ISDN wird 25 Jahre alt - und geht dem Ende entgegen
Für viele schien er kaum verzichtbar und doch geht er unaufhaltsam seinem Ende entgegen: Der ISDN-Anschluss. Doch erst einmal feiert er in diesen Tagen Geburtstag und wird 25. Wir werfen einen Blick zurück auf 25 Jahre ISDN in Deutschland.
Wohl niemand hätte einen Anschluss für "Integrated Services Digital Network" bestellt. Die Abkürzung ISDN war da schon griffiger. ISDN wurde von der Deutschen Bundespost und ihrem Nachfolger, der Deutschen Telekom, viele Jahre auch intensiv promotet und subventioniert. Firmen bekamen Gutschriften, wenn sie zu ISDN wechselten. Und auch finanzielle Unterstützung oder Rabatte für die Telefonanlage waren nicht unüblich.
ISDN startete 1989 als nationales ISDN
Eine ISDN-Karte von AVM - für viele der Einstieg ins Internet
Foto: AVM
Doch 1989, als die Deutsche Bundespost ISDN erstmals auf der CeBIT zeigte, dachte noch niemand an DSL.
Dabei war ISDN der Einstieg in das digitale Zeitalter der Telekommunikation. Der Standard
hat es erstmals ermöglicht, mehrere Gesprächsleitungen an einem Anschluss zu betreiben. Sprache, Daten, Text
und Bilder konnten zusammengefasst und über eine Anschlussleitung digital übertragen werden. Auch
heute selbstverständliche Features wie Rufnummernanzeige, Umleitung oder Rückruf wurden möglich. Doch bis es
deutschlandweit soweit war, sollte noch einige Zeit vergehen. Zum einen waren mit der Wende Anfang der 1990er
Jahre weite Teile Ostdeutschlands
mit einem belastbaren Telefonnetz zu versorgen, zum anderen mussten erst einmal alle Vermittlungsstellen
digitalisiert werden.
Nationales ISDN wurde schnell durch Euro-ISDN abgelöst
Eingeführt wurde ISDN 1989 auf Basis des 1TR6-Standard. Diese ISDN-Anschlüsse wurden auch als nationales ISDN bezeichnet. Das ist in sofern relevant, als dass fast zeitgleich - im April 1989 - 26 Netzbetreiber aus 20 Staaten in Europa beschlossen, den DSS1-Standard - heute besser bekannt als Euro-ISDN - einzusetzen. Das ist die eigentliche Geburtsstunde von ISDN in Europa. Zwar schaltete die Bundespost nach einigen Tests seit 1989 ISDN-Anschlüsse auf Basis des eigenen Protokolls, doch mit der Einführung von Euro-ISDN wurde die Vermarktung eingestellt, die bestehenden Anschlüsse sollten noch zehn Jahre in Betrieb bleiben.
Wirklich flächendeckend verfügbar war Euro-ISDN Ende 1995. In einigen Regionen musste man sich noch technischer Tricks bedienen, da die Vermittlungsstellen noch nicht vollständig digitalisiert waren. Die Einführung erfolgte gerade rechtzeitig für den Einstieg in das Internet-Zeitalter. Nicht nur, dass die Einwahl per ISDN-Karte schneller und lautlos (ohne pfeifende Modems) erfolgte, auch die Datenübertragung war schneller und stabiler. Und nicht zuletzt blieb der Telefonkunde erreichbar, da ISDN über eine Kupferleitung zwei Leitungen ermöglichte. Mit steigender Nachfrage nach Internetzugängen stieg auch die Marktdurchdringung von ISDN in Privathaushalten. Zudem konnte jeder Nutzer im Haus seine eigene Nummer bekommen und war so direkt erreichbar.