Test

Ausprobiert: Der Curve-Tracker von Vodafone

Man schläft besser, wenn der Aufent­haltsort persön­lich wich­tiger Gegen­stände geklärt ist. Reise­koffer, Wander­ruck­säcke, Schul­ranzen, Akten­ta­schen und so weiter kann man günstig tracken. Braucht man das? Wir haben den Curve-Tracker von Voda­fone getestet.
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Vor kurzem hat Voda­fone seinen smarten Tracker Curve vorge­stellt. Der Tracker verfolgt Gegen­stände, wie man es aus Agenten-, Spio­nage- oder Krimi­nal­filmen kennt.

Dabei ist das Gerät eigent­lich dafür gedacht, persön­lich wert­volle Dinge im Auge zu behalten, sei es eine Akten­ta­sche, ein Schul- oder Wander­ruck­sack, viel­leicht auch Hund oder Katze, denen man einen Tracker um den Hals bindet.

Das Problem bei Trackern war bislang, dass sie nur dort funk­tio­nieren, wo das Netz des Karten­an­bie­ters versorgt. Und wir wissen längst, volle Flächen­de­ckung gibt es in Deutsch­land nicht, selbst wenn man alle exis­tie­renden Netze nutzen könnte, bleiben noch genü­gend Funk­lö­cher übrig.

Am Anfang ist die Bestel­lung

Geschmackvoll verpackt und auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen: Der Tracker Geschmackvoll verpackt und auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen: Der Tracker
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Der Reihe nach: Die Bestel­lung des Trackers konnte noch über den Online-Shop von Voda­fone erfolgen, die Bezah­lung von 38,89 Euro erfolgte per Paypal, die Liefe­rung per UPS. Absender ist der Groß-Distri­butor Ingram Micro in Waal­wijk (Nieder­lande), im Auftrag von Voda­fone. Als Hersteller wird auf dem Karton die Voda­fone Procu­re­ment in Luxem­bourg ange­geben, Impor­teur sei Trackimo in Düssel­dorf.

Zwei Farben standen zur Auswahl, wir haben das hellere Grau gewählt. Im Versand­karton war der Gerä­te­karton, darin Tracker, Trage­ring und ein USB-A-Lade­kabel mit verpo­lungs­si­cherer Magnet­kupp­lung. Eine Broschüre zu Sicher­heits­hin­weisen oder eine Anlei­tung fanden wir im Karton nicht. Einträge im Google-Play-Forum scheinen das gene­relle Fehlen der Anlei­tung zu bestä­tigen, schließ­lich sei die Bedie­nung ja "kinder­ein­fach". Aha.

Mit der App auf Spuren­suche

Der Tracker hat handliche Größe. Ein Akku ist eingebaut Der Tracker hat handliche Größe. Ein Akku ist eingebaut
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Hinweise auf dem Tracker-Karton inspi­rierten uns, die Voda­fone Smart-App zu instal­lieren, die es für Android und iOS (Apple) gibt.

Diese App fragt dann gleich nach einer Rufnummer, die aus UK (England), Deutsch­land und noch wenigen weiteren Ländern stammen darf, nur auf dem Karton des Trackers gibt es keine Rufnummer des Trackers, nur eine IMEI (Gerä­te­se­ri­en­nummer) und eine ICCID, also die SIM-Karten-Seri­en­nummer. Daraus entnehmen wir, die Vorwahl der Karte könnte +88239 lauten. Das sind spezi­elle Rufnum­mern, die nicht länder­ge­bunden sind, aber auch nicht unbe­dingt anrufbar sind und falls doch, zu völlig unvor­her­seh­baren Kosten.

Wir gaben in der App eine Voda­fone-Rufnummer ein, die sich in unserem Besitz befindet und bekamen als Antwort einen sechs­stel­ligen SMS-Code, den wir wiederum in der Smart-App auf dem Smart­phone eintragen mussten. Um den Tracker in Betrieb zu nehmen, muss mit Voda­fone ein Vertrag abge­schlossen werden. Das kann das 24 Monats-Angebot für 1,99 Euro pro Monat sein (Mindest­lauf­zeit 24 Monate) oder das Try & Buy Angebot, das monat­lich 2,99 Euro kostet und ab dem zweiten Monat berechnet wird, 30 tägiges Rück­ga­be­recht inklu­sive. Das Aufladekabel hat eine magnetische Kupplung, die Verpolung verhindert Das Aufladekabel hat eine magnetische Kupplung, die Verpolung verhindert
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Jetzt wurde auch klar, warum Voda­fone eine Rufnummer haben wollte. Die monat­li­chen Kosten des Trackers werden von der Rech­nung oder dem Prepaid-Guthaben des ange­ge­benen Voda­fone-Anschlusses abge­bucht.

