Neue Instagram-App

Instagram: Twitter-Kopie schnell mit zehn Millionen Nutzern

Viele Twitter-Nutzer sind seit der Über­nahme des Dienstes durch Elon Musk unzu­frieden. Nun wird sich zeigen, ob Mark Zucker­berg mit seiner App Threads eine Alter­native etablieren kann. In der EU ist die Twitter-Kopie aller­dings vorerst nicht verfügbar.
Von dpa /

Der unter Elon Musk in die Krise gera­tene Kurz­nach­rich­ten­dienst Twitter hat einen mäch­tigen neuen Konkur­renten. Der Face­book-Konzern Meta brachte in der Nacht zu Donnerstag seine App Threads mit ähnli­cher Funk­tions­weise in mehr als 100 Ländern an den Start. Deutsch­land und andere EU-Staaten sind aller­dings nicht darunter - und es blieb offen, wie schnell sich das ändern könnte. Der Konzern verweist auf noch offene regu­lato­rische Fragen. Man werde aber laufend prüfen, die App auch in Europa anzu­bieten.

Thread ist an Insta­gram ange­bunden

Instagram Threads ist verfügbar - allerdings noch nicht für Nutzer in der EU Instagram Threads ist verfügbar - allerdings noch nicht für Nutzer in der EU
Screenshot: teltarif.de, Quelle: Instagram
Threads ist an Metas popu­läre Foto- und Video-App Insta­gram ange­bunden und gilt als poten­ziell aussichts­reichste Konkur­renz für Twitter. Grund ist ein Start­vor­teil: Meta kann für seine Twitter-Kopie von Anfang an auf bereits bestehende Verbin­dungen zwischen mehr als einer Milli­arde Nutzern zurück­greifen. Bei anderen Twitter-Konkur­renten wie Bluesky und T2 müssen solche Verknüp­fungen erst neu entstehen. Laut Meta-Chef Mark Zucker­berg kamen gleich in den ersten zwei Stunden nach Veröf­fent­lichung der App zwei Millionen Nutzer auf die Platt­form.

Insta­gram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App über­nehmen. Text-Beiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Beim 2006 gestar­teten Twitter lag die Text-Grenze ursprüng­lich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdop­pelt.

Strik­tere Regeln für Online-Platt­formen in der EU

Mit Blick auf die EU verwies Insta­gram-Chef Adam Mosseri darauf, dass es kompli­ziert sei, «einige Gesetze einzu­halten, die im kommenden Jahr greifen werden». Man habe in Europa keine App auf den Markt bringen wollen, die nicht zukunfts­sicher sei, sagte er dem Tech­nolo­gieblog The Verge. Mosseri dürfte den Digital Markets Act meinen, der strik­tere Regeln für Online-Platt­formen fest­legt. Unter anderem wird die Zusam­men­füh­rung von Daten aus verschie­denen Diensten schwie­riger.

Bis zur Threads-Einfüh­rung in der EU können Nutzer aus der Region Beiträge zwar in einer Web-Ansicht betrachten, sie aber weder teilen noch liken.

Neben den Accounts, denen sie folgen, sollen Nutzer von Threads auch «empfoh­lene Inhalte» von anderen Profilen in ihren Feed gespielt bekommen, wie es in einem Blog­ein­trag von Meta hieß. Die Beiträge werden dabei nicht in chro­nolo­gischer Reihen­folge ange­zeigt, sondern von der Soft­ware geordnet. Zunächst gibt es keine Möglich­keit, sich nur Inhalte aus den Profilen anzeigen zu lassen, denen man folgt. Der Dienst behält sich vor, eine breite Palette von perso­nen­bezo­genen Daten zu erfassen.

Twitter kämpft weiterhin mit Problemen

Twitter kämpft seit der Übernahme durch den Tech-Milli­ardär Musk im Oktober 2022 mit Problemen. Unter anderem brachen die Werbe­ein­nahmen ein, mit denen sich der Kurz­nach­rich­ten­dienst finan­ziert. Zuletzt führte Musk Beschrän­kungen dafür ein, wie viele Tweets Nutzer täglich sehen dürfen. Nach seinen Angaben soll damit verhin­dert werden, dass Twitter-Daten unter anderem zum Trai­ning von Soft­ware mit Künst­licher Intel­ligenz abge­saugt werden. Abo-Kunden von Twitter können nurmehr bis zu 10.000 Tweets täglich sehen und Nutzer ohne Abo bis zu 1000.

Musk kaufte Twitter für rund 44 Milli­arden Dollar - und räumte später ein, dass die Bewer­tung in Gesprä­chen mit Inves­toren inzwi­schen deut­lich nied­riger sei. Zucker­berg zeigte sich am Donnerstag hoff­nungs­voll, dass Threads mit der Zeit mehr als eine Milli­arde Nutzer haben könne. Von Twitter gab es seit der Über­nahme durch Musk keine Nutzer­zahlen mehr, früher kam der Kurz­nach­rich­ten­dienst auf mehr als 300 Millionen Nutzer. Meta hat anders als Twitter in der Ära Musk keine Geld­sorgen und kann sich bei Threads einen langen Atem leisten.

Rivi­lität zwischen Twitter und Threads

Mit der Riva­lität zwischen Twitter und Threads sind die Weichen für ein geschäft­liches Duell zwischen Musk und Zucker­berg gestellt, die immer mehr als Rivalen auftreten. Im Juni erklärten sich die beiden Tech-Milli­ardäre sogar zu einem Schau­kampf bereit. Nach anfäng­lichen Zwei­feln berich­tete die «New York Times» am Wochen­ende, ein solcher Kampf werde tatsäch­lich vorbe­reitet - aller­dings sei weiterhin offen, ob er auch wirk­lich statt­finden werde. Der 39-jährige Zucker­berg trai­niert mit Kampf­sport-Trai­nern und ist sicht­lich fitter als der 52-jährige Musk.

Der Face­book-Konzern hat wieder­holt Dienste und Funk­tionen von Rivalen kopiert, blickt dabei aber auf eine gemischte Bilanz. Mit dem bei der Foto-App Snap erfun­denen Stories-Format, in dem Nutzer ihren Freunden Bilder und Videos für einen Tag zeigen können, funk­tio­nierte das hervor­ragend. Auch die "Reels" genannten Kurz­videos, mit denen Insta­gram und Face­book die popu­läre App Tiktok kopieren, legen zu. Dagegen gelang es dem Konzern trotz mehrerer Versuche nie, einen Konkur­renten zu Snap­chats selbst­löschenden Videos zu etablieren.

Laut Medi­enbe­richten soll Zucker­berg vor mehr als einem Jahr­zehnt auch versucht haben, Twitter zu kaufen. Er sei aber von den Grün­dern abge­wiesen worden.

In einer weiteren Meldung geht es um den WhatsApp-Messenger, der eben­falls zum Meta-Konzern gehört. Das Thema: WhatsApp Beta: Grup­pen­vor­schläge für Commu­nities.

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