M2M-Tarife

Mobilfunk-Tarife für Störche, Wind­räder und Sensoren

Wenn ein Storch eine Roaming-Schock­rechnung von über 2000 Euro ver­ur­sachen kann, steckte in seinem Sender wohl die falsche SIM. Wir erläutern, welche Tarife es für die Kommuni­kation mit Störchen und Sensoren gibt.
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Berichte über den polnischen Storch Kajtek, der eine Handy-Rechnung über 2000 Euro verursachte, brachten der Öffentlichkeit ins Bewusstsein, dass in der Praxis bereits sehr viele Sensoren, Geräte und nun sogar Tiere über vernetzte Sensoren verfügen. In diesem Fall war eine SIM-Karte mit dem Storch gekoppelt, die jemand in einem ganz anderen Land "zweckentfremdet" hatte - die Schockrechnung kam also nicht durch den Storch, sondern durch (böse) Menschen zustande.

Die beiden Fachbegriffe "Machine-to-Machine-Kommunikation" (M2M) und "Internet of Things" (IoT) waren im Gedächtnis vieler Verbraucher bislang eher mit Business-Services assoziiert. Doch nicht nur durch den Storch, sondern auch durch vernetzte Smart-Home-Geräte wie Wasser- und Gaszähler, Heizungssteuerungen, Tür- und Fensterschlösser kommen die vernetzten Geräte zu vernünftigen Preisen im "normalen Leben" an.

Wer zum ersten Mal ein vernetztes Gerät erwirbt, das Daten nicht nur über das eigenen WLAN, sondern auch über das mobile Datennetz übertragen soll, hat sich vieleicht schon gefragt: Welchen Anbieter und welchen Tarif nehme ich dafür? In diesem Artikel geben wir dazu einige Anregungen.

Passende Vertragsform: Laufzeitvertrag oder Prepaid?

M2M-Tarife kommen entweder mit SIM-Karte oder Chip-Modul, wie hier bei Things Mobile M2M-Tarife kommen entweder mit SIM-Karte oder Chip-Modul, wie hier bei Things Mobile
Bild: Things Mobile /
Zunächst stellt sich für den Nutzer eines oder mehrerer vernetzter Geräte die Frage: Soll ich dafür eine Prepaid-Karte oder einen Vertrag nehmen? Die Antwort ist interesanterweise nicht nur von der geplanten Nutzung abhängig, sondern auch davon, wie gut zugänglich die Mobilfunkmodule im "Gerät" sind.

Ein teltarif.de-Leser berichtete uns vor einigen Jahren darüber, dass er mehrere Windkraftanlagen betreibt, die er mit Prepaidkarten ausgestattet habe, um Statusmeldungen zu übermitteln. Das aufgeladene Prepaid-Guthaben habe aufgrund der nur sehr kleinen zu übertragenden Datenmengen praktisch "ewig" gehalten, woraufhin der Prepaid-Anbieter irgendwann die Prepaidkarten abgeschaltet habe. Warn-SMS, die auf einer Prepaidkarte in einem vernetzten Gerät ohne Bildschirm eingehen, erreichen den Empfänger eben nicht. Der Betreuer der Windkraftanlagen musste also auf die Windräder steigen und in luftiger Höhe mühsam die SIM-Karten wechseln.

Prepaidkarten sind also nicht in jedem Fall eine gute Wahl für eine M2M/IoT-Lösung. Denn Prepaidkarten können ohne Angabe von Gründen und ohne Beachung der Guthabenhöhe oder gebuchter Optionen jederzeit nicht nur vom Kunden, sondern auch vom Provider mit Monatsfrist gekündigt werden (siehe dazu unseren ausführlichen Ratgeber Aktivitätszeitraum - das große Prepaid-Missverständnis). Wer SIM-Karten an einem schwierig zugänglichen Ort bereibt, sollte also überlegen, einen Vertragstarif abzuschließen.

Entscheidend für die Wahl des richtigen Tarifs ist auch der Anwendungszweck: Viele Sensoren übertragen regelmäßig oder unregelmäßig nur ein kleines Datenpaket von wenigen Kilobyte. Hierfür reicht also ein günstigerer Tarif mit einem geringeren Inklusivvolumen als für eine Überwachungskamera, die dauerhaft ein Full-HD-Videosignal übertragen muss. Hier wäre eher ein Tarif ohne harte Drosselung wie beispielsweise ein o2 my Data mit Weitersurfmöglichkeit von 1 MBit/s per UMTS nach der Drosselung empfehlenswert - eine gute o2-UMTS-Netzversorgung am Standort vorausgesetzt.

