Wohin steuert Disney im neuen Jahr?
Disney-Zentrale in Burbank
Foto: Nicki Parrish
Es ist schon jetzt abzusehen, dass 2022 eines der schwierigsten Jahre für Disney wird. Noch immer belasten Auswirkungen der Corona-Pandemie die Bilanz und tausende Arbeitsplätze in den Themenparks stehen dauerhaft zur Disposition. Ausgaben für neue Inhalte erreichen mit 33 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekordwert. Mit Paramount+, HBO Max und Peacock steht zudem neuer Streaming-Wettbewerb vor der Tür, was die Lage für Disney nochmals verschärft. Rechtsstreitigkeiten mit Schauspielern und Management-Fehler von CEO Bob Chapek machen die Gesamtsituation für Disney nicht unbedingt einfacher. Umso wichtiger ist die Frage nach einer klaren Strategie: Wohin steuert der Konzern im neuen Jahr?
Probleme in China
Disney-Zentrale in Burbank
Foto: Nicki Parrish
Chapek blieb bislang insbesondere eine nachhaltige Zukunftsstrategie für die Themenparks schuldig. Das wird ihm besonders schwer angelastet, schließlich war er selbst vor seiner Zeit als CEO für dieses Segment verantwortlich. Ganz besonders im Fokus steht dabei Shanghai Disneyland Park. Mit einer Fläche von 3,9 Quadratkilometern, fünf Milliarden US-Dollar Baukosten und elf Millionen Besuchern gehört der Park in China zu Disneys wichtigsten Projekten überhaupt.
Das Problem: Die politischen Beziehungen zwischen den USA und China kühlen zunehmend ab, Wirtschaftssanktionen und Territorialkonflikte im südchinesischen Meer bzw. Taiwan sind langfristige Probleme. Bob Chapek steht nun vor dem Problem, wie er künftig weiter mit Investments in China umgehen soll. Im schlimmsten Falle könnte die kommunistische Staats- und Parteiführung Disney sogar aus dem Land drängen. Dann müssten bereits verbuchte Milliardeninvestitionen abgeschrieben werden.
Hauptumsatzquelle Streaming
In der derzeit schwierigen Situation bleiben Disney im Prinzip drei wesentliche Einnahmequellen: Streaming, Rechtehandel und Merchandising. Doch diese Geschäftsbereiche greifen mehr oder weniger ineinander. Beispielsweise wird sich Star Wars- oder Marvel-Spielzeug nur gut verkaufen lassen, wenn gleichzeitig auch die Kinofilme erfolgreich sind. Doch genau da liegt das Problem, denn die Kinos sind nach wie vor an vielen Orten geschlossen, worunter ebenso der Rechtehandel mit den Theaterbetreibern leidet.
Bleibt also im Prinzip noch Disney+: Es gilt als nahezu sicher, dass der Streamer 2022 zum Hauptumsatzbringer des Mickey Mouse-Konzerns avanciert. Zumindest in diesem Bereich sieht die Prognose längerfristig vergleichsweise gut aus. Analysten schätzen ein, dass Disney+ bei weiter konstantem Wachstum an die weltweite Spitze rücken könnte und damit Netflix vom Thron stößt. Gleichwohl könnte auch WarnerMedia sowohl dem Branchenprimus aus Los Gatos als auch Disney selbst noch gefährlich werden.
Zu groß für eine Fusion
Dass Disney selbst zum Spielball im Fusionskarussell der US-Medienbranche wird, erscheint trotz aller momentanen Schwierigkeiten eher unwahrscheinlich. Dies sah vor Jahren unter dem damaligen CEO Michael Eisner noch anders aus, doch sein Nachfolger Bob Iger hatte letztendlich massive Integrationen und Zukäufe gestemmt. Zu nennen wäre hier der weitere Ausbau von Pixar Animation, der Zukauf von Marvel und der teure Einstieg bei 20th Century Fox.
Mittlerweile verfügt Disney also neben seinen eigenen Produktionskapazitäten über drei weitere große Studios, womit in Hollywood kaum noch ein Weg am Mickey Mouse-Konzern vorbeiführt. Hinzu gesellt sich das starke Direct to Consumer-Segment mit Disney+ sowie speziell in den USA auch Hulu bzw. das ABC-Fernsehnetzwerk. Disney ist sozusagen ein Potpourri voller attraktiver Filetstücke, die für Wettbewerber interessant scheinen. Im Paket sind die Assets allerdings deutlich zu teuer, zudem haben alle großen Mitbewerber im aktuellen ökonomischen Umfeld genug mit sich selbst zu tun.
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