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Nello One: WLAN-Adapter macht Türsprechanlagen smart

Nello One ist eine Nachrüstlösung, die Wechselsprech- und Türöffnungsanlagen per WLAN fit für die Bedienung per Smartphone macht.
Von Jan Rähm

Ein kleines unscheinbares Kästchen aus Deutschland namens Nello One soll Gegen­sprechanlagen in Mehr­familien­häusern smart machen. Wir haben uns die Lösung näher angeschaut.

Ansicht der Verpackungsfront von Nello One und des Inhalts. Nello One soll Wechselsprechanlagen smart machen.
Jan Rähm / teltarif.de
In Neubauten und als Nachrüstlösung für Ein­familien­häuser sieht man per Smartphone bedienbare Türöffner schon häufiger. Lösungen zum Nachrüsten in Mehr­familien­häusern, also dort wo man als Mieter eher keinen Einfluss auf die Schließanlage hat, sind selten. Mit „Nello One [Link entfernt] “ bietet die Locumi Labs GMBH aus München eine mit 149 Euro durchaus bezahlbare Möglichkeit, die Schließanlage smart zu machen. Dabei ist Nello One nicht nur vergleichsweise neuen Anlagen vorbehalten. Auch ältere Türsprecheinrichtungen wie die in unserem Test können mit Nello One nachgerüstet werden. Von Vorteil für den kleinen WLAN-Adapter für die Gegen­sprech­anlage ist, dass ihm anders als bei anderen ähnlichen Ansätzen die Energie ausreicht, die er von der Sprechanlage bekommt. Ein zusätzliches Netzteil und störende Verkabelung entfallen.

Made in Germany

Nach Angeben des Herstellers wurde der WLAN-Adapter für die Türsprechanlage größtenteils in Deutschland entwickelt und wird auch hierzulande gefertigt. Die Installation soll ohne Beschädigung möglich und Nello One auch völlig rückstandlos zu entfernen sein. Damit brauche man laut Hersteller nicht einmal die Erlaubnis seines Vermieters, um Nello One zu installieren.

Wer sich die Montage nicht zutraut und in München wohnt, kann auf der Website von Nello One einen Handwerker beauftragen, der für einmal 39 Euro das Gerät einbaut und in Betrieb nimmt. Im restlichen Bundesgebiet hilft im Zweifel das Branchenbuch einen Elektriker zu finden. Doch keine Angst, die Montage ist mit etwas Geschick gut machbar und die Nello-One-App führt meist sehr gut verständlich durch den Prozess.

Unboxing

Foto des gesamten Lieferumfangs von Nello One. Der gesamte Lieferumfang von Nello One.
Jan Rähm / teltarif.de
Nello One kommt in einer kleinen Schachtel kaum größer als ein m2-SSD-Blade. In der Box steckt nicht viel drin: Nello One selbst, das Montagematerial in Form von sieben Drähten, einem sehr kleiner Schraubendreher und einem Klebepad sowie ein bisschen bedrucktes Papier.

Die Montageanleitung fehlt im Lieferumfang, allerdings aus guten Grund: Nello One unterstützt eine Vielzahl verschiedener Sprechanlagen. Hätte der Hersteller die Installationsanleitung beigelegt, wäre aus einem Päckchen ein Paket geworden. So geht es nach dem Auspacken zuerst in den Appstore. Die Nello-App steht sowohl für Apples iOS wie Googles Android bereit.

Inbetriebnahme

Screenshot der App: So werden die nur fünf Kabel angeschlossen. Individuelle Anleitung: So werden die nur fünf Kabel angeschlossen.
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Die App zeigt kurz und knapp, was Nello One können soll. Dann müssen wir einen Account anlegen, was schnell erledigt ist. Dabei müssen wir allerdings eine Menge von uns preisgeben: Unseren Namen und unsere volle Anschrift. Nun geht es an die Tür, oder besser, an die Sprechanlage. Nachdem wir in der App den Hersteller und das Modell der Anlage ausgewählt haben, werden wir Schritt für Schritt durch die gesamte Montage geleitet. Bilder helfen dabei zu verstehen, was als nächstes passieren soll. Bild des Innenlebens der alten Schließanlage. Kabel-Chaos in der alten Sprechanlage.
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Die Installation in aller Kürze: Sprechanlage auf, Kabel an Nello One anschließen, Kabel ins Sprechanlagengehäuse führen, Kabel nach Anleitung an die richtigen Klemmen anschließen, kurz warten bis Nello sich an der Energie der Sprechanlage gelabt hat und dann wird es spannend: Die Übertragung der WLAN-Zugangsdaten und die Verbindung zum eigenen Account.

