ISDN wird 25 Jahre alt - und geht dem Ende entgegen
Grundsätzlich gab (und gibt) es drei Arten von ISDN-Anschlüssen. Für Privathaushalte eignet sich ein ganz normaler Anschluss mit bis zu 10 Rufnummern, die oft aber nicht immer fortlaufend sind, sowie zwei Telefonleitungen. Diesen Basisanschluss gibt es auch als Anlagen-Variante, wie er oft in Firmen eingesetzt wird. Hier bekommt die Firma ebenfalls zwei Leitungen, jedoch eine Telefonnummer, die anlagenfähig ist. In der Praxis ist die Hauptnummer zumeist die Abfragestelle -0, zusätzlich lassen sich die Durchwahlen -11 bis -99 oder -101 bis -999 nutzen. Reichen zwei Leitungen nicht, so lassen sich weitere Anlagenanschlüsse auf diese Nummer aufschalten und so mehrere Kanäle gleichzeitig nutzen. Große Firmen haben eher einen Primärmultiplex-Anschluss genutzt. Er war direkt mit 32 gleichzeitig nutzbaren Leitungen ausgestattet und konnte ebenfalls aufgestockt werden.
ISDN und das Internet: Ein Rückblick
ISDN-Telefone wie hier von Auerswald standen und stehen auf vielen Schreibtischen
Foto: Auerswald
Wie schon erwähnt, sorgte das aufkommende Internet Ende der 90er dafür, dass immer mehr Privathaushalte
sich einen ISDN-Anschluss besorgten. Auch das zur Jahrtausendwende aufkommende DSL
setzte voll auf ISDN - allerdings nur aus reinen Vermarktungsgründen. Anfangs war der schnelle Zugang (damals 768 kBit/s im Downstream und somit
zwölf mal schneller als ISDN mit 64 kBit/s pro Kanal) nur zusammen mit ISDN zu haben.
T-Online, die damalige Online-Tochter der Telekom, bot zwar auch eine Schmalband-Flatrate an - doch auch diese war
nur für ISDN zu haben. Gleichzeitig gab es Experimente, den D-Kanal eines ISDN-Anschlusses, über den
eigentlich Informationen wie die Rufnummer übertragen werden, für den Internetzugang zu nutzen.
Die Datenrate hätte gerade einmal 16 kBit/s betragen. All dies hat sich rund um das Jahr 2000 abgespielt - ISDN war knapp 10 Jahre alt und lernte
das Laufen.
Mit 25 Jahren geht's langsam in die Rente
Nun wird Euro-ISDN also 25 Jahre und ist knapp 19 Jahre wirklich verfügbar. Doch statt, was in der Altersklasse zwischen 20 und 25 Jahre bei Menschen üblich wäre, sich weiter zu entwickeln, geht es für ISDN schon in die Rente. Der Standard hat sich überlebt, in der Telekommunikationsbranche spricht man nur noch von IP. NGN und All-IP heißen die Schlagworte, die sich dem ISDN-Anschluss entgegenstellen. Hatte man früher einen Telefonanschluss, auf den DSL "aufgeschaltet" wurde, ist es heute andersherum: Es gibt einen Breitbandanschluss, über den auch telefoniert werden kann.
Die Netzbetreiber werden nach und nach die alten Netze zurückbauen, ISDN geht von der Rente in den Tod. Die Telekom hat derzeit das Jahr 2018 als All-IP-Jahr ausgerufen. Dann soll es keine analogen Telefonanschlüsse mehr geben - und auch ISDN soll dann Geschichte sein. Für einige Branchen muss es bis dahin jedoch noch Lösungen geben. Radiosender schalten beispielsweise auch heute noch ihre Außenstudios und Reporter über ISDN-Leitungen zu. Diese sogenannten Musik-Taxis übertragen in Echtzeit Sprach- und Musik-Daten in Radio-Qualität, ohne das es eine Verzögerung gibt.