Passen Telekom-Konzerne und Medien nicht zusammen?
Discovery-CEO David Zaslav soll WarnerMedia nun zum Erfolg führen
Foto: Discovery
In der jüngsten Vergangenheit vermeldete die US-Telekommunikationsbranche einige Hiobsbotschaften. Da wäre zum Beispiel Verizon: Das Unternehmen trennt sich zu einem Verkaufspreis von fünf Milliarden US-Dollar von seiner Tochter Verizon Media mit Internet-Urgesteinen wie AOL sowie Yahoo und verkauft diese mit 50 Prozent Verlust an den Finanzinvestor Apollo Global Management.
Mitbewerber AT&T löst sich unterdessen von seiner Tochter WarnerMedia und plant eine Fusion mit Discovery. Dann wäre da noch Comcast: Der Kabelfernsehen-Gigant aus Philadelphia steht sich beim Streaming selbst im Weg und weiß offenbar nicht so recht, wohin mit seiner europäischen Pay TV-Tochter Sky, die Comcast laut Marktbeobachtern vor erst wenigen Jahren zu einem völlig überzogenen Kaufpreis von umgerechnet 33 Milliarden Euro geschluckt hat. Und auch im Nachrichtengeschäft setzte Comcast mit NBC Sky World News und seiner Beteiligung an Euronews zwei Leuchtturmprojekte in den Sand.
Kein Verständnis für Geschäftsmodelle
Discovery-CEO David Zaslav soll WarnerMedia nun zum Erfolg führen
Foto: Discovery
Die großen Telekommunikationskonzerne hatten seit ihrer Gründung ein relativ einfaches und transparentes Geschäftsmodell: Sie bauen Netze und vermitteln darüber Sprache und Daten. Die Höhe der Umsätze hängt wiederum von der Netzauslastung und den Tarifpreisen- bzw. Modellen ab. Doch dieses Geschäftsmodell kommt im 21. Jahrhundert unter die Räder, denn mit Sprachtelefonie und Internetzugängen allein ist heute kaum noch Geld zu verdienen. Man muss potenziellen Kunden einen Anreiz geben, Netze intensiv zu nutzen. Und was bietet sich besser an, als zum Beispiel das Streamen von exklusiven Medieninhalten?
Es liegt somit auf der Hand, dass ein Telekommunikationskonzern wie AT&T beispielsweise den Content-Produzenten WarnerMedia übernimmt und dessen Inhalte in seinem eigenen Netz exklusiv vermarktet. Doch warum scheiterte eine gemeinsame Zukunft der beiden Unternehmen, welche sich doch eigentlich perfekt ergänzen sollten? Wenn man etwas genauer hinter die Kulissen schaut, wird dies relativ schnell deutlich. Ein Knackpunkt ist nämlich insbesondere der hohe Investitionsbedarf.
Milliarden für Netzausbau und Inhalte
Offenbar unterschätzt so mancher Telco-CEO das Mediengeschäft und überschätzt auf der anderen Seite daraus mögliche Synergien. Die hochverschuldete AT&T benötigt Milliarden für den Ausbau ihres 5G- und Glasfasernetzes. Doch wäre es leichtsinnig zu glauben, dass man hierzu einfach auf Gewinne bei WarnerMedia setzen kann.
Denn das Produktions- und Streaminggeschäft verschlingt ebenfalls gigantische Summen. So investiert zum Beispiel Disney 24 Milliarden US-Dollar in Content (wohlgemerkt in einem Jahr). Die Rede ist hier außerdem nur von den eigenen Film- und Serienproduktionen, WarnerMedia betreibt darüber hinaus noch weitere Geschäftsbereiche, wie den Nachrichtensender CNN.
Womit die Situation in der Realität eher so aussieht, dass WarnerMedia zumindest in der Anfangsphase für AT&T höchstwahrscheinlich ein Zuschussgeschäft ist und man sogar Geld aus dem Kerngeschäft und damit Netzausbau investieren muss, um HBO Max im Kampf mit Netflix, Disney & Co. wetterfest zu machen. Ein weiteres Problem ist die Ausrichtung: AT&T ist als Telekommunikationskonzern primär auf dem amerikanischen Markt tätig, wohingegen WarnerMedia über ein internationales Portfolio verfügt. Auch hier fehlt AT&T die nötige Expertise, beide Unternehmen mit ihren Zielgruppen und Märkten unter einen Hut zu bringen.
Im Endeffekt muss man feststellen: AT&T und WarnerMedia haben sich nicht (wie vom damaligen AT&T-CEO Randall Stephenson gehofft) ergänzt, sondern sind stets zwei gegensätzliche Unternehmen mit extrem hohem Investitionsbedarf geblieben.
Hastiger Kauf, mangelndes Konzept
Comcast und Verizon haben im Prinzip vergleichbare Fehler wie AT&T gemacht. Man ist überhastet und ohne Konzept für viele Milliarden US-Dollar ins Mediengeschäft eingestiegen, wusste im Anschluss jedoch nicht, wie man die Investition zu Geld macht. Besonders deutlich wird dies beim europäischen Pay-TV-Konzern Sky. Auch Jahre nach der Übernahme durch Comcast ist bis heute nicht wirklich klar, was der US-Konzern mit dem Pay-TV-Geschäft in Europa plant. Tatsächlich steht Sky sogar einer Expansion des eigenen Streamers Peacock bzw. eines globalen Ablegers im Weg.
Trotz kürzlich ordentlicher Quartalsergebnisse ist Pay-TV eigentlich ein Zuschussgeschäft, das dauerhaft hohe Investitionssummen verschlingt. In der Blütezeit des Kabelfernsehens (von der Comcast zweifelsohne profitierte) konnte man damit vor allem in den USA gut Geld verdienen. In Europa und speziell Deutschland sieht das allerdings ganz anders aus. Selbst in den USA sind "Cord Cutter", die ihre teuren Kabelanschlüsse und Pay-TV-Verträge kündigen und auf günstige Streaming-Dienste umsteigen, mittlerweile eindeutig auf dem Vormarsch.
Sky Studios: Konkurrenz für Disney und Netflix?