Nokia

Retro-Test: Multimedia-Smartphone Nokia 3650

Nokias Herausforderung für "Simser"
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Symbian Series 60 1st Edition? Diese Begrifflichkeiten dürften vielen noch bekannt sein, schließlich war Symbian bis vor wenigen Jahren das weltweit meistverbreitete Betriebs­system auf Mobil­telefonen. Die langjährige Dominanz war zugleich auch ein Fluch, denn über die Jahre schleppte Symbian immer mehr Features, aber auch immer mehr Ballast mit sich. Aber selbst Series 60 wie es auf dem Nokia 3650 läuft, zeigte neben vielen gelungenen Details auch Schwächen, die besonders aus heutiger Sicht auffallen. Während es 2003 galt, möglichst verspielt daher zu kommen, zählen heute wieder klare und schlichte Strukturen als zeitgemäß.

Nokia 3650

Das Hauptmenü des 3650 lässt sich, ähnlich wie bei Nokia-Handys der Vorgänger­generation, als Liste darstellen. Werkseitig ist aber die so genannte "Gitteranordnung" voreingestellt: Auf der obersten Ebene zeigen sich neun Menüpunkte, durch herunterscrollen erscheinen weitere elf. 20 Obermenüs verteilen sich daher auf den Bild­schirm. Das bedeutete für den Anwender zunächst einmal: Ordnung schaffen. Denn eines ließ Symbian schon damals zu: Das Erstellen von Ordnern. Die Frage, warum Nokia nicht von vornherein Foto- und Videokamera oder Aufgaben und Kalender in einen Ordner gepackt hat, ist daher zu vernachlässigen, schließlich ermöglichte Symbian dem Anwender eine recht große Freiheit.

Einen App-Store gab's noch nicht

Foto Kamera Nokia 3650 Foto-Aufnahme mit der Kamera des Nokia 3650
Foto: teltarif.de
Neben vollwertigen Business-Funktionen in den Bereichen Kontakt­verwaltung, Kalender und Aufgaben - selbstverständlich mit Outlook-Synchronisation - installierte Nokia auch den Real One Player, der für die Wiedergabe von kurzen Videos genutzt wurde. Außerdem mit dabei: zwei Spiele, unter anderem "Snake EX". Selbst­verständlich zeigte sich das Nokia 3650 ganz als echtes Smartphone und ließ sich beliebig bis zum Speicherlimit mit Programmen füttern, heute würden wir "Apps" sagen. Herunterladen musste der Nutzer diese aber am Computer von diversen Online-Quellen, über einen echten App-Store verfügte Nokia damals nicht.

Apropos Browser: Dieser war, ganz im Sinn der damaligen Zeit, vor allem für WAP-Inhalte optimiert und konnte daher bei der Darstellung von "echten" Webseiten nicht immer glänzen. Limitiert wurde der Browser auch durch die langsame Geschwindig­keit, denn das 3650 war lediglich in GSM-Netzen zu Hause und surfte daher mit GPRS durchs Internet. Schwamm drüber, denn UMTS war 2003 ohnehin nur für wenige ausgewählte Mobilfunk-Kunden freigeschaltet. Als weitere Verbindungsmöglichkeiten standen für das Nokia 3650 Bluetooth und Infrarot zur Verfügung.

Smartphone-Konkurrenz für das Nokia 3650

Multimedia- und Business-Smartphones

Im Smartphone-Segment tummelten sich anno 2003 nicht viele Geräte und das Nokia 3650 bestach als "Multimedia-Smartphone". Konkurrenzlos war das es allerdings nicht, denn andere Handy-Hersteller wie das ein Jahr zuvor gegründete Joint-Venture Sony Ericsson, Motorola, BenQ Siemens und HTC schickten sich an, ebenfalls Smartphones auf den Markt zu bringen. So hatte Sony Ericsson mit dem P800 damals ein echtes Eisen im Feuer und HTC produzierte "PDA-Handys" mit Microsoft-Betriebssystem, die o2 und T-Mobile unter eigener Marke verkauften. Sowohl das Sony Ericsson P800 als auch o2 xda und T-Mobile MDA verfügten bereits über einen Touchscreen, der sich mit einem Stift bedienen ließ und der um einiges größer war als der Bildschirm des 3650. Auch wenn das babyblaue Gehäuse des P800 eher weniger dazu passen wollte: Auch Sony Ericsson hatte mit seinem Modell insbesondere Business-Kunden im Auge und stattete das P800 daher mit einem Flugzeugmodus aus, so dass die PDA-Funktionen auch ohne Mobilfunk-Anbindung genutzt werden konnten.

Das Nokia 3650 gilt heute als Kultobjekt. Als das Handy damals auf den Markt kam, konnte die extravagante Tastatur­anordnung die Kunden allerdings nicht überzeugen. Noch im selben Jahr kam daher mit dem Nokia 3660 der Nachfolger - mit zwei wesentlichen Änderungen: Das Display konnte nun 65 536 anstatt 4 096 Farben darstellen und die Tastatur präsentierte sich in der gewohnten Form.