Kostenlose mobile Surftarife: Vor- und Nachteile

Manch einem Leser fallen sicherlich mobile Datentarife ein, die mit einem kleinen Datenpaket werbefinanziert und/oder kostenfrei genutzt werden können. Diese haben wir zusammengestellt im Artikel Kostenlos mobil ins Internet.

Alle dort genannten Tarife sind allerdings Prepaidtarife und daher potenziell monatlich von einer Kündigung/Abschaltung betroffen. Am ehesten noch empfehlenswert wäre der netzclub Sponsored Surf Basic mit 100 MB Datenvolumen monatlich werbefinanziert. Die anderen in dem Artikel genannten Tarife von congstar, Blau und WhatsApp SIM sind wegen zusätzlicher Einschränkungen eher weniger für eine dauerhafte IoT-Nutzung interessant.

Diese Lösungen bieten die Netzbetreiber

Die "Pioniere" im Bereich M2M/IoT sind die Netzbetreiber selbst. Sie müssen mit ihren Tarifen natürlich die Investitionen in Netz und Kundenservice wieder erwirtschaften und haben bei den Tarifen noch einen klaren Fokus auf Geschäftskunden.

Die Deutsche Telekom bietet nach eigenen Angaben SIM-Karten für jede Anwendung und jedes Einsatzgebiet, zum Beispiel auch robuste SIM-Karten für den industriellen Einsatz. Es gibt eine gewisse Auswahl an Daten-, SMS- und Sprachoptionen sowie Ländergruppen nach Wahl (Deutschland, Europa, Global) oder auch Spezialtarife wie "Lifetime Fee". Im IoT-Shop der Telekom gibt es Datentarife ab 1,45 Euro Grundgebühr zzgl. Mwst. pro SIM bei einer Mindestabnahme von 10 SIM-Karten. Interessenten können mit dem M2M-Geschäftskundenservice der Telekom [Link entfernt] auch ein individuelles Angebot aushandeln.

Auch Vodafone bietet M2M-Services für diverse Einsatzzwecke an. Ebenso wie bei der Telekom gibt es SIM-Karten und Datenchips für verschiedene Einsatzzwecke. Dank vieler Partnernetze kann Vodafone auch länderübergreifende M2M-Roaming-Tarife anbieten. Narrowband-IoT-Tarife von Vodafone können sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden buchen. Auch hier sollten sich Interessenten für ein individuelles Angebot an Vodafone wenden.

o2 bietet neben nationalen und europaweit nutzbaren Tarifen ebenfalls eine "Global SIM". Im Online-Shop für IoT-SIM-Karten [Link entfernt] können sich Interessenten selbst einen Tarif für Deutschland oder Europa konfigurieren und bestellen. Der günstigste Tarif für Deutschland kostet 99 Cent Grundgebühr monatlich zzgl. Mwst. Erhältlich sind Datenpakete zwischen 1 MB und 5 GB pro Monat.

M2M-Discounter, reguläre Datentarife & Fazit

Nur wenige Verbraucher wissen, dass der durch seine zahlreichen Mobilfunkmarken bekannte Anbieter Drillisch ebenfalls eine Marke für M2M-Tarife betreibt, und zwar M2M-mobil.

M2M-mobil, eine Discountmarke von Drillisch M2M-mobil, eine Discountmarke von Drillisch
Bild: Drillisch
Angeboten werden zwei Basistarife mit 12-monatiger Mindestvertragslaufzeit und 1 MB Datenvolumen. M2M-mobil PLUS im Telefónica-Netz kostet 95 Cent Grundgebühr monatlich, M2M-mobil SMART im Vodafone-Netz 1,43 Euro pro Monat, außerdem fällt ein einmaliger Bereitstellungspreis von 9,40 Euro an. Zugebucht und monatlich geändert werden können Datenpakete zwischen 5 MB für 1,07 Euro und 1 GB für 14,88 Euro. Zu beachten ist, dass nach Verbrauch des monatlichen Datenpakets eine Weiterberechnung zum Kilobyte-Preis erfolgt, hier gibt es aber einen Kosten-Airbag von 17,85 Euro pro Monat. Der SMS-Versand kostet 11 Cent pro Kurzmitteilung, bis zu zwei Multicards können hinzugebucht werden.

