Spekulation

Streaming-Markt: Roku-Übernahme durch Netflix?

Laut Medi­enbe­richten zeigt Netflix offenbar Inter­esse am kali­for­nischen Hard­ware­her­steller Roku. Damit könnte der Strea­ming-Markt­führer sein Angebot werbe­finan­zierter Inhalte ausbauen.
Von Björn König

Roku und Netflix sitzen in Los Gatos quasi Tür an Tür. Doch schon bald könnten sich beide Unter­nehmen noch näher kommen. Wirt­schafts­medien speku­lieren derzeit, dass der Strea­ming-Markt­führer sich Roku einver­leiben könnte. Zeit­punkt und Geschäfts­modelle würden in jedem Falle passen, schließ­lich feilt Netflix aufgrund wegbre­chender Werbe­umsätze an seiner eigenen Stra­tegie. Teil sind dabei auch Über­legungen, eine werbe­finan­zierte und somit güns­tigere Version seines aktu­ellen Abomo­dells anzu­bieten.

Handels­stopp für Mitar­beiter

Fernseher mit RokuOS Steigt Netflix bei Roku ein?
Bild: Roku
Laut Medi­enbe­richten dürfen Roku-Mitar­beiter aktuell nicht mit Aktien des Unter­neh­mens handeln. Ein solcher Handels­stopp wird übli­cher­weise verhängt, wenn ein Unter­nehmen wich­tige interne Infor­mationen veröf­fent­licht und somit Insi­der­handel unter­bunden werden soll. Netflix-CEO Reed Hastings hatte in der Vergan­gen­heit zwar immer wieder Inter­esse am Vertrieb eigener Strea­ming-Hard­ware demen­tiert, doch könnte das aktu­elle Markt­umfeld in vielerlei Hinsicht zu einem Umdenken führen.

Mit Amazon Prime Video setzt einer der wich­tigsten Mitbe­werber seit langer Zeit auf eigene Strea­ming-Hard­ware. So sind der Fire-TV-Stick bzw. der Fire TV Cube mitt­ler­weile rund um den Globus in TV-Haus­halten zu finden, darüber hinaus ist das FireOS-Betriebs­system auf vielen Smart TVs vertreten. Dort steht entspre­chend Amazon Prime Video im Fokus.

RokuOS und Content

Das eigent­liche Inter­esse dürfte aber für Netflix weniger im Bereich Hard­ware liegen. Roku verfügt über zwei wich­tige Produkte, mit denen Netflix seine Posi­tion im inter­natio­nalen Strea­ming-Markt deut­lich ausbauen könnte. Zum einen ist dies das Betriebs­system RokuOS mit dem Netflix zu Amazon Fire TV aufschließen könnte. Roku hatte hierfür in den vergan­genen Jahren zahl­reiche Partner gewonnen, darunter promi­nente Marken wie Hisense oder TCL.

Auf der anderen Seite ist das Unter­nehmen mit dem Roku Channel glei­cher­maßen im Bereich werbe­finan­ziertes Strea­ming (AVoD) tätig. Das wäre für Netflix eben­falls eine perfekte Ergän­zung zum bereits bestehenden Abo-Geschäfts­modell. Insbe­son­dere aufgrund von starkem Wett­bewerb durch US-Studios musste Netflix in diesem Bereich Federn lassen.

Wie wahr­schein­lich eine Über­nahme?

Welche Rolle Roku im vola­tilen Strea­ming-Geschäft spielt, ist aktuell schwierig zu durch­schauen. In den vergan­genen Wochen gab es sogar Speku­lationen, dass Roku selbst bei der kriselnden Lions­gate Tochter STARZ einsteigt. Käme es vorab dazu, würde dies eine Trans­aktion durch Netflix deut­lich verkom­pli­zieren, denn dann wäre Netflix zumin­dest indi­rekt auch an STARZ betei­ligt.

Auf jeden Fall steht Netflix aus verschie­denen Gründen unter Druck. Roku verfügt durchaus über inter­essante Produkte, welche für den Bran­chen­primus aus Los Gatos von stra­tegi­schem Wert sind. Zudem könnte sich ein Einstieg auch mit Blick auf Rokus Börsen­wert lohnen. Ande­rer­seits käme der Einstieg für Netflix finan­ziell zu einem ungüns­tigen Zeit­punkt. Dafür nötige Inves­titionen würden außerdem wiederum im Content fehlen, was für Netflix gerade in dieser Phase ein nicht uner­heb­liches Risiko bedeutet.

Roku produ­ziert eigene Filme und Serien.

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