Papierkram

Smartphone-App Piid hilft beim Ausfüllen von Formularen

Smarte Hilfe für den Papierkrieg: Die Smartphone-App Piid unterstützt Verbraucher beim Ausfüllen von Behörden-Anträgen oder Hotel-Anmeldungen.
Von dpa / Marie-Anne Winter

Software-Entwickler Atilla Tasbasi stellt seine Piid-App vor Software-Entwickler Atilla Tasbasi stellt seine Piid-App vor
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Viele gute Ideen sind einer tiefen Abneigung entsprungen. Die ablehnende Haltung gegenüber Formularen eines Kielers könnte Verbrauchern künftig die Anmeldung im Hotel, das Einreiseformular für das Urlaubsland oder den Antrag bei der Behörde erleichtern. "Ich hasse es, Formulare auszufüllen", sagt Atilla Tasbasi. Der Software-Architekt hat eine App entwickelt, die Formulare selbstständig und sprachübergreifend ausfüllt.

Noch läuft der Betatest, Anfang kommender Woche soll die kostenlose App Piid ("Persönliche Intelligente Identifikation") für iOS und Android auf den Markt kommen. Der Kieler Unternehmer erhofft sich Firmen, Hotelketten und auch Behörden als zahlende Kunden. "Denn es gibt in jeder Branche Formulare." Nutzer können bei jeder Aktion selbst entscheiden, was sie von sich einem Unternehmen oder eine Behörde preisgeben: "Ich entscheide dabei selbst, mit wem ich wann welche Daten teilen will", sagt Tasbasi.

Auf einer Webseite, im Reisebüro oder im Jobcenter - immer wieder müssen Verbraucher Formulare ausfüllen. Während bereits einige Browser personenbezogene Daten in ihrem Verlauf speichern und im Bedarfsfall in Online-Formulare von Internetseiten automatisch eintragen, hilft die App auch bei Papierkram. "Deutschland ist ja das Land der Formulare", sagt Tasbasi. Bereits mehr als 1000 Formulare - vom Anmeldebogen für den Hotelbesuch bis zum Antrag auf "Hartz IV" sind als PDF vorhanden. "Es sind ja immer die gleichen Daten, die dabei abgefragt werden wie Adresse, Telefonnummer und Geburtsdatum", sagt Tasbasi. "90 Prozent der Daten sind meist identisch."

Daten per QR-Code übertragen

Software-Entwickler Atilla Tasbasi stellt seine Piid-App vor Software-Entwickler Atilla Tasbasi stellt seine Piid-App vor
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In der Praxis reicht es aus, einen QR-Code zu scannen und auf dem Handybildschirm einmal mit dem Finger zu klicken. Binnen weniger Sekunden überträgt die Kieler App personenbezogene Daten in ein Onlineformular oder verschickt das ausgefüllte Formular per E-Mail. Die Daten der Nutzer werden dabei laut Unternehmen verschlüsselt auf dem Handy und nicht auf einem Server gespeichert. Verbraucher nutzen es immer in ihrer Sprache, egal ob die Formulare auf französisch, englisch oder arabisch sind.

Der Software-Architekt ist überzeugt davon, dass nicht nur Verbraucher Zeit sparen können. Auch Flüchtlingen und den Behörden könnte sie eine Hilfe sein. "Sie können sich den Dolmetscher sparen, wenn es bei Behördengängen um das Ausfüllen der Formulare geht", sagt er. Zehn Sprachen beherrscht die App - darunter auch Arabisch und Farsi. "Am Ende des Tages kann die App damit auch Steuergeld sparen." Seit anderthalb Jahren arbeitet er mit seinem zehnköpfigen Team an der App.

Schleswig-Holsteins oberste Datenschützerin Marit Hansen verfolgt die Entwicklung mit Interesse, hat aber noch Klärungsbedarf zur genauen Funktionsweise. Aus Verbrauchersicht stelle sich bei derartiger Software immer die Frage, "was passiert mit den Daten,", sagt Hansen. Positiv bewertet sie, dass die personenbezogenen Daten laut Unternehmen lokal auf dem Smartphone gespeichert werden und nicht in einer Cloud. Die digitale Aufbereitung der Formulare sei bereits eine gute Dienstleistung.

Datenschützerin Hansen sieht keine unüberwindbaren Hindernisse für eine rechtskonforme Gestaltung der Anwendung. "Rechtlich ist das vermutlich gestaltbar", sagt sie. Aus Datenschutzsicht bereite ihr die Kieler App deutlich weniger Bauchschmerzen als die Datensammelwut von Konzernen wie Facebook, Google und Co..

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