DIY: Netzwerkspeicher für alle
Der NAS-Server TS-569 Pro Turbo von QNAP
Bild: QNAP
Früher bogen sich Regalbretter unter dem
Gewicht von Büchern und CDs, heute lagern die liebsten Songs und
Videos eher auf der Festplatte. Verteilt auf iPod und Rechner wird
die Musiksammlung jedoch schnell unübersichtlich, Fotos des letzten
Italienurlaubs befinden sich noch auf dem alten Computer und
wichtige Dokumente lagern unsortiert auf den Festplatten von Notebook
und Desktop-PC. Ordnung schafft hier ein Netzwerkspeicher (NAS bzw.
Network Attached Storage).
Netzwerkspeicher beruflich und privat nutzen
"Netzwerkspeicher sind, vereinfacht ausgedrückt, Festplatten mit Netzwerkanschluss, die Speicherplatz für verschiedene Nutzer zur Verfügung stellen", sagt Boi Feddern von der Computerzeitschrift c't. Möglich wird das, weil die Geräte direkt am Router hängen. So können Familienmitglieder Bilder, Filme und Musik bequem untereinander austauschen. Auf vielen NAS-Modellen lassen sich dabei mehrere Nutzer mit unterschiedlichen Zugriffsrechten anlegen. So kommen Kinder nicht an Filme, die sie noch gar nicht sehen dürfen.
Sinnvoll sind die Geräte auch, um zum Beispiel gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten oder Sicherheitskopien wichtiger Daten anzulegen. Oft können sie aber noch mehr: "Bei den meisten Geräten lassen sich noch zusätzliche Dinge konfigurieren - etwa für Fernzugriff übers Internet, Torrent-Downloads oder Film- und Musikstreaming zum Fernseher", erklärt Feddern.
Einfache Handhabung
Der NAS-Server TS-569 Pro Turbo von QNAP
Bild: QNAP
Die Einrichtung der Netzwerkspeicher ist nicht sehr kompliziert.
"Mittlerweile gibt es Netzwerkspeicher, die nicht nur wie eine
einfache externe Festplatte aussehen, sondern sich auch so
verhalten", erklärt Michael Schidlack vom IT-Verband Bitkom. Diese
werden nur mit dem eigenen Router und dem Stromnetz verbunden - und
schon steht der Speicherplatz im Netzwerk zur Verfügung. "Wie komplex
die Einrichtung einer Netzwerkfestplatte ist, hängt auch davon ab,
welche Funktionen genutzt werden", sagt der Experte.
Die Bedienung ist selbst für Laien keine große Umstellung: "Per Browser sind moderne Geräte über eine Art Linux-Desktop bedienbar", erklärt Boi Feddern. Wer schon einmal Daten in Windows von Ordner zu Ordner geschoben hat, muss sich da nicht groß umgewöhnen. Und für den Datenzugriff von Smartphone oder Tablet bieten viele NAS-Hersteller eigene Apps.
Billigere Netzwerkspeicher arbeiten nicht immer zuverlässig
Einfache Modelle mit fest verbautem Speicher und rund einem Terabyte Speicherplatz gibt es ungefähr ab 140 Euro. Etwas teurer sind Geräte mit Festplatteneinschüben, bei denen sich die Kapazität mit der Zeit bequem erweitern lässt. In einem Test der Zeitschrift Audio Video Foto Bild gab es die Bestnote für ein 180-Euro-Modell, bei dem die Festplatten allerdings nicht mitgeliefert werden. Beim Zweitplatzierten sind gleich zwei Festplatten dabei, dafür kostet das Paket aber auch knapp 400 Euro.
Boi Feddern empfiehlt Modelle in der Preisspanne von 200 bis 400 Euro. Billigere Netzwerkspeicher arbeiten nicht immer zuverlässig und oft langsam, warnt der Redakteur. Für die Rechenarbeit haben die Geräte einen eigenen Prozessor an Bord. Hier müssten Verbraucher aber nicht zu anspruchsvoll sein, so Feddern: "Geräte mit ARM-CPUs von Marvell reichen für den Einsatz in kleinen Heimnetzen mit bis zu 10 Teilnehmern meistens aus."
Nur wer mehrere Zusatzanwendungen auf dem NAS laufen lassen will, viel Rechenleistung benötigt oder seine Daten verschlüsseln will, sollte nach Meinung des Experten zu teureren Geräten mit x86-CPU und mindestens einem Gigabyte Arbeitsspeicher greifen. Die seien allerdings auch lauter und stromhungriger.
Bei der Wahl einer Festplatte fürs NAS kommt es nicht zuerst aufs Tempo an. Stattdessen empfiehlt Feddern stromsparende, leise Modelle mit geringer Umdrehungsgeschwindigkeit. Aber Vorsicht: Nicht jedes Modell eignet sich für ein Heimnetzwerk. "Normale Festplatten sind in der Regel nicht für eine Dauernutzung rund um die Uhr ausgelegt", erklärt Michael Schidlack. Für Netzwerkspeicher gibt es spezielle Modelle, die auch im Dauerbetrieb nicht schlapp machen, dafür allerdings auch etwas teurer sind.
Den ausgedienten PC zum NAS ausbauen
Wer gar kein Geld ausgeben will und ein wenig Computerwissen mitbringt, kann auch einen ausgedienten PC oder ein altes Notebook zum NAS umbauen. "Allerdings ist ein zum Server umfunktionierter Alt-Rechner dann meist lauter und möglicherweise energiehungriger als ein NAS", warnt Boi Feddern. Gerade ältere Notebooks bieten außerdem oft nicht mehr als ein oder 1,5 Terabyte Festplattenplatz - zu wenig für umfangreiche Sammlungen oder Backups.
"Wer selbst schrauben will, greift besser zu aktueller Hardware, mit der sich kleine Server zusammenbauen lassen", so der Rat des Redakteurs. Diese seien im Leerlauf sparsamer und leiser als manches NAS, stellen aber eine hohe Rechenleistung bereit und lassen sich flexibel erweitern. Dafür sorgen die aktuellen Intel-Prozessoren der Haswell-Generation - Feddern empfiehlt die Desktop-Ausführungen für LGA1150-Mainboards. In der Regel ist die Heimbastler-Version dadurch aber nicht günstiger als ein gekauftes NAS.
Zur Speicherung von Daten bieten sich auch Flash-Festplatten an. Wie sich diese je nach Modellen unterscheiden, haben wir in unserer Meldung für Sie zusammengefasst.