Virtuell

Japan: Virtuelles Netz von Rakuten Mobile gestartet

In Japan ist der vierte Mobil­funk­netz­be­treiber "Rakuten Mobile" mit 6 Monaten Verspä­tung in drei Groß­städten gestartet. Das Netz ist voll­ständig virtua­li­siert.
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Der Chef von Rakuten Mobile, Mickey Mikitani, stellt sein Unternehmen vor. Der Chef von Rakuten Mobile, Mickey Mikitani, stellt sein Unternehmen vor.
Foto: MobileWorldLive
In Japan ging in diesen Tagen der vierte Mobil­funk-Netz­be­treiber an den Start. Sein Name Rakuten Mobile. Den Namen Rakuten kennt man hier­zu­lande durch sein Shop­ping-Portal, bei dem verschie­dene Händler ihre Produkte gemeinsam anbieten. Das Portal ist eines der welt­weit größten seiner Art.

Start mit Verspä­tung

Der Chef von Rakuten Mobile, Mickey Mikitani, stellt sein Unternehmen vor. Der Chef von Rakuten Mobile, Mickey Mikitani, stellt sein Unternehmen vor.
Foto: MobileWorldLive
Wie die Seite Mobi­le­world­live, die von der GSMA betrieben wird, berichtet, schal­tete Rakuten Mobile vergan­gene Woche mit sechs­mo­na­tiger Verspä­tung sein kommer­zi­elles 4G-Netz in Japan ein und wurde damit zum vierten Mobil­funk­be­treiber in Japan. Das beson­dere an diesen Anbieter: Die Infra­struktur ist voll­ständig virtua­li­siert.

Zum Start stellte Rakuten einen LTE-Tarif mit der Bezeich­nung "Un-Limit 2.0" vor, der monat­lich 2.980 Yen (etwa 25,33 Euro) pro Monat kostet. Enthalten ist die unbe­grenzte Daten­nut­zung, sofern man das Netz von Rakuten-Mobile nutzt, was derzeit nur in den Groß­städten Tokio, Nagoya und Osaka verfügbar ist. An anderen Orten greift Rakuten auf die Dienste des japa­ni­schen Wett­be­wer­bers KDDI zurück und dort ist dann das Daten­vo­lumen auf 5 GB im Monat begrenzt, ursprüng­lich waren 2 GB ange­kün­digt worden.

Der neue Chef von Rakuten Mobile, Mickey Miki­tani (im Bild), stellte die Vorteile seiner Mitglied­schaft im Ökosystem der Rakuten Group heraus: "Unser Ziel ist es, unseren Kunden einen mobilen Dienst anzu­bieten, der von keinem anderen Anbieter über­troffen wird". Durch den "welt­weit ersten groß ange­legten Einsatz eines voll­ständig virtua­li­sierten Mobil­funk­netzes" können Inves­ti­tionen und Betriebs­kosten erheb­lich redu­ziert werden.

Was bedeutet Virtua­li­sie­rung?

Wenn man sich einen Staub­sauger kauft, kann man damit nur Staub saugen, aber nicht Geschirr spülen oder Tief­kühl­ge­müse kühlen. Wenn die Wohnung größer wird, braucht man viel­leicht einen neuen (stär­keren) Staub­sauger oder einen neuen größeren Tief­kühl­schrank. Bei der Virtua­li­sie­rung werden alle Netz­funk­tionen und Dienste als Soft­ware auf "neutralen" Servern, die gar nicht bei einem selbst, sondern beispiels­weise in einer Cloud stehen können, ausge­führt. Ändern sich die Ange­bote oder die Nach­frage, kann schneller reagiert werden, indem weitere virtu­elle Server dazu kommen oder wegfallen. Da das alles in der Cloud statt­findet, muss dort einfach nur mehr Server-Kapa­zität gebucht werden. Das geht (im Ideal­fall) auto­ma­tisch.

Nicht alles kann virtua­li­siert werden (das Beispiel mit dem Staub­sauer zeigt das), auch im Mobil­funk gibt es schluss­end­lich Kompo­nenten wie Sende­sta­tionen und Antennen, die man nicht zum Verwalten von Tarif­plänen oder dem Versand von News­let­tern gebrau­chen kann.

Ehrgei­zige Pläne

Rakuten Mobile hatte seine Tarif­pläne schon im März vorge­stellt und betonte nun, dass es an seiner Stra­tegie fest­halten wolle, für die ersten drei Millionen Kunden, die sich in den ersten 12 Monaten anmelden, einen kosten­losen Tarif anzu­bieten.

Start­schwie­rig­keiten

Trotz aller Vorschuss­lor­beeren kam der Start von Rakuten Mobile erst rund sechs Monate später, er war ursprüng­lich für den Oktober 2019 geplant. Der dama­lige Betreiber begrün­dete dies mit fehlendem Fach­per­sonal für den Netz­ausbau, was durch die damals schon laufenden Vorbe­rei­tungen für die nun doch verscho­benen Olym­pi­schen Sommer­spiele, die dieses Jahr in Tokio statt­finden sollten, verur­sacht worden sei. Rakuten hatte aber mit der bereits vorhan­denen Infra­struktur ein Test­netz einge­richtet und das in Hinblick auf den kommer­zi­ellen Start schritt­weise ausge­baut.

Das neue Netz wollte zum offi­zi­ellen Start 4.400 Basis­sta­tionen in Betrieb haben, konkrete Details gab es aber dazu aktuell nicht. Rakuten Mobile wies auch darauf hin, dass es mögli­cher­weise einige Anlauf­schwie­rig­keiten aufgrund von Covid-19 geben könnte, denn "eine Reihe" seiner Handy-Shops in Japan waren am 2. April im Rahmen von Maßnahmen zur Verhin­de­rung der Ausbrei­tung des Virus vorüber­ge­hend geschlossen worden.

Kein neuer Netz­be­treiber, aber ein neues Mobil­funk­netz: In Ungarn ist das 5G-Netz von Magyar Telekom gestartet.

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