Nello selbst kommt ohne jeglichen Tasten, ohne Display und ohne USB-Anschluss. Wie nun also die Zugangsdaten aufspielen? Dafür hat sich der Hersteller einen ungewöhnlichen Weg gesucht. Nachdem wir die Zugangsdaten zum heimischen Drahtlosnetzwerk in der App hinterlegt haben, „morst“ sie das Smartphone an das Interface. Und morsen meinen wir, wie wir es schreiben. Morsen mit Licht: Das Smartphone überträgt die WLAN-Zugangsdaten an Nello One. Morsen mit Licht: Das Smartphone überträgt die WLAN-Zugangsdaten an Nello One.
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Nach einem Druck auf die Schaltfläche „Übertragung starten“ halten wir das Smartphone-Display direkt vor die LED in Nellos Gehäuse, die jetzt als Lichtsensor fungiert. Nun fängt das Handy-Display an wie wild und verrückt zu flackern. Kurze Zeit später leuchtet die LED auf und schließlich fängt sie an zu blinken: Die Einbindung ins WLAN war erfolgreich. Leider brauchten wir drei Anläufe, bis es soweit war. Die ersten beiden Male waren wir womöglich zu weit von Nello One entfernt mit unserem Display. Beim dritten Versuch hielten wir es weniger als zwei Zentimeter dicht vor den Sensor – dann mit Erfolg.

Funktionstest

Screenshot der Meldung, dass es geklingelt hat. Sowas aber auch!
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Jetzt wurde es noch einmal spannend: Arbeitet Nello One wie erwartet? Dafür noch schnell das Gehäuse der Sprechanlage schließen und dann schickt uns die App vor die Haustür. Wir klingeln. Nichts passiert. Wir probieren erneut und siehe da, auf dem Smartphone erscheint eine Push-Nachricht. Wir tippen auf die Push-Nachricht, die App öffnet sich wieder und wir können per Slider den Summer betätigen. Wir haben die Tür erfolgreich geöffnet.

Die Installation von Nello One dauerte im Test mit ein paar kleinen Fehlschlägen rund eine Stunde. Wobei wir zugeben müssen, zumindest einen Fehler gemacht zu haben. Ein Kabel hatten wir zuerst an der falschen Klemme befestigt. Das kostete Zeit. Nachdem es an der richtigen Klemme steckte, klappte die Initialisierung des WLAN-Zugangs im dritten Anlauf.

Praxis

Screenshot der Öffnungsfunktion in der App Wie früher das iPhone öffnet man heute Türen per Wisch.
Jan Rähm / teltarif.de
Der Zugang per App funktioniert nach der Installation erstaunlich schnell und reibungslos: App öffnen, Slider ziehen und maximal drei Sekunden später ertönt der Türsummer. Der Schlüssel kann künftig also in der Tasche bleiben. Und wenn auch noch eine App für Smartwatches kommen würde, bräuchte man noch nicht einmal das Handy aus der Tasche zu ziehen. Aufs Wort gehorcht Nello One auch schon, jedoch noch auf Alexa begrenzt. Mit Siri oder dem Google Assistant spricht das Gerät (noch) nicht.

Nach einem Klingeln vergehen zwischen einer und 15 Sekunden, bis die Push-Nachricht mit einer entsprechenden Meldung auf dem Handy erscheint. War die App gerade noch aktiv, geht es mit dem Push schneller. Im direkten Vergleich landen die Meldungen auf dem Android-Telefon einen Tick schneller als auf dem iOS-Gerät.

Was nach dem Klingeln allerdings nicht geht, ist die Sprachverbindung. Diese Funktion unterstützt Nello One nicht. Man kann also nicht nachfragen, wer vor der Tür steht. Dafür braucht es andere Lösungen.

