Netzausbau: "80 Prozent der neuen Standorte hat Telekom errichtet"
Die Aktionäre sind die Eigentümer einer Aktiengesellschaft und einmal im Jahr muss eine Hauptversammlung stattfinden. Hier legt der Vorstand einen Rechenschaftsbericht ab und die Aktionäre können Fragen stellen.
Dieses Jahr findet Hauptversammlung der Deutschen Telekom wieder im World Conference Center in Bonn unweit des ehemaligen Parlaments statt und ist dieses Jahr gut besucht.
Es ist die erste Hauptversammlung unter Leitung des neuen Chefs des Aufsichtsrates, Dr. Frank Appel, der noch bis Mai zugleich Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG ist. Er dankte seinen Vorgänger Prof. Ulrich Lehner, der seinem Nachfolger aufmerksam zuhörte.
Hauptthema: Nachhaltigkeit
"Ohne Moos nichts los", das Thema Nachhaltigkeit ist für Telekom-Chef Höttges wichtig
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Telekom-Chef Tim Höttges stellte das Thema "Nachhaltigkeit" in den Mittelpunkt seines Unternehmens. Für ihn bedeutet Nachhaltigkeit: "Immer das beste Netz bauen". Der Puls der Zeit lautet Glasfaser und 5G. Höttges weiter: "80 Prozent der neuen Standorte hat Telekom errichtet. Nicht Vodafone, nicht Telefónica und auch nicht 1&1."
International konnte Höttges einen wichtigen Erfolg für die Deutsche Telekom vermelden: "Wir haben heute Nacht die Mehrheit an der T-Mobile US erreicht." Nach dem Zusammenschluss von T-Mobile US mit US Sprint vor drei Jahren lagen die Anteile bei 43 Prozent und nach einem komplizierten Aktientausch liegt sie Stand heute bei rund 50,2 Prozent. Der Wert von T-Mobile USA sei seit 2013 um 153 Milliarden Euro gestiegen.
In den USA nimmt T-Mobile für sich in Anspruch, "über das mit Abstand beste Mobilfunknetz" zu verfügen: "310 Millionen Menschen versorgen wir dort mit 5G. Mehr als die ehemaligen Platzhirsche AT&T und Verizon."
Kritik an den Wettbewerbern
Von links: Tim Höttges (CEO), Claudia Nemat (Technologie), Birgit Bohle (Personal), Frank Appel (Vors.Aufsichtsrat), Dominique Leroy (Europa), Christian Illek(CFO) und Srini Gopalan (TDG)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
"Die Telekom baut massiv und die Wettbewerber beschweren sich. Sie wollen Monopole." Jahrelang seit Infrastrukturwettbewerb gefordert worden und jetzt werde der "Schutz" gefordert. Die Telekom sei bereit, Glasfaser für den Wettbewerb mitzuverlegen, aber dann erwarte er auch, dass die Telekom bei den Wettbewerben eigene Glasfasern in den Graben legen dürfe.
Höttges stellte klar: "Wir bauen, was der Bagger hergibt". Geplant seien dieses Jahr drei Millionen Glasfaseranschlüsse bis in die Wohnung (FTTH), aber "wir werden noch mehr bauen, das weiß der Srini (Gopalan, Deutschland-Chef) noch nicht." 25 bis 30 Millionen Haushalte sollen bis 2030 Glasfaser bekommen, "in der Stadt und auf dem Land."
Umwelt und Klimaschutz
Großes Interesse an der diesjährigen Aktionärshauptversammlung der Telekom in Bonn.
Bild: Deutsche Telekom AG / Norbert Ittermann
In Sachen Umwelt- und Klimaschutz sei vieles erreicht worden: 94 Prozent weniger CO2 als 2017. 2025 wolle das Unternehmen klimaneutral sein. Das letzte Jahr habe die Telekom "ein dickes Minus" eingefahren: Der Energieverbrauch der Telekom in Deutschland wurde um 278 Gigawattstunden, also 11 Prozent gesenkt. Höttges will, dass die Produktion von Handys klimaneutral ist. "Wer die grüne Produktion nicht schafft, fliegt irgendwann aus dem Sortiment. Wir importieren Geräte. Aber wir exportieren unseren Anspruch an Umweltschutz."
Bis 2040 solle die gesamte Wertschöpfungskette der Telekom klimaneutral sein, also von der Produktion der Geräte bis zum Stromverbrauch bei den Kunden. Weil bis 2040 noch lange hin ist, rief Höttges "Minus 55 Prozent CO2" bis 2030 - und das im Vergleich zu 2020".
Verschuldung: Höhepunkt erreicht
Wie berichtet, stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr der Umsatz des Konzerns um 6,1 Prozent auf 114,4 Milliarden Euro. Erfreulich für die Aktionäre: Der Höhepunkt der Verschuldung der Deutschen Telekom sei wegen des starken Free Cashflows inzwischen überschritten. Es sei gleichzeitig gelungen, weiterhin auf Rekordniveau zu investieren.
Das freut die Börse: Dividende und Kursentwicklung zusammengenommen ergaben sich für 2022 eine Rendite von 18,6 Prozent. Zum Vergleich: Der DAX lag im gleichen Zeitraum mit 12,4 Prozent im Minus. Die Deutsche Telekom ist damit "mehr Wert als Vodafone, Telefónica und Orange zusammen."
Bestes Netz, 80 Prozent des gesamten Ausbaus
Für Höttges stehe "das beste Netz für eine nachhaltige Unternehmensführung." Rund 80 Prozent aller neuen Mobilfunkstandorte in Deutschland baue die Deutsche Telekom und "nicht Vodafone, nicht Telefónica oder nicht 1&1", alleine 4800 neue Standorte seit 2019. Beim Standard 5G liege man schon bei 95 Prozent Bevölkerungsabdeckung.
Aber es gab von Höttges auch Kritik: "Es ist eben nicht nachhaltig, wenn Deutschland von der Substanz lebt. Das Siegel 'Made in Germany' bröckelt. Darum müssen wir es gemeinsam aufpolieren. Die Basis der Digitalisierung sind Netze."
Schnellere Genehmigungsverfahren
Höttges forderte schnellere Genehmigungsverfahren für die digitale Infrastruktur wie beim Bau von Mobilfunkantennen und bei der Verlegung von Glasfaserkabeln.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 wird der Hauptversammlung eine Dividende von 70 Cent je Aktie vorgeschlagen. Ein Jahr zuvor waren noch 64 Cent je Aktie ausgeschüttet worden.
In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: o2 zieht Zwischenbilanz: So geht der Netzausbau weiter.