Ostrom-App im Test: Energie zum Selbstkostenpreis
So mancher Stromkunde bekam in den vergangenen Wochen unangenehme Post von seinem Energieversorger und mutmaßlich ebenso einen gehörigen Schock. Monatliche Abschläge schießen erheblich in die Höhe und auch beim Gas verdoppelten oder sogar verdreifachten sich Rechnungsbeträge der Energie-Lieferanten. Discounter wie "Stromio" machten gleich die Türen dicht und schickten ihre Kunden zurück in die noch teurere Grundversorgung der Netzbetreiber. Und da wollen verständlicherweise viele Kunden möglichst zügig wieder raus. Doch wohin? Eine Option bietet eventuell "Ostrom" aus Berlin. Das Unternehmen ist mit einer App am Start, welche Strom zum Selbstkostenpreis verspricht. Wir haben uns das Angebot näher angeschaut.
Einfache Anmeldung
Ostrom bietet einen günstigen Stromtarif per App
Bild: Ostrom
Die Anmeldung bei Ostrom erfolgt einfach per App. Dafür benötigt man neben der Adresse seine Stromzählernummer, die Vertragsnummer beim bisherigen Anbieter sowie den erwarteten Monatsverbrauch. Danach wird in der App sofort der voraussichtliche Monatsabschlag inklusive Grundgebühr und prognostizierter Verbrauchsentgelte angezeigt. Sollte der Verbrauch während der Vertragslaufzeit höher oder niedriger ausfallen, ist die Anpassung des Abschlags ebenfalls jederzeit in der App möglich.
Auch bei der Kommunikation setzt Ostrom vor allem auf den In-App-Chat und verspricht Kunden sehr kurze Reaktionszeiten, womit man sich ebenfalls vom Wettbewerb abheben will. Darüber hinaus gibt es einen Verbrauchstracker und die individuellen Einsparungen beim CO2-Verbrauch werden vermerkt. Ebenso kommen die Rechnungen nicht auf Papier oder E-Mail, sondern sind in der App hinterlegt. Der In-App-Kundenservice steht sofort nach Einleitung des Wechselvorgangs zur Verfügung.
Transparentes Preismodell
Besonders interessant ist bei Ostrom allerdings vor allem das Preismodell. Die Berliner versprechen nämlich nicht am Arbeitspreis, sondern nur an der Grundgebühr zu verdienen. Und auch hier will man sich beim Thema Verwaltung und Kosten auf das Nötigste beschränken. Alle Prozesse wurden bei Ostrom so weit digitalisiert, dass man gegenüber dem Grundversorger deutlich spart. In unserem Test funktionierte das allerdings nicht: Ostrom lag über dem Tarif der örtlichen Stadtwerke.
Das hatte allerdings eine andere Ursache: Der Grundversorger bot sowohl einen Bestands- als auch Neukundentarif an. Nur Letzterer war auch buchbar und entsprechend deutlich teurer. Im Vergleich zum Bestandskundentarif hingegen schwächelte Ostrom. Ob die Aufsplittung der Grundversorgertarife in Neu- und Bestandskunden überhaupt rechtmäßig ist, bleibt momentan ohnehin Gegenstand zahlreicher Abmahnungen und Gerichtsverfahren, welche auch mit Unterstützung von Verbraucherschützen geführt werden.
Lohnt der Anbieterwechsel?
Die massiv steigenden Strompreise sind für viele Haushalte Anreiz, möglichst zügig den Stromanbieter zu wechseln. Ostrom ist sicher einen Blick wert, dennoch will der Wechsel gut überlegt sein. Ein Bestandskundentarif kann bei den aktuellen Marktverhältnissen sogar günstiger sein als ein Stromanbieterwechsel. Es macht in jedem Fall Sinn, sowohl die monatliche Grundgebühr als auch den Arbeitspreis beim Anbieterwechsel genau mit dem aktuell vorhandenen Tarif zu vergleichen.
Wichtig ist außerdem zu wissen: Ostrom verzichtet auf lange Vertragslaufzeiten und Preisgarantien. Während derartige Vertragslaufzeiten bei Mobilfunk und Festnetz eher als Ärgernis gelten, haben sie bei Stromverträgen sogar Vorteile, denn der Anbieter kann auch bei steigenden Preisen am Energiemarkt nicht einfach nach Gutdünken die Preise erhöhen, sondern muss sich im Rahmen der Mindestvertragslaufzeit an bereits vereinbarte Preisgarantien halten.