Sportfans wechseln häufiger den Streaming-Dienst
Trotz des zunehmenden Wettbewerbs auf dem Streaming-Markt setzen die meisten Anbieter bei Inhalten noch hauptsächlich auf beliebte Film- und Serienblockbuster. Live-Sport ist zwar regelmäßig ein Thema in der Branche, doch nur wenige Dienste haben entsprechende Pakete im Angebot. Ausnahmen sind rein auf Sport fokussierte SVoD-Produkte wie DAZN. Auch Sky bietet bei WOW Sport eine buchbare Zusatzoption an.
Eine Studie von Omdia legt nun nahe, dass der Fokus auf Sport sich für viele Anbieter womöglich aus einem speziellen Grund nicht lohnt.
Hohe Wechselbereitschaft
Sportfans bleiben ihrem Streaming-Dienst laut einer Umfrage weniger treu
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Omdia ist in der veröffentlichten Umfrage auf Basis einer Stichprobe vom November 2022 der Frage nachgegangen, wie viele Zuschauer ihre Video-Abos gekündigt und sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut für ein Abo beim gleichen Anbieter entschieden haben. In der Umfrage wurden Brasilien, Frankreich, Deutschland, Japan, Mexiko, Großbritannien und die USA mit einbezogen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus.
Von den Befragten, die sich nicht für Sport interessieren, hatten nur zwischen fünf und zehn Prozent bereits ein Video-Abo gekündigt und den Dienst zu einem späteren Zeitpunkt erneut gebucht. Die zweite befragte Gruppe waren sogenannte "Sport-Superfans". In dieser zeigte sich eine Kündigungsbereitschaft von 20 Prozent, was mehr als einer Verdopplung entspricht.
Inhalte bestimmen Loyalität
Das Ergebnis ist überraschend, denn im Pay-TV zeigte sich in der Vergangenheit durchaus eine hohe Loyalität bei Sportfans. Man denke in diesem Zusammenhang an die Bundesliga bei Sky- bzw. vormals Premiere. Viele Abonnenten hatten dort Abos speziell für Live-Sport und nicht etwa Filme und Serien abgeschlossen. Offenbar zeigen sich im Streaming-Zeitalter nun entgegengesetzte Tendenzen.
Die konkreten Ursachen sind unklar, es gibt aber zwei relevante Aspekte. Einerseits lassen sich Streaming-Abos schneller als ein Pay-TV-Laufzeitvertrag kündigen, andererseits sind Sportrechte mittlerweile auf mehr Anbieter verteilt. So ist es nicht mehr selbstverständlich, alle Ligen bei einem Anbieter schauen zu können. Dieser Trend wird sich mit mehr Wettbewerb in den kommenden Monaten und Jahren vermutlich weiter verschärfen.
Konsequenzen für US-Dienste
Live-Sport wird vor allem für US-Streamer immer relevanter. So kamen nicht nur bei Netflix Diskussionen über einen Einstieg ins Sport-Streaming auf, auch Comcast und Paramount setzen zumindest in den USA bereits auf entsprechende Inhalte. Es ist gut möglich, dass diese Entwicklung zumindest beim immer beliebter werdenden US-Sport auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt.
Fakt ist aber auch: Sport lohnt sich für Streaming-Dienste nicht als Instrument für mehr Kundenloyalität. Dementsprechend gehen Anbieter wie DAZN ein höheres Risiko ein, als Anbieter, die zum Beispiel auf "General Entertainment" setzen. Sinnvoll ist daher bestenfalls ein Mix aus Filmen, Serien sowie Dokumentationen und Sport, um möglichst ein breites Publikum langfristig bei der Stange zu halten.
Details zum Thema: Netflix: Einstieg ins Sport-Streaming noch in diesem Jahr? lesen Sie in einer weiteren News.