Studie

Sportfans wechseln häufiger den Streaming-Dienst

Wer gerne Filme und Serien schaut, wech­selt offenbar seltener seinen Strea­ming-Anbieter als Sport­fans. Zu diesem Ergebnis kommt eine inter­natio­nale Umfrage von Omdia. Welche Konse­quenzen hat dies für Netflix & Co.?
Von Björn König

Trotz des zuneh­menden Wett­bewerbs auf dem Strea­ming-Markt setzen die meisten Anbieter bei Inhalten noch haupt­säch­lich auf beliebte Film- und Seri­enblock­buster. Live-Sport ist zwar regel­mäßig ein Thema in der Branche, doch nur wenige Dienste haben entspre­chende Pakete im Angebot. Ausnahmen sind rein auf Sport fokus­sierte SVoD-Produkte wie DAZN. Auch Sky bietet bei WOW Sport eine buch­bare Zusatz­option an.

Eine Studie von Omdia legt nun nahe, dass der Fokus auf Sport sich für viele Anbieter womög­lich aus einem spezi­ellen Grund nicht lohnt.

Hohe Wech­sel­bereit­schaft

Sportfans bleiben ihrem Streaming-Dienst laut einer Umfrage weniger treu Sportfans bleiben ihrem Streaming-Dienst laut einer Umfrage weniger treu
Foto: dpa
Omdia ist in der veröf­fent­lichten Umfrage auf Basis einer Stich­probe vom November 2022 der Frage nach­gegangen, wie viele Zuschauer ihre Video-Abos gekün­digt und sich zu einem späteren Zeit­punkt erneut für ein Abo beim glei­chen Anbieter entschieden haben. In der Umfrage wurden Brasi­lien, Frank­reich, Deutsch­land, Japan, Mexiko, Groß­bri­tan­nien und die USA mit einbe­zogen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus.

Von den Befragten, die sich nicht für Sport inter­essieren, hatten nur zwischen fünf und zehn Prozent bereits ein Video-Abo gekün­digt und den Dienst zu einem späteren Zeit­punkt erneut gebucht. Die zweite befragte Gruppe waren soge­nannte "Sport-Super­fans". In dieser zeigte sich eine Kündi­gungs­bereit­schaft von 20 Prozent, was mehr als einer Verdopp­lung entspricht.

Inhalte bestimmen Loya­lität

Das Ergebnis ist über­raschend, denn im Pay-TV zeigte sich in der Vergan­gen­heit durchaus eine hohe Loya­lität bei Sport­fans. Man denke in diesem Zusam­men­hang an die Bundes­liga bei Sky- bzw. vormals Premiere. Viele Abon­nenten hatten dort Abos speziell für Live-Sport und nicht etwa Filme und Serien abge­schlossen. Offenbar zeigen sich im Strea­ming-Zeit­alter nun entge­gen­gesetzte Tendenzen.

Die konkreten Ursa­chen sind unklar, es gibt aber zwei rele­vante Aspekte. Einer­seits lassen sich Strea­ming-Abos schneller als ein Pay-TV-Lauf­zeit­ver­trag kündigen, ande­rer­seits sind Sport­rechte mitt­ler­weile auf mehr Anbieter verteilt. So ist es nicht mehr selbst­ver­ständ­lich, alle Ligen bei einem Anbieter schauen zu können. Dieser Trend wird sich mit mehr Wett­bewerb in den kommenden Monaten und Jahren vermut­lich weiter verschärfen.

Konse­quenzen für US-Dienste

Live-Sport wird vor allem für US-Streamer immer rele­vanter. So kamen nicht nur bei Netflix Diskus­sionen über einen Einstieg ins Sport-Strea­ming auf, auch Comcast und Para­mount setzen zumin­dest in den USA bereits auf entspre­chende Inhalte. Es ist gut möglich, dass diese Entwick­lung zumin­dest beim immer beliebter werdenden US-Sport auch in Deutsch­land an Bedeu­tung gewinnt.

Fakt ist aber auch: Sport lohnt sich für Strea­ming-Dienste nicht als Instru­ment für mehr Kunden­loya­lität. Dementspre­chend gehen Anbieter wie DAZN ein höheres Risiko ein, als Anbieter, die zum Beispiel auf "General Enter­tain­ment" setzen. Sinn­voll ist daher besten­falls ein Mix aus Filmen, Serien sowie Doku­men­tationen und Sport, um möglichst ein breites Publikum lang­fristig bei der Stange zu halten.

Details zum Thema: Netflix: Einstieg ins Sport-Strea­ming noch in diesem Jahr? lesen Sie in einer weiteren News.

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