auch GPS, Glonass und Beidou zur Navigation sind an Bord.
Huawei P9 Lite ohne Dual-Kamera
Das goldene P9 Lite hat keine Dual-Kamera.
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Ein weiterer prominenter Unterschied zwischen dem Huawei P9 Lite und dem Huawei P9 ist, dass die
Lite-Version nicht über die Dual-Kamera mit Leica-Optik verfügt. Stattdessen bringt das Smartphone eine
13-Megapixel-Kamera mit f/2.0-Blende und Dual-LED-Blitz mit. Auch eine Frontkamera steht bereit, die recht
natürliche und detailreiche Fotos mit bis zu 8 Megapixel aufnimmt und ebenfalls über eine f/2.0-Blende verfügt.
Die Kamera kann auf Wunsch über den Fingerabdrucksensor ausgelöst werden und bietet wie das Huawei P9 Profi-Modi für Foto- und für Videoaufnahmen, die allerdings etwas einfacher aufgebaut sind. Dennoch lassen sich mit deren Hilfe Werte wie der ISO, die Belichtungszeit und die Fokussierung individuell einstellen. Ansonsten ist die Kamera-App der App des P9 recht ähnlich: In die Einstellungen kommen Nutzer mit einem Wisch nach links oder rechts.
Die Fotoergebnisse bei Kunstlicht mit zugeschaltetem Blitz sind in Ordnung, insgesamt wirkt das Foto aber etwas zu dunkel. Details sind in hellen Bereichen erkennbar, bei dunklen Segmenten verschwimmen sie etwas. Farben lassen sich deutlich unterscheiden, wirken natürlich und sind klar voneinander abgetrennt. Anders sieht es bei Bildern aus, die im Dunkeln ohne Blitz aufgenommen wurden. Hier lassen sich deutliche Dopplungen vor allem bei den Farben Grau und Gelb erkennen. Details sind kaum herausgearbeitet und das Bild wirkt insgesamt zu körnig, wie unsere angehängten Beispielbilder in Originalgröße zeigen.
Akku zeigt Ausdauer
Lite-Version (links) kommt ohne USB-C-Port.
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Vom Akku des Huawei P9 Lite waren wir im Test positiv überrascht. Mit 3000 mAh hat er die gleiche Kapazität
wie die Batterie des Huawei P9. Da der Prozessor aber weniger stromhungrig ist, fällt die Laufzeit im Schnitt etwas
länger aus. Gut zwei Tage hält der fest eingebaute Akku des P9 Lite bei durchschnittlicher Nutzung durch,
bevor er wieder geladen werden muss. Das Laden erfolgt über den microUSB-Port, einen USB-C-Anschluss wie das P9
besitzt die Lite-Version nicht. Auch auf die Quick-Charge-Funktion müssen Nutzer verzichten.
Wie immer haben wir die Leistung der Batterie im Akkutest von PC-Mark geprüft, bei dem die Zeit gemessen wird, die der Akku benötigt, um von einem Ladestand von 80 auf 20 Prozent zu fallen. Währenddessen werden klassische Smartphone-Anwendungen bei maximaler Display-Helligkeit durchgeführt. Das Huawei P9 Lite kam in diesem Test auf einen Wert von elf Stunden und fünf Minuten und hielt somit deutlich länger durch als das Huawei P9, das auf sieben Stunden und 31 Minuten gekommen ist. Mit seinem Ergebnis gehört das Huawei P9 Lite zu den aktuell ausdauerndsten Smartphones seiner Kategorie.
Fazit: Huawei P9 Lite im Test
Das Huawei P9 Lite ist ein Smartphone, das viele Parallelen zum Huawei P9 hat, dabei aber deutlich günstiger ist. Das Design und die Verarbeitung gefallen und auch das Display konnte im Test überzeugen. Positiv ist, das das Huawei P9 auch als Dual-SIM-Variante zu haben ist, wobei allerdings nur Dual-SIM Standby unterstützt wird. Die Telefonie meistert das P9 Lite anstandslos, Abzüge gibt es allerdings aufgrund des fehlenden 5-GHz-Frequenzbandes beim WLAN.
Auf die Dual-Kamera mit Leica-Optik müssen Nutzer verzichten. Dennoch punktet das Gerät mit den Profi-Modi für Fotos und Videos sowie durch eine solide Qualität bei Aufnahmen im Hellen. Die Leistung des Prozessors reicht für normale Android-Games vollkommen aus, ist aber nichts für Gaming-Fans mit hohen Ansprüchen. Durch seinen vergleichsweise günstigen Preis ist das Huawei P9 Lite vor allem denjenigen Nutzern zu empfehlen, die solide Leistung mit einem schicken Design verbinden und dabei nicht allzu tief in die Tasche greifen wollen.