Zwischenbilanz

Langzeit-Test: Sechs Monate mit dem iPhone X unterwegs

Das iPhone X ist seit einem halben Jahr auf dem Markt. Ich habe das Smartphone vom Erstverkaufstag an im Alltag verwendet und berichte über meine Erfahrungen im Langzeit-Test.
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Am 2. November 2017 hat Apple das iPhone X auf den Markt gebracht, nachdem das Gerät fast zwei Monate zuvor gemeinsam mit iPhone 8 und iPhone 8 Plus vorgestellt wurde. Ich gehörte zu den Vorbestellern und konnte mein Gerät demnach direkt am Erstverkaufstag im Apple Store in Frankfurt am Main abholen. Kurze Zeit später haben wir auf teltarif.de auch einen ausführlichen Testbericht veröffentlicht. Nun gilt es, nach einem halben Jahr der Nutzung eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Apple iPhone X

Eingerichtet war das neue Smartphone, nach Jahren wieder einmal ein iPhone mit komplett neuem Design, recht schnell. Dazu reichte es, das in der iCloud und sicherheitshalber zusätzlich mit iTunes eingerichtete Backup zurückzuspielen. Ärgerlich ist dabei, dass die Zugangsdaten vieler Apps manuell nachgepflegt werden müssen. Ansonsten ging es noch schneller. iPhone X im Langzeit-Test iPhone X im Langzeit-Test
Foto: teltarif.de

Klein, aber Handschmeichler

In den vergangenen Jahren war ich stets mit den iPhone-Plus-Modellen unterwegs. "Man, ist das klein" war dann auch mein erster Gedanke, nachdem ich das iPhone X ausgepackt hatte. Vorteil: Es liegt deutlich besser in der Hand als die Plus-Modelle und das Display ist ähnlich groß, da Apple den Gehäuserand zugunsten der Bildschirmgröße erheblich verkleinert hat.

Ungewohnt war im ersten Moment der Verzicht auf den Homebutton und somit auch auf Touch ID. An die Gestensteuerung, die nun zum Einsatz kommt, hatte ich mich schnell gewöhnt. Im Gegenteil wundere ich mich mittlerweile, wenn ich mein iPhone SE in die Hand nehme, das ich als Zweitgerät verwende und bei dem die Bedienung natürlich noch nach dem "alten Muster" erfolgt. Da muss man erstmal kurz überlegen, um beispielsweise ins Kontrollzentrum zu kommen. Dual-Kamera auf der Rückseite Dual-Kamera auf der Rückseite
Foto: teltarif.de

Touch ID fehlt im Alltag

Was mir hingegen auch nach einem halben Jahr Nutzung nicht gefällt, ist der Verzicht auf den Fingerabdrucksensor. Face ID funktioniert gut, aber eben anders als die Touch ID nicht in allen "Lebenslagen". Ohne Brille werde ich fast nie erkannt (während die Nutzung der Sonnenbrille anstelle meines "Standardmodells" kein Problem darstellt). Bei Dunkelheit muss ich auch regelmäßig den Passcode eingeben, da die Erkennung mit Face ID dann nur ganz selten funktioniert.

Face ID mag "cool" sein, aus meiner Sicht ist es von der Funktionalität her aber ein Rückschritt, zumal die Gesichtserkennung auch langsamer ist als der Fingerabdrucksensor. Der Königsweg wäre wohl eine Kombination aus beiden Features, wobei der Touch-ID-Sensor gerne auch auf der Geräterückseite angebracht werden darf, wenn er mit dem Zeigefinger gut erreichbar und nicht so platziert ist, dass man mit dem Finger - wie beim Samsung Galaxy S8+ - regelmäßig in der Kameralinse landet.

Kamera hinterlässt guten Eindruck

Die Foto- und Videoqualität, die die Kamera des iPhone X erzielt, ist sehr gut. Ich habe mit dem Smartphone unter anderem auf dem Mobile World Congress (MWC) sowie im Urlaub in der Karibik fotografiert und war mit den Ergebnissen stets zufrieden. Der Auslöser reagiert schnell und der über die zweite Kameralinse realisierte optische Zoom funktioniert gut. Nur bei Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen haben mir die Ergebnisse mit dem Samsung Galaxy S8+ besser gefallen. Hier haben die Fotos weniger Bildrauschen und schwarz ist wirklich schwarz.

Das Display des iPhone X ist Fluch und Segen zugleich. Endlich OLED-Technik bei Apple. Das ermöglicht satte und dennoch naturgetreue Farben. Perspektivisch würde ich mir aber ein "iPhone X Plus" mit noch größerem Touchscreen wünschen, auch wenn die handliche Bauform des iPhone X zweifellos nett ist. Lightning-Anschluss auf der Unterseite Lightning-Anschluss auf der Unterseite
Foto: teltarif.de

Wichtige Informationen fehlen im Startbildschirm

Auch nach sechs Monaten der Nutzung habe ich mich nicht daran gewöhnt, dass wichtige Informationen im Startbildschirm nicht angezeigt werden. So leite ich beispielsweise auf Autofahrten meine private Handynummer im iPhone X auf meine Geschäftsnummer im iPhone SE um, da ich nur ein Smartphone mit dem Bordcomputer verbinden und mit Apple CarPlay nutzen kann.

