6-fach

teltarif hilft: 6 neue Vodafone-Verträge statt Verlängerung

Eigent­lich gehen Leute in einen Shop, um sich persön­lich beraten zu lassen. Manche Shops miss­ver­stehen das als Lizenz zum Über­vor­teilen des Kunden. teltarif.de musste bei einem Fall aus NRW eingreifen.
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Es war einmal eine Rent­nerin, nennen wir sie Simone Kacz­marek (Name geän­dert), die hatte eine Prepaid-Karte im CallYa-Tarif von Voda­fone. Und weil sie sich dachte, "ich gönne mir mal ein neues Handy", ging sie mit ihrer besten Freundin, nennen wir Sie Lucy Glück­lich (Name geän­dert) in einen Shop mit rot leuch­tendem Voda­fone-Logo in einer mittel­großen Stadt in Nord­rhein-West­falen.

Aus eins mach drei

Als sie aus dem Laden wieder herauskam, hatte Frau Kacz­marek drei Neuver­träge. Sie verfügte nun über eine elegante Android-Smart­watch (mit eigener Rufnummer), ein Android-Tablet (mit eigener Rufnummer) und das gewünschte schicke "Drei Sterne"-Handy, Version 21. Die erste Monats­rech­nung betrug noch 86 Euro, dann klet­terte sie auf 136 Euro, ohne ihr Zutun. Frau Kacz­marek wunderte sich, unter­nahm aber weiter nichts.

Empfeh­lung der besten Freundin

Berater im Shop schießen gerne über das Ziel hinaus und finanzieren günstige Geräte-Käufe über weitere teure Verträge. Berater im Shop schießen gerne über das Ziel hinaus und finanzieren günstige Geräte-Käufe über weitere teure Verträge.
Foto: Vodafone
Frau Kacz­marek war der Empfeh­lung ihrer Freundin, Lucy Glück­lich gefolgt. Die hatte Anfang April 2020 im glei­chen Laden ihren bereits laufenden Vertrag mit einem neuen Handy verlän­gern wollen.

Statt einer Vertrags­ver­län­gerung mit einem neuen Handy wurde sie mit einem neuen Red-XS-Tarif mit etwa 35 Euro Grund­gebühr versorgt. Die neue SIM-Karte wurde als "Rabatt­karte" beschriftet, aber nie ausge­packt und gleich weg gelegt. Außerdem wurde ihre bereits vorhan­dene Zweit­nummer aus dem Tarif "Red M 2017" dabei in einen Red+ umge­wan­delt.

Was ist SecureNet?

Der Verkäufer buchte für beide Verträge jeweils "Voda­fone SecureNet" dazu.

Zu Erklä­rung: Voda­fone SecureNet ist ein "Viren­schutz" via Mobil­funk-Internet-Proxy, der Verbin­dungen zu als "böse" bekannten Servern blockiert und eine Warn­mel­dung anzeigen lässt. Bei der Telekom gibt es ein ähnli­ches Angebot unter dem Namen Protect Mobile.

Für die Netz­betreiber ist es ein nettes Angebot, weil der Kunde monat­lich 99 Cent extra bezahlt. In höher­wer­tigen Voda­fone-Tarifen ist der Filter übri­gens kostenlos dabei.

Ob diese Filter notwendig oder sinn­voll sind, ist unter Experten umstritten.

Aus drei mach sechs

Beim Besuch von Frau Kacz­marek im Shop war Frau Glück­lich eben­falls mit dabei. Sie hatte Frau Kacz­marek eigent­lich nur begleiten wollen. Doch im Laufe des Gesprächs erhielt auch sie einen Red M-Tarif (ca. 60 Euro Grund­gebühr), ein schi­ckes Tablet (mit dem Tarif Red+Data, zu 15 Euro monat­licher Grund­gebühr plus 10 Euro monat­lichen Aufpreis für die Hard­ware), weiter eine Smart­watch (im Tarif Red+AllNet Basic, zu 25 Euro monat­licher Grund­gebühr) verpasst.

Der freund­liche Verkäufer versi­cherte ihr, diese Geräte seien "gratis" und wenn sie diese nicht nutzen wolle, brauche sie das nicht. Die SIM-Karten für die neuen Verträge lagern bis heute bei Frau Glück­lich original verpackt und unge­nutzt.

Als Frau Glück­lich den Laden verließ, hatte sie nun sechs aktive Verträge und Rufnum­mern dazu.

Zwei Gutscheine - wofür?

Der Verkäufer konnte der Kundin Lucy Glück­lich am glei­chen Tag noch zwei Gutscheine über jeweils 78 Euro und 128 Euro verkaufen, deren Bedeu­tung und Nutzung der Kundin aller­dings unklar blieb. Es gibt darüber eine Barrech­nung, die mit EC-Karte bezahlt wurde, und auf den Rech­nungen ist jeweils eine 16-stel­lige Gutschein­nummer vermerkt.

Die monat­lichen Rech­nungen von Frau Glück­lich star­teten bei rund 70 Euro, ab dem Mai 2021 waren es dann unge­fähr 150 Euro, je nach Nutzung, Monat für Monat.

Ein Todes­fall löst Nach­for­schungen aus

Wäre die erst­genannte Kundin, Simone Kacz­marek, nicht kürz­lich verstorben, hätten die beiden Freun­dinnen sich mögli­cher­weise noch länger keine Gedanken über diese Vorgänge gemacht. So war Lucy Glück­lich traurig und kam mit einem Nach­barn ins Gespräch. Der ist promo­vierter Infor­matiker, kennt sich mit Handys und Internet bestens aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie ihm ihre Erleb­nisse schil­derte. Der Nachbar arbei­tete sich tief in die Materie ein, sich­tete Auftrags­bestä­tigungen und Rech­nungen und wandte sich schließ­lich bestens doku­men­tiert an teltarif.de.

Bestimmte Shops - mit Vorsicht zu genießen

Wir haben uns in der Branche umge­hört - die Recher­chen ergaben, dass dieses Vorgehen leider kein Einzel­fall ist. Wir berichten darüber in einem weiteren Artikel.

teltarif.de konnte helfen

Im Falle von Frau Glück­lich und Frau Kacz­marek hat teltarif.de den gut doku­men­tierten Vorgang an die Voda­fone-Pres­sestelle weiter geleitet. Ein Mitar­beiter der Rekla­mati­ons­abtei­lung von Voda­fone hat sich umge­hend mit dem Nach­barn in Verbin­dung gesetzt und gemeinsam die kompli­zierten Vorgänge aufge­drö­selt und weit­gehend berei­nigt.

Da Frau Kacz­marek verstorben ist, braucht der Netz­betreiber eine Kopie der Ster­beur­kunde, daraufhin werden alle Verträge und Verpflich­tungen stor­niert. Frau Glück­lich hat künftig statt der sechs Verträge nur noch einen und kann ihre Geräte nun ohne Sorgen nutzen.

teltarif.de musste bereits im vergan­genen Jahr einer Seniorin helfen, die mit (zu) vielen Voda­fone-Verträgen aus dem Shop kam.

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