Entwicklungshilfe

OLPC XO-3: Hundert-Dollar-Tablet auf der CES vorgestellt

Günstiges Gerät lädt per Kurbel und Solarzelle
Aus Las Vegas berichtet / Steffen Herget

Tablet für Entwicklungsländer: OLPC XO-3 Tablet für Entwicklungsländer: OLPC XO-3
Bild: teltarif.de
Auf der CES geht es nicht um die Faktoren "schneller, besser, teurer", sondern manchmal auch um einen etwas anderen Ansatz. So stellt das One-Laptop-Per-Child-Projekt (OLPC) von Nicolas Negroponte in der Spielermetropole Las Vegas ein neues Tablet-Modell vor, das mit günstigem Preis und breiten Einsatzmöglichkeiten vor allem in Entwicklungsländern eingesetzt werden soll. Das OLPC XO-3 wurde bereits Ende 2009 zum ersten Mal angekündigt, nun aber auf der CES 2012 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Das Tablet sieht in der fertigen Version zwar deutlich weniger radikal aus als die ersten Entwürfe, scheint aber durchaus gelungen - zumindest, wenn man die gedachten Einsatzmöglichkeiten im Hinterkopf behält.

Tablet für Entwicklungsländer: OLPC XO-3 Tablet für Entwicklungsländer: OLPC XO-3
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Das OLPC XO-3, das auf der Messe in Las Vegas noch ein Vorserienmodell ist, hat einen acht Zoll großen Touchscreen und wird von einem Marvell-Prozessor angetrieben. Das gesamte System verbraucht laut Angaben des Herstellers nur zwei Watt Strom, was lange Laufzeiten und kurze Ladezyklen ermöglicht. Als Betriebssystem kommen verschiedene Lösungen in Frage, auch die Google-Software Android können die jeweiligen Partner installieren. OLPC selbst setzt mit Fedora eine Linux-Distribution ein, der die Entwickler die eigene "Sugar"-Oberfläche verpasst haben. Diese ist kaum mit einem modernen Tablet-Betriebssystem zu vergleichen, weder in der Bedienung noch im Funktionsumfang.

Robust und liegt gut in der Hand: OLPC XO-3 Robust und liegt gut in der Hand: OLPC XO-3
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Gedacht ist die Software für Kinder und Jugendliche in Entwicklungs- und Schwellenländern, die mit dem Tablet den Umgang mit Computern erlernen und auf spielerische Art auch an das Programmieren herangeführt werden sollen. Grobe Aussetzer leistete sich das OLPC XO-3 beim kurzen Ausprobieren auf der CES allerdings nicht, die Software tat, was sie sollte und lief zudem recht flott. Interessant ist auch die Möglichkeit, zwischen mehreren dieser OLPC-Tablets ein Ad-Hoc-WLAN aufzubauen. So muss keine weitere Netzwerk-Infrastruktur vorhanden sein, damit die Schüler beispielsweise Daten untereinander drahtlos austauschen können.

Das OLPC XO-3 ist in jedem Falle ein robustes Tablet, so schnell dürften auch Kinderhände das Gerät nicht kleinkriegen. Dass OLPC hier auf Robustheit mehr Wert gelegt hat als auf ein besonders dünnes und leichtes Tablet, ist verständlich und sinnvoll. Das OLPC XO-3 liegt allerdings durchaus gut in der Hand und fühlt sich recht wertig an. Auch das Display liefert eine ordentliche Leistung ab, Blickwinkel und Helligkeit gehen in Ordnung. Insgesamt ist das OLPC XO-3 aber schlicht nicht vergleichbar mit einem High-End-Tablet mit Android oder einem iPad, hier würde das Gerät wohl jeden Vergleich verlieren. Für die gedachten Zwecke erscheint das OLPC XO-3 aber durchaus gerüstet, zudem hat es einen unschätzbaren Vorteil: Der Preis wird bei weniger als 100 US-Dollar liegen.

Laden auch per Handkurbel möglich

Verschiedene Ladebuchsen und Schnittstellen Verschiedene Ladebuchsen und Schnittstellen
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Interessant ist auch das Zubehör des OLPC XO-3. So bietet der Hersteller etwa eine Hülle mit Solarmodul an, die den Akku des Tablets mit Hilfe von Sonnenlicht laden kann. Die Kontakte werden dabei über die Gehäuseschrauben hergestellt. Eine weitere Möglichkeit, auch abseits von Gebieten mit gesicherter Stromversorgung das Tablet nutzen zu können, bietet das Handkurbel-Ladegerät. Der Wirkungsgrad soll dabei so aussehen, dass mit jeder Minute kurbeln immerhin zehn Minuten Nutzung möglich sind. Das Tablet verfügt außerdem über verschiedene Ladebuchsen, lässt sich also beispielsweise über einen USB-Port ebenso laden wie über einen runden Netzteil-Stecker.

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