Bei jedem anderen mir bekannten Handy wird die eingerichtete Rufumleitung jederzeit auf dem Display angezeigt, sodass man kaum vergessen kann, diese zu löschen, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Nicht so beim iPhone X: Hier sieht man die Anrufweiterschaltung nur noch, wenn man aktiv ins Kontrollzentrum wechselt. So war ich erst kürzlich fast einen Tag lang nicht mehr erreichbar, weil ich die Umleitung schlicht vergessen hatte. Notch am oberen Displayrand Notch am oberen Displayrand
Foto: teltarif.de

Fast alle Apps an iPhone-X-Display angepasst

Ansonsten komme ich mit der Notch gut zurecht, zumal auch die meisten Apps mittlerweile die Displayform des iPhone X so unterstützen, dass der komplette Bildschirm ausgenutzt wird. Peinlich finde ich es für den Hersteller, dass es beispielsweise mit dem AirPort Dienstprogramm sogar noch Apps von Apple gibt, die ein halbes Jahr nach dem Marktstart des iPhone X keine entsprechende Anpassung erhalten haben.

Was mir gut gefällt ist die Akkuleistung, die nahezu der der iPhone-Plus-Modelle entspricht. So kommt man mit einer Akkuladung auch an langen Arbeitstagen - beispielsweise auf Messen - bequem über den Tag. Hier hinterlassen die iPhone-Modelle mit 4,7 Zoll großem Display ein deutlich schlechteres Bild.

Gutes Zusammenspiel von Hard- und Software

Das iOS-Betriebssystem läuft auf dem iPhone X schnell und stabil. Apps starten ohne jede Verzögerung und auch Ruckler sind mir kaum begegnet. Gut gefällt mir auch die Musikwiedergabe über die integrierten Lautsprecher, die recht ordentlich klingt. Wie bei den anderen aktuellen iPhone-Modellen hat Apple auf eine Klinkenbuchse für Kopfhörer und Headsets verzichtet. Das finde ich nach wie vor nicht gut, aber ich habe mich daran gewöhnt.

Im Alltag verwende ich kabellose Headsets wie die Apple AirPods oder die Bose Soundsport Free. Einzig wenn ich einmal in einem Mietwagen unterwegs bin, der keine Bluetooth-Verbindungen zwischen Handy und Car-HiFi-System ermöglicht, fehlt mir auch heute noch der Klinkenanschluss. Es gibt zwar Adapter für den Lightning-Port. Deren Einsatz hat aber dann den Nachteil, dass sich der Akku des Smartphones nicht gleichzeitig aufladen lässt. Das iPhone X ist hochwertig verarbeitet Das iPhone X ist hochwertig verarbeitet
Foto: teltarif.de

Gute Sprachqualität und schnelle Datenverbindungen

Einen guten Eindruck hinterlässt das iPhone X als Mobiltelefon. Die Sprachqualität ist ausgezeichnet, insbesondere wenn man eine HD-Voice-Verbindung zur Verfügung hat. Das aktuelle Smartphone-Flaggschiff von Apple unterstützt auch VoLTE und WLAN-Anrufe. Beide Techniken funktionieren im Alltag tadellos. Bei früheren iPhone-Modellen traten zum Teil Funktionsstörungen auf, wenn man aufgrund eines besetzten Anschlusses immer wieder die Wahlwiederholung betätigt hatte, um einen neuen Anwahlversuch zu starten.

Bei der mobilen Internet-Nutzung im LTE-Netz der Deutschen Telekom hatte ich zum Teil mehr als 200 MBit/s im Downstream gemessen. Meistens sind es bei LTE-Empfang zwischen 30 und 80 MBit/s. Das ist ordentlich, aber neben der im Smartphone verbauten Technik natürlich vor allem auch vom Mobilfunknetz abhängig.

Auch als mobiler Hotspot ist das iPhone X gut nutzbar, wobei die Konfigurationsmöglichkeiten, die das iOS-Betriebssystem dafür bietet, nach wie vor ausbaufähig sind. Warum kann man keine eigene SSID vergeben? Warum lässt sich der gewünschte WLAN-Kanal nicht manuell auswählen? Warum kann ich nicht selbst entscheiden, wann sich der Hotspot bei Inaktivität abschaltet? So nachvollziehbar das Bestreben von Apple ist, die Nutzung dieser Funktion für die Kunden so einfach wie möglich zu machen, so sehr wünsche ich mir, dass diese Defizite - beispielsweise mit iOS 12 - angepackt werden. Mobile teltarif.de-Seite im Safari-Browser Mobile teltarif.de-Seite im Safari-Browser
Foto: teltarif.de

Fazit nach sechs Monaten: Kauf nicht bereut

Ich nutze privat seit 2007 ein iPhone und habe nur wenige Geräte-Generationen ausgelassen. Auf das iPhone X habe ich mich im Vorfeld des Verkaufsstarts lange gefreut. Auch wenn es einige Defizite gibt (wie es eigentlich bei jedem elektronischen Gerät völlig normal ist): Missen möchte ich den Handheld nicht mehr. Der Kaufpreis ist eigentlich jenseits dessen, was ich für ein Smartphone akzeptiere. Dennoch bin ich unter dem Strich mit dem iPhone X sehr zufrieden, zumal mein zwischenzeitlicher Ausflug ins Android-Lager für mein Nutzungsszenario wenig erfolgreich war.

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