Südtirol

Rundfunkanstalt Südtirol verteidigt UKW-Abschaltung

Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Südtirol hat auf Kritik von Verbraucherschützern an der geplanten Abschaltung von UKW reagiert: Das Digitalradio DAB+ sei wesentlich günstiger und effektiver.
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Die RAS verteidigt die Abschaltung ihrer UKW-Sendeanlagen Die RAS verteidigt die Abschaltung ihrer UKW-Sendeanlagen
Foto: RAS
Die Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) hat auf die Kritik der Ver­braucher­zentrale Südtirol reagiert und verteidigt die Abschaltung des alten, analogen UKW-Hörfunks. Die RAS verbreitet seit mehreren Jahren Digitalradioprogramme über DAB+. Derzeit werden mit 84 Digi­tal­radio­sendern 99,5 Prozent der Bevölkerung Südtirols mit 22 Hör­funk­pro­grammen in ausgezeichneter Qualität versorgt. Da über Digitalradio DAB+ mehr Programme in besserer Qualität landesweit empfangen werden können und viele Haushalte bereits ein Digitalradio besitzen, habe die RAS Ende 2017 die ersten 19 UKW-Sendeanlagen abgeschaltet. 2018 geht der sukzessive Ausstieg aus der Analogtechnik weiter.

Langsamer Umstieg

Die RAS verteidigt die Abschaltung ihrer UKW-Sendeanlagen Die RAS verteidigt die Abschaltung ihrer UKW-Sendeanlagen
Foto: RAS
Der RAS sei es laut eigenen Worten ein Anliegen, den Umstieg langsam vorzunehmen und die Südtiroler Bevölkerung frühzeitig aufmerksam zu machen, dass die analoge Technologie keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat und UKW früher oder später gänzlich abgeschaltet wird: "Radio kann nicht das einzige analoge Medium bleiben", so der öffentlich-rechtliche Sender.

Die RAS weist deshalb seit Jahren darauf hin, dass bei einem Neukauf eines Radiogerätes oder Autos nur noch eines mit DAB+ gekauft werden sollte. Das nationale Haushaltsgesetz, das Ende 2017 verabschiedet worden ist, sehe jetzt verpflichtend vor, dass ab 2020 jedes verkaufte Radiogerät daheim und im Auto ein digitales Empfangsteil haben muss.

Altes Eisen: RAS möchte in UKW nichts mehr investieren

Die RAS möchte auch in die alte UKW-Technik nichts mehr investieren. Um die drei landesweiten UKW-Sendenetze mit 212 Sendeanlagen in vollem Umfang weiter betreiben zu können, seien die mittlerweile mehr als 30 Jahre alten Sender zu ersetzen. Würden UKW-Anlagen jetzt abgeschaltet, könnten die frei werdenden Geräte als Ersatzteile verwendet werden. Es müssten keine neuen angekauft werden.

Für die beiden DAB+ Sendenetze seien hingegen für die Abdeckung von 99,5 Prozent der Bevölkerung derzeit nur 84 Sender notwendig – und es können 22 Hörfunkprogramme und nicht nur drei landesweit verbreitet werden. Berücksichtigt man die Anzahl der Sender und die verbreiteten Programme, so sei Digitalradio DAB+ "in unserem Falle 19 Mal effizienter", rechnet die RAS vor. Die Verbreitungskosten sinken also pro Programm auf nahezu fünf Prozent. Digitalradio sei somit der kostengünstigste Verbreitungsweg.

Übertragung im Internet hundert Mal teurer als via DAB+

Die RAS geht auch auf die von den Verbraucherschützern aufgestellte Äußerung ein, man bräuchte kein DAB+, da Radio auch im Internet übertragen werden kann. Der Schweizer Rundfunk habe berechnet, dass die Verbreitung über Streaming hundert Mal teurer sei als die Verbreitung über DAB+. Ein Südtiroler Privatsender bestätige diese Zahlen. 2000 Hörer im Streaming kosten gleich viel wie die Ausstrahlung des Privatradios über DAB+ in Südtirol. DAB+ habe gegenüber Streaming und einer Verbreitung über Mobilfunk den Vorteil, dass es unabhängig von der Anzahl der Nutzer den Empfang garantiert.

RAS: Jedem Südtiroler Haushalt ein DAB+ Radio schenken

Würden alle Hörfunkprogramme für den Empfang im Auto ausschließlich über Mobilfunk verbreitet, müssten die Mobilfunknetze massiv ausgebaut und zusätzliche Standorte errichtet werden. Diese Kosten müssten dann wieder auf den Endverbraucher abgewälzt werden, der sich zudem ein neues Endgerät kaufen müsste. Die gleichzeitige Ausstrahlung über UKW und DAB+ sei zudem teuer. Die RAS sei daher bestrebt, die Dauer des Parallelbetriebs einzuschränken, um Steuergelder einzusparen. Würde der Zeitraum der parallelen Ausstrahlung um fünf Jahre gekürzt, könnte mit den eingesparten Geldmitteln laut Berechnung jedem Südtiroler Haushalt ein Radiogerät geschenkt werden.

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