Dementi

o2-Angebot Global Friends bleibt trotz Jajah-Aus bestehen

Der kreative Dienst o2 Global Friends für VoIP-Telefonate ins Ausland bleibt bestehen. Das Startup Jajah wurde voll bei Telefónica Digital integriert. Nur einige ältere Jajah-Dienste werden geschlossen.
Von

o2-Angebot Global Friends bleibt trotz Jajah-Aus bestehen o2-Angebot Global Friends bleibt trotz Jajah-Aus bestehen
Bild: o2
Eher unter "Vermischtes" lief dieser Tage die Meldung, dass der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica das einst als Startup groß gefeierte Unternehmen Jajah, das man Ende 2009 für etwa 145 Millionen Euro gekauft hatte, Ende Januar 2014 "in Rente" schicken werde. Telefonate über deren Webseite oder den "Jajah Direct Service" werden nach dem 31. Januar 2014 tatsächlich nicht mehr nutzbar sein.

In Deutschland setzt der Dienst "o2 Global Friends", der 2010 gestartet worden war, auf der Plattform von Jajah.com auf. Bevor nun ein falscher Eindruck entsteht: Der Dienst "Global Friends" von o2 wird nicht eingestellt, das stellte die o2-Pressestelle auf Anfrage von teltarif.de klar.

Die Angebote von Jajah, einem ursprünglich österreichischen Startup waren schon vor einiger Zeit in den "Innovationsbereich Telefónica Digital" integriert worden. Dort bildet "Jajah" den Kern der Kommunikationsplattform. Im Januar wird Telefónica lediglich einige spezielle ältere Angebote von Jajah schließen, die noch aus der Zeit vor der Übernahme durch Telefónica stammen. Dazu gehören die Website Jajah.com und der Service "Jajah Direct", die bisher noch nicht unter dem Namen von Telefónica liefen.

Alternativen zu Whatsapp, Skype & Co.

o2-Angebot Global Friends bleibt trotz Jajah-Aus bestehen o2-Angebot Global Friends bleibt trotz Jajah-Aus bestehen
Bild: o2
Nach dem Kauf von "Jajah" wurden verschiedene Dienste gestartet und teilweise auch wieder eingestellt, berichten Insider. Jajah wurde unter dem Dach von "Telefónica Digital" eingemeindet, die Dienste auf den Netzen von o2 (England, Deutschland, Tschechien), Movistar (Spanien) and Vivo (z.B. Brasilien) gestartet, um alternativen Anbietern wie WhatsApp, Skype oder Viber etwas entgegen setzen zu können.

Wechselvolle Geschichte von Global Friends

Lange bevor die Branche über Over-the-top-Dienste (OTT) diskutierte, hatte o2 sein Produkt "Global Friends" gestartet:

Seit dem 19. Juli 2010 kann sich ein o2-Kunde für einmalig 5 Euro bis zu fünf Rufnummern im Festnetz in bestimmten Ländern der Welt heraussuchen, zu denen er für 15 Cent pro Minute vom Handy aus telefonieren kann. Außerdem dürfen zwei Rufnummern davon sogar in ausländischen Mobilfunknetzen liegen, die z.B. vom Festnetz oft nur zu noch höheren Preisen erreichbar sind.

Kunden, die Global Friends buchen, können in die Türkei, in die Schweiz, nach Österreich, Italien, Russland, Polen, in die Ukraine, in die USA, nach Großbritannien, Frankreich, Spanien, Griechenland, die Niederlande, Rumänien, Kroatien, Belgien, Ungarn, Schweden, Tschechien, Portugal, Dänemark, Luxemburg, Israel, Kanada, die Slowakei, nach Norwegen, Irland, Litauen, Lettland, China, den Irak, nach Finnland, Ägypten, Indien, Australien, den Iran, nach Thailand, Südkorea, Saudi-Arabien, Zypern, Georgien, Südafrika, Nigeria, Jordanien, Indonesien, Mexiko, Japan, Kolumbien, Kuwait, Malaysia, Usbekistan, Argentinien, Singapur, Malta, Venezuela, die Mongolei, nach Taiwan, Hongkong, Nepal, Bahrein, Paraguay, Mauritius, Guatemala, Trinidad und Tobago, Puerto Rico, die Seychellen, Kambodia, Burundi, Macau und die Bahamas im Rahmen dieses Angebotes telefonieren.

