Kahlschlag

Protest gegen Bruchsal-Schließung von Nokia Siemens Networks

Müssen Angestellte die Versäumnisse des Managements ausbaden?
Von mit Material von dpa

Politiker protestieren gegen Schließung von Nokia in Bruchsal Politiker protestieren gegen Schließung von Nokia in Bruchsal
Bild: Nokia Siemens Networks
Mehrere Stadt­chefs und ihre Stell­ver­treter aus dem Land­kreis Karls­ruhe haben gesten für den Erhalt des Werks von Nokia Siemens Networks (NSN) in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) demonstriert. Nach Angaben der Stadt Bruchsal mar­schierten zehn hoch­rangige Ver­treter der umliegenden Orte mit. Der Netz­werk­aus­rüster will das Werk mit 650 Arbeits­plätzen so schnell wie möglich schließen. Die dort gefertigten Teile für Fest­netz­tele­fone würden kaum noch nach­ge­fragt. Der Betriebs­rat und die Gewerk­schaft IG Metall haben massiven Widerstand gegen die geplante Schließung angekündigt und erste Aktionen durchgeführt.

"Sollte die vereinbarte Stand­ort­sicherung von NSN in Frage gestellt werden, ist dies ein eindeutiger Vertrauens­bruch gegen­über den Beschäftigten von NSN" äußerte Eberhard Schneider, 1. Be­voll­mächtigter der IG Metall Bruchsal. "Die geplante Ver­nichtung von 650 Industrie­arbeits­plätzen und 50 Aus­bildungs­plätze ist ein Schlag ins Gesicht für die Be­schäftig­ten von NSN in Bruchsal und für die Region." Schon zwei Tage vor der Kund­gebung gab Dirk Becker, Gewerk­schafts­sekre­tär der IG Metall, bekannt: "Anstelle der Manager von NSN, die verantwortlich sind für die Schieflage des Unter­nehmens, sollen nun die Leidtragenden, die Beschäftigten, gehen." Schon in der ersten Dezemberwoche hatten die NSN-Beschäftigten bei einer Unterschriftensammlung in der Bruchsaler Fußgängerzone über 1 000 Unterschriften gegen die Standortschließung gesammelt.

Existenz einiger Mitarbeiter soll akut gefährdet sein

Politiker protestieren gegen Schließung von Nokia in Bruchsal Politiker protestieren gegen Schließung von Nokia in Bruchsal
Bild: Nokia Siemens Networks
Im Vorfeld der Kund­gebung waren in der lokalen Presse bereits Berichte von betroffenen Mitar­beitern platziert worden. Einige der Ange­stellten hatten beispielsweise in Erwartung einer einigermaßen gesicherten Position eine Familie gegründet, ein Haus gebaut und dafür einen Kredit aufgenommen. Ohne regel­mäßiges Ein­kommen sei die Existenz dieser Familien nach den Berichten der Lokalpress akut gefährdet. Manche hätten ihren Kindern noch nichts über die beruflichen Ver­änderungen erzählt und müssten - gerade in der Alters­gruppe über 50 - damit rechnen, nicht sofort wieder eine neue Stelle zu finden.

Die Karlsruher Bundestagsabgeordnete Karin Binder (DIE LINKE) erklärte zur angedrohten Schließung des Nokia-Werks ihre Solidarität. "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen einen stärkeren Schutz vor unternehmerischer Willkür. Seit Monaten kämpfen Betriebsrat und Belegschaft um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Seit Jahren wissen die Manager von Nokia und von Siemens, dass der Handy-Markt gesättigt ist und jede/r schon sein Zweit- und Dritthandy hat. Noch im Februar wurde dem Betrieb in Bruchsal die Einführung neuer Produkte versprochen. Aber diese Zusage hat die Konzernspitze gebrochen. Sie hat sich offenbar nicht um neue Tätigkeitsfelder und neue Produkte gekümmert", zitiert die IG Metall die Abgeordnete. "Bisherige Streichungspläne wurden von der Unternehmensleitung immer mit Restrukturierungsmaßnahmen für den Erhalt des Standorts Bruchsal begründet. Jetzt zeigt sich, damit sollte wohl nur die Belegschaft ruhig gehalten werden."

Mehr zum Thema Nokia