Wer von Anfang an weiß, dass seine M2M-SIM-Karten in mehreren Ländern verwendet werden, kann einen Blick auf die Tarife von Things Mobile werfen. Die Discounter-Marke wurde von den Machern der ChatSim gegründet und bietet eine Prepaid-M2M-SIM, die in 250 Netzen in über 165 Ländern einsetzbar ist, entweder als reguläre SIM oder als Chip-Lösung. Die Tarife ab 10 Cent pro MB sind auf der Tarifübersicht abrufbar, für einige Länder (aufgeteilt in insgesamt sieben Tarifzonen) fallen allerdings höhere Preise an. teltarif.de hat Things Mobile bereits getestet.

Wer bei Google nach "M2M Tarife" sucht, findet weitere Anbieter für IoT-Tarife. Hier sollte man aber die Preise, Vertragslaufzeiten und mögliche Folgekosten genau studieren und darauf achten, ob die angegebenen Preise inklusive oder exklusive der Mehrwertsteuer sind

Reguläre Discounter-Vertragstarife zum günstigen Preis

Eine Alternative können auch reguläre Mobilfunk-Vertragstarife mit kleinem Datenvolumen sein, die nicht den Nachteilen einer Prepaidkarte unterliegen und in einigen Fällen unter 5 Euro monatlich kosten. Eine Übersicht bietet der Tarifvergleich von teltarif.de:

Der congstar wie ich will mit 24-monatiger Laufzeit und 100-MB-Option im Telekom-Netz kostet 2 Euro monatlich. Der freenetmobile freesmart 400 im Vodafone-Netz mit 400 MB Datenvolumen und 24-monatiger Laufzeit liegt bei 3,99 Euro monatlich. Für 4,95 Euro monatlich gibts den Zweijahres-Tarif Kevag Basic Data 300 mit 300 MB im Telefónica-Netz.

Zu beachten ist, dass einige der in unserem Tarifvergleich aufgeführten Einsteiger-Tarife (McSIM, maXXim, simply, Klarmobil) nur eine einmonatige Mindestvertragslaufzeit haben, was ihnen nur einen geringen Vorteil gegenüber Prepaidtarifen verschafft, da sie ebenfalls mit Monatsfrist vom Anbieter gekündigt werden können. Zudem fällt in der Regel eine höhere Anschlussgebühr als bei einem 24-Monats-Tarif an. Aufmerksam sein sollte man bei allen Tarifen mit nicht abschaltbarer Datenautomatik, da diese bei Überschreitung des Inklusiv-Datenvolumens Folgekosten nach sich ziehen.

Da alle genannten Tarife reguläre Endkunden-Tarife sind, können diese auch in Mobilfunknetzen der EU-Länder ohne Aufpreis genutzt werden. In Ländern außerhalb der EU und in Sonderfällen wie auf Schiffen, Fähren und in Flugzeugen fallen allerdings gegebenenfalls hohe Roaming-Aufschläge an. Für die Nutzung vernetzter Geräte außerhalb der EU sollte man sich gegebenenfalls lieber eine reguläre Prepaid-Daten-SIM des Reiselandes besorgen oder schauen, welche M2M-Tarife die dortigen Anbieter im Sortiment haben.

Fazit

Wer sich ein wenig mit den in unserem Ratgeber erwähnten Tipps und Tarifen beschäftigt, muss keine horrende Schockrechnung oder überraschende SIM-Abschaltung befürchten, wenn er Geräte vernetzt. Technisch ausgereifte Lösungen gibt es bei den Netzbetreibern, und auch die ersten Mobilfunk-Discounter für M2M-Tarife sind auf dem Markt aktiv. Für viele Fälle reicht ein regulärer Einsteiger-Datentarif für unter 5 Euro monatlich.

Bei der Wahl eines geeigneten IoT-Tarifs sollte man aber zuvor abklären, wie hoch die zu erwartende Datenmenge ist, wie lange der Vertrag mindestens laufen soll und ob der Einsatz im Ausland geplant ist. Auch ein Blick auf die gegebenenfalls anfallenden Folgekosten nach Verbrauch des vereinbarten Inklusiv-Datenvolumens ist sinnvoll.

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