Wer keine Voda­fone SIM-Karte oder Vertrag hat, kann den Tracker trotzdem in Betrieb nehmen. Dazu fragt die App noch nach einer E-Mail-Adresse, schickt dort einen weiteren Kontroll-Code hin und bittet dann um einen Scan des Ausweises, Kredit­kar­ten­daten, persön­liche Daten und die Produkt­in­for­ma­tion.

Der nächste Schritt: Tracker einschalten und mit dem Handy via Blue­tooth koppeln. Das ging zunächst nicht, weil direkt nach dem Einschalten über einen unschein­baren seit­li­chen Knopf der Tracker wieder aus ging: Akku leer.

Am Handy muss Blue­tooth einge­schaltet sein

Also Tracker-Batterie geladen, eine grüne LED zeigte uns, dass das der Fall war und wir konnten den Tracker koppeln. Der Bediener kann nun entscheiden, wie oft er Neuig­keiten vom Tracker haben möchte. Häufige Rück­mel­dungen gehen auf die Batterie. Im "Ener­gie­spar­modus" wird der Standort alle 2 Stunden aktua­li­siert, der Akku soll dann sieben Tage halten. Im "Stan­dard­modus" wird alle 30 Minuten nach­ge­schaut (Akku soll fünf Tage halten) und im Leis­tungs­modus gibt es alle fünf Minuten ein Signal und der Akku sollte damit noch drei Tage halten, sagt Voda­fone. Über die Vodafone Smart App sieht man den genauen Standort des Trackers, der regulär alle 30 Minuten aktualisiert wird Über die Vodafone Smart App sieht man den genauen Standort des Trackers, der regulär alle 30 Minuten aktualisiert wird
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die App zeigt akkurat den Standort des Trackers an. Man kann auch eine "verbo­tene" Zone einrichten, die Alarm schlägt, wenn der Tracker dort hinein oder hinaus­ge­langt, man kann den Tracker auch jeder­zeit über die App anpeilen.

Spezi­elle IoT-SIM für welt­weites Vergnügen

Im Tracker schlum­mert keine reine Voda­fone-Deutsch­land-SIM-Karte, sondern eine spezi­elle Version, die eine inter­na­tio­nale Kennung hat und dadurch auch mit Telekom und Telefónica (o2) in Deutsch­land roamen darf. Wir haben uns dafür in eine Voda­fone-freie Zone begeben (die es in Hessen durchaus noch gibt) und getestet. Die Standort-Updates dauerten eine Zeit und es traten mitunter auch Fehler auf ("Bitte probieren Sie es später noch einmal"). Vermut­lich wollte der Tracker das letzte Bit eines Original-Voda­fone-Signals noch retten, bevor sich schweren Herzen entschloss, den Anbieter zu wech­seln.

Update: Verwen­dete Technik 2G

Wir haben bei Voda­fone nach­ge­fragt. Für den Curve Tracker wird 2G-Funk­technik (GSM) verwendet. Wört­lich: "2G ist hierfür völlig ausrei­chend, da im natio­nalen Roaming nahezu flächen­de­ckend. Da hier sehr geringe Daten­mengen bewegt werden und es bei der Daten­über­tra­gung auch nicht auf Latenzen oder Geschwin­dig­keiten ankommt ist hier 2G auch in Anbe­tracht von Batte­rie­l­auf­zeiten die beste Wahl", so die Auskunft von Voda­fone.

Damit kann der Tracker nur in 2G/GSM-Netzen verwendet werden (in einigen Ländern gibt es diese nicht mehr) und seine Lebens­zeit ist somit absehbar, wenn eines nicht allz­ufernen Tages auch in Deutsch­land der 2G-Netz­be­trieb einge­stellt werden sollte. (Ende des Updates)

Wofür braucht man den Tracker?

