Dinosaurier-Sterben

Nokia hat genug von Symbian

Hersteller setzt bei Smartphones künftig auf Maemo
Von Marie-Anne Winter

Noch ist Symbian das beliebteste unter den mobilen Betriebssystemen. Doch langsam zeichnet sich ab, dass der Zenit überschritten sein dürfte: Ausgerechnet der größte Handyhersteller der Welt, Nokia, fängt damit an, seine Geräte mit anderen Betriebssystemen auszurüsten. Wie gestern berichtet, werden die Finnen auch ihren neuen Tablet-PC mit dem Linux-Betriebssystem Maemo ausstatten. Damit wenden sie sich von ihrem bisherigen Haussystem ab.

Nokia N810

Laut Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) wird Nokia künftig viele seiner Smartphones mit Maemo ausstatten. Bereits bei dem 2007 angekündigtem Internet-Tablet N810 hatte Nokia die lizenzkostenfreie Software eingesetzt. Laut FTD wird das Nischendasein von Maemo bald ein Ende haben. Bereits in wenigen Wochen soll ein erstens Maemo-Smartphone auf den Markt kommen. Symbian sei viel zu schwerfällig, um mit modernen Betriebssystemen mitzuhalten, hieß es aus dem Umfeld des finnischen Konzerns. Das liegt in erster Linie am überalterten Code von Symbian. Das Betriebssystem beruht auf dem Epoc-Betriebssystem, das Psion in den 90er-Jahren entwickelt hat. Beispielsweise das R380s von Ericsson kam im Jahr 2000 mit einer auf mobile Geräte zugeschnittenen Variante des Epoc-Systems auf den Markt. Das erste Symbian-Gerät von Nokia war der Communicator.

Dinosaurier unter den Betriebssystemen

Mittlerweile soll Symbian fast so umfangreich wie das Microsoft-PC-Betriebssystem Windows XP geworden sein. Neue Funktionen seien in die komplexe Struktur nur noch mit sehr großem Aufwand einzubauen. Damit scheint es nun das Schicksal der zu groß und schwerfällig gewordenen Dinosaurier zu erleiden: Wer zu unflexibel wird, stirbt aus. Daher haben andere Anbieter bei Neuentwicklungen, etwa bei den Touchscreen-Oberflächen von iPhone, Palm Pre oder den von Google und HTC entwickelten Android-Geräten G1 und G2, plötzlich die Nase vorn gehabt.

Dabei hatten die großen Handy-Hersteller Nokia, Sony Ericsson, Motorola und NTT Docomo erst vor gut einem Jahr beschlossen, ihre verschiedenen Symbian-OS-Varianten wie Nokia Series, UIQ und MOAP künftig zusammenzuführen und in eine offene mobile Plattform zu überführen. Gemeinsam mit weiteren Unternehmen der Branche wie Samsung, LG Electronics und Vodafone haben sie dafür die Symbian Stiftung gegründet, über deren Pläne wir vor einigen Monaten berichtet haben.

Die Rechnung scheint für Nokia allerdings nicht aufgegangen zu sein - trotz des verstärkten Engagements des Herstellers ist sein Marktanteil bei den Smartphones gesunken. Insbesondere die iPhone-Modelle von Apple sowie die Blackberry-Geräte von RIM knabbern an Nokias Vorherrschaft. Zusammen verkaufen Apple und RIM bereits jedes dritte Smartphone weltweit.