Auf der Liste fehlen die europäischen Länder Serbien, der Kosovo, Slowenien oder Bosnien, vermutlich wegen relativ hoher Interconnect-Kosten, welche die Kalkulation für o2 unattraktiv machen würde.

Anwahl der gewählten Rufnummern erfolgt per Kurzwahl

Die fünf vom Kunden ausgewählten Rufnummern klemmt o2 hinter die Kurzwahlen 1001 bis 1005 - je nach Wunsch des Kunden, der per SMS über die echte Zielrufnummer und deren Freischaltung informiert wird. Einmal pro Monat kann eine Nummer für einmalig 1 Euro "ausgewechselt" also geändert werden. So soll wohl verhindert werden, dass Vieltelefonierer quasi weltweit (zu mehr als fünf Zielen) zu diesen günstigen Preisen sprechen können. Zu beachten ist: Nur bei Anwahl der von o2 geschalteten Kurzwahl werden die günstigen Tarife berechnet.

Ruft Kunde Müller die 1001 an, kann er vielleicht seine Erbtante in Ohio (USA) erreichen, Kunde Maier hat vielleicht den Alm-Öhi auf seiner Schweizer Bergalm auf diese Kurzwahl gelegt.

Kunden berichten von teilweise einwandfreien glasklaren Verbindungen, teilweise gab es seit dem Start im Jahre 2010 auch Probleme, z.B. mit Anrufen in die Schweiz. Speziell zum Schweizer Mobilfunk wurden Telefonate von lang anhaltenden Echos begleitet und daher von vielen Anwendern als "kaum nutzbar" deklariert.

Ursprünglich im Kosten-Airbag enthalten

Anfangs wurden die vertelefonierten Minuten sogar im Rahmen des Kosten-Airbags von o2o angerechnet, woraus sich eine Quasi-Flatrate ergab.

Zunächst war diese Option nur im o2o-Tarif zu bekommen, seit Herbst 2010 ist sie für alle Tarife von o2 freigegeben.

Wieviele Kunden "Global Friends" wirklich nutzen, ist nicht bekannt. Der Schwerpunkt dürfte bei Nutzergruppen mit starken familiären oder freundschaftlichen Bindungen in ferne Länder liegen, und da wird dann gerne etwas mehr telefoniert.

Deswegen nahm o2 ab etwa Oktober 2010 die Telefonate über Global Friends aus dem Kosten-Airbag heraus - sprich: Die 15 Cent pro Minute wurden nicht mehr auf das Kostenlimit beim o2o angerechnet. Nach ersten Protesten wurde zunächst präzisiert, dass Bestandskunden (mit gebuchter Option) nicht betroffen seien.

Kunden mit einer Global-Friends-Option, die das Feature im Rahmen des Kosten-Airbag weiter ausgiebig nutzten, wurden im Mai 2011 angeschrieben und ihnen die Option gekündigt. Im Juli diesen Jahres, so berichten Betroffene, seien sie informiert worden, dass die mit Global Friends geführten Gespräche nun definitiv nicht mehr in den Kosten-Airbag einbezogen würden. Offenbar ging die Kalkulation bei dieser Zielgruppe sonst nicht auf.

Das "ungewünschte" VoIP

Telefonieren über VoIP ist im Mobilfunk bis heute ein kompliziertes Unterfangen, denn nicht alle Anbieter lassen es zu (und wenn, dann nur in bestimmten Tarifen). Der Kunde muss je nach verwendetem Telefon zusätzliche Software installieren und/oder konfigurieren, was bei Global Friends nicht erforderlich ist.

Die Sprachqualität von VoIP-Gesprächen ist je nach zugrundeliegender Internetverbindung nicht immer überzeugend. Anrufe mit Ziel Ausland sind vom Handy - je nach Tarif - teilweise noch extrem teuer, teilweise aber längst nicht mehr. Wo die Preise bei 12 bis 29 Cent pro Minute liegen, tut sich kaum ein Kunde den Umstand einer VoIP-Verbindung an.

Auf lange Sicht werden die Tarife für "normale" Gespräche ins Ausland sicherlich noch sinken und im Endeffekt werden damit Sonderangebote, wie sie Global-Friends derzeit darstellt, oder die Installation separater VoIP-Anwendungen für die große Kundenmasse überflüssig.

Überschrift ist optional, muss aber geprüft werden!