Wer das Produkt noch nicht kennt oder nicht weiß, ob es persönlich passt, kann 30 Tage kostenlos testen Wer das Produkt noch nicht kennt oder nicht weiß, ob es persönlich passt, kann 30 Tage kostenlos testen
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Man könnte den Tracker einsetzen, um Personen ohne ihre Wissen oder gegen ihren Willen zu verfolgen. Die werden das aber unter Umständen gar nicht lustig oder nett finden, um es vorsichtig zu formu­lieren. Wenn sie den Tracker entde­cken, könnten sie ihn abschalten oder zerstören oder im Garten vergraben oder mit dem Müll entsorgen. Man könnte auch wich­tige Gegen­stände wie Reise­koffer, Rück­säcke oder andere Dinge von persön­li­chem Wert damit bestü­cken. Dann nicht so auffällig wie auf den Werbe­bil­dern von Voda­fone, sondern am besten in einem Geheim­fach im Ruck­sack tief vergraben.

Ob es Sinn macht, das Gerät einer Katze oder einem Hund umzu­binden? Dabei könnte die Gefahr bestehen, dass der Tracker, der nur durch Span­nung in einem Gummi­ring gehalten wird, verloren geht. Wir haben das lieber nicht auspro­biert.

Was kostet der Spaß?

Zum Ausprobieren bucht man den 30 Tage kostenlos Tarif, danach kann monatlich (bis 2 Tage vor Monatsende) gekündigt werden, jeder Monat kostet dann 2,99 Euro Zum Ausprobieren bucht man den 30 Tage kostenlos Tarif, danach kann monatlich (bis 2 Tage vor Monatsende) gekündigt werden, jeder Monat kostet dann 2,99 Euro
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Tari­fie­rung mit 1,99 Euro pro Monat belastet den heimi­schen Geld­beutel nicht über­mäßig, dafür muss man 24 Monate dabei bleiben. Die flexi­blere Vari­ante für 2,99 Euro pro Monat macht eigent­lich nur Sinn, wenn man schon vorher weiß, dass man das Teil nicht so lange oder dazwi­schen länger nicht nutzen wird.

Attraktiv ist bei längerer Nutzung auch das Angebot bei Amazon, das 69 Euro (und nicht wie anfangs gemeldet 89 Euro) kostet, dadurch sinkt die Monats­rate auf rech­ne­ri­sche 1,25 Euro. Bei monat­li­cher Kündi­gung kann man bis zwei Tage vor dem Monats­ende kündigen, so sollten alle Mobil­funk­ver­träge sein, das würde viele Fragen mit einem Schlag erle­digen.

National Roaming - warum nicht auch für Tele­fo­nieren und Surfen?

Die inter­na­tio­nale Rufnummer des Trackers (die SIM-Karte ist fest verbaut und nicht heraus­nehmbar) weckt Sehn­süchte. Warum bietet Voda­fone eine solche SIM-Karte nicht für die Allge­mein­heit zum Tele­fo­nieren und Surfen an? Diese Karte kann sich in alle deut­schen Netze einbu­chen und wäre in vielen Regionen viel­leicht eine brauch­bare Lösung bei wech­sel­hafter Funk­ver­sor­gung.

Aber alle heutigen Geräte und Netze sind darauf getrimmt, das Heimat­netz so lange wie möglich beizu­be­halten. Ein aktiver Netz­wechsel zwischen den Anbie­tern im glei­chen Land ist eigent­lich nicht vorge­sehen, wäre aber machbar (siehe D1-Roaming mit VIAG/o2). Bei einem IoT-Tracker ist der Netz­wechsel unkri­tisch, da nur wenige Daten und nur alle paar Minuten oder Stunden über­tragen werden.

Wer kann den Tracker beob­achten?

Die Verfol­gung kann nur über die App auf dem Handy erfolgen. Immerhin muss in diesem Handy nicht die zu Abrech­nungs­zwe­cken benö­tigte Handy­nummer einge­legt sein, es kann auch eine andere sein. Der Tracker ist auf ein bestimmtes Handy mit der Voda­fone Smart-App fest­ge­legt. Zwar ist ein Wechsel zu einem anderen Handy möglich, aber es kann immer nur ein Handy gekop­pelt sein. Die Familie, die den Hund "tracken" will, muss sich also auf ein Handy einigen. Das kann unprak­tisch sein.

Der Tracker über­mit­telt nicht nur seinen Geo-Standort, der auf der Karte im Smart­phone ange­zeigt wird, sondern auch den Lade­zu­stand des 500 mAh Akkus.

Braucht man den Tracker?

Der Tracker ist eher als Beweis zu sehen, was mit Mobil­funk und dem neuen Stern am Himmel "IoT" möglich ist. Ob man den Tracker persön­lich braucht? Diese Frage können wir nicht mit Bestimmt­heit beant­worten. Es mag Fälle geben, wo er Sinn macht.

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