Nello One App

Wer wie wir Nello One auf mehreren Geräten nutzen möchte, benötigt für jedes einen Account des Dienstes. Ist man auf mehreren Geräten mit einem Account gleichzeitig angemeldet, meldet eins von beiden schnell, dass man ausgeloggt wurde. Vom Haupt-Account aus lassen sich jedoch weitere Accounts in der App eintragen und wenn gewünscht, kann direkt eine Einladung an die neu hinterlegte Mail-Adresse gesendet werden.

Screenshot, der den Code-Zugang zeigt. Per Code soll man Gästen ebenfalls Zugang gewähren können. In der App ist diese Funktion allerdings noch nicht enthalten.
Hersteller
Lieferdiensten und Gästen kann man ein Zeitfenster einrichten, indem, wenn sie klingeln, die Haustür ohne Griff zum Handy automatisch geöffnet wird. Der Bote kann dann das Paket beispielsweise vor der Wohnungstür oder einem anderen vereinbarten Ort ablegen. Was nicht funktioniert, ist eine Art Öffnungscode, wie die Screenshot im Pressebereich der Homepage zeigen.

Smarte Türöffnung

Die App zum Nello One ermöglicht außerdem eine Geo-Fencing-Funktion namens „Homezone Unlock“ – wofür auch die Adresse initial hinterlegt werden musste. Nachdem diese Funktion aktiviert wurde, kann der Anwender seine Haustür einfach per kurzem Druck auf den Klingelknopf öffnen. Damit nun nicht jeder rein kommt, ist eben die Geo-Lokation zuständig. Zuerst legt der Nutzer die eigene „Homezone"“ in einem frei einstellbaren Radius zwischen 100 und 500 Meter rund um die eigene Adresse fest. Betritt der Nutzer die eingestellte Zone, wird die Öffnungsautomatik frei geschaltet. Wie lange nun die Türöffnung möglich ist, legt man mit einem zweiten Schieberegeler fest. Wählen kann der Nutzer zwischen fünf und zwanzig Minuten. Nach Ablauf der Zeit wird „Homezone Unlock“ wieder deaktiviert.

Nur, wie sicher ist Nello One? Der Hersteller verspricht, in jedem der Geräte stecke ein einzigartiger 256-bit Schlüssel, der niemals übertragen wird und nur in der Hardware selbst gespeichert ist. Wenn nun der Hersteller beim Dienst an sich nicht schlampt und der Nutzer sichere Zugangsdaten wählt, sollte unberechtigter Fernzugriff eher unwahrscheinlich sein. Da Nello One allerdings der bidirektionale Audio-Kanal fehlt, weiß man nie so ganz genau, wem man jetzt Zutritt zum Haus gewährt hat. Das muss jedem Nutzer klar sein.

Fazit

Nello One ist vergleichsweise einfach zu installieren. Die App und die Montageanleitung sind nicht immer ganz selbsterklärend. Die Hilfefunktion der App dürfte gerne etwas ausführlicher sein. Was uns sehr gefehlt hat, war die Möglichkeit, die Montageskizzen erneut aufzurufen, ohne den gesamten Installationsprozess von Neuem zu beginnen. Die beigelegten Kabel erwiesen sich als gerade so ausreichend. Keinen Millimeter kürzer hätten sie sein dürfen.

Sonst haben wir nichts an Nello One auszusetzen. Während des Tests funktionierte das Gerät mit ganz wenigen Ausnahmen zuverlässig. Auf dem Android-Telefon verlor der Dienst einmal die Verbindung, sodass Push-Mitteilungen nicht eintrafen.

Insgesamt gefällt uns Nello ziemlich gut und hoffen, dass vielleicht noch ein paar mehr Funktionen wie der Zugang per Code und eine App für Smartwatches hinzukommen. Außerdem fehlt die Integration in Apples Homekit, mit der sich die Tür über einen Sprachbefehl an Siri öffnen ließe. Gleiches gilt für Android und den Google Assistant, der ebenfalls noch nichts mit einem kurzen „Öffne die Haustür“ anfangen kann.

Update: Absatz zu Geo-Fencing hinzugefügt, Fazit um Sprachsteuerung ergänzt

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