Niedersachsen: Riesige Sender-Vielfalt statt DAB+-Ende
Eigentlich wollte Niedersachsen den digital-terrestrischen Hörfunk zu Fall bringen. Vor gut drei Jahren noch hatte der Landtag die Landesregierung dazu aufgefordert, sich für eine Beendigung von DAB+ einzusetzen. Nun folgte nicht nur eine Kehrtwende, Niedersachsen bekommt sogar das umfangreichste lokale und regionale Angebot auf DAB+ in ganz Deutschland.
10 Multiplexe decken UKW-Landschaft perfekt ab
radio ffn bald auch in Niedersachsen auf DAB+
Screenshot: Michael Fuhr
Der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) wurden mit Schreiben der Niedersächsischen Staatskanzlei vom 11. April 2022 zehn DAB+-Übertragungskapazitäten zur landesweiten Verbreitung von Hörfunk mit der Möglichkeit der Regionalisierung zugeordnet. Die Ausschreibung richtet sich ausschließlich an Medienplattformanbieter, die eine Zuweisung für alle ausgeschriebenen DAB+-Übertragungskapazitäten beantragen. Eine Zuweisung von Teilkapazitäten an einzelne Medienplattformanbieter ist nicht möglich.
Ausgeschrieben werden DAB+-Übertragungskapazitäten für die Verbreitung von privaten Hörfunkprogrammen und Telemedien in Niedersachsen. Es handelt sich um eine landesweite Verbreitung mit der Möglichkeit der Regionalisierung. Diese wird durch die Unterteilung des Bundeslandes Niedersachsens in die folgenden zehn Regionen ermöglicht: Nordseeküste, Altes Land, Lüneburger Heide, Emsland, Oldenburger Land, Osnabrück, Weserbergland, Hannover, Braunschweiger Land und Göttingen/Harz. In jeder Region soll eine DAB+-Übertragungskapazität zum Einsatz kommen. Für Niedersachsen stehen somit insgesamt zehn DAB+-Ensembles zur Verfügung.
Mit dieser Ausschreibung ist das Kunstwerk gelungen, die komplexe UKW-Landschaft mit drei landesweiten Anbietern inklusive Regionalisierung/Lokalisierung sowie lokalen privaten und nicht-kommerziellen Veranstaltern auf DAB+ abzubilden. Alle auf UKW bekannten Programme sollen auch über DAB+ ausgestrahlt werden. Anbieter von Medienplattformen haben ab sofort Gelegenheit, bis 13. Juni 2022, 12 Uhr, Anträge auf Zuweisung unter Beachtung der Antragsvoraussetzungen zu stellen.
Veränderte Rahmenbedingungen
Der Sinneswandel bei DAB+ in Niedersachsen kam zustande, da sich die Rahmenbedingungen mit der zunehmenden Verbreitung des Digitalradiostandards geändert haben. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem die Verfügbarkeit von DAB+ in allen neuen Fahrzeugen. Zudem sind treibende Akteure der Blockade gegen den Digitalfunk wie Ex-Antenne-Niedersachsen-Chef Kai Fischer inzwischen nicht mehr bei den Privatradioanbietern im Land aktiv.
Neues zum Digitalradio gibt es auch in NRW und Bayern.