Schweiz: Nur noch 17 Prozent hören Radio über UKW only
Die Schweiz könnte schon bald UKW abschalten
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Radioprogramme werden in der Schweiz nur noch bis Ende 2024 über UKW empfangbar sein. Dies erklärte Bernard Maissen, Vizedirektor in der Medienbehörde BAKOM, anlässlich der Branchenveranstaltung SwissRadioDay in Zürich. Er stützt sich dabei auf die bestehende Vereinbarung der Radiobranche und die rechtlichen Bestimmungen. Gemäß den dem BAKOM vorliegenden Studien nutzen Ende Juni 2019 nur noch 17 Prozent ausschließlich analogen UKW-Empfang.
Trend zu Digitalradio setzt sich weiter fort
Die Schweiz könnte schon bald UKW abschalten
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Laut der halbjährlich im Auftrag des BAKOM und der Arbeitsgruppe Digitale Migration (AG DigiMig) vom Forschungsinstitut GfK erhobenen Zahlen nutzten die Schweizerinnen und Schweizer von 100 Radiominuten pro Tag durchschnittlich 65 Minuten auf digitalem Weg. Die digitale Radionutzung ist somit in dreieinhalb Jahren um 16 Prozentpunkte gestiegen: von 49 Prozent im Herbst 2015 auf 65 Prozent im Frühling 2019. Gleichzeitig ist die UKW-Nutzung um 16 Prozentpunkte gesunken; von 51 Prozent auf 35 Prozent. DAB+ ist mit 35 Prozent erstmals gleichbedeutend mit UKW und hat seit Herbst 2015 um 12 Prozentpunkte zugelegt. Die anderen beiden digitalen Empfangswege IP-Radio und Digital-TV haben seit Herbst 2015 um 4 Prozentpunkte und damit etwas weniger stark hinzugewonnen. Sie machen zusammen 30 Prozent des Radionutzungsvolumens aus.
Zu Hause und auf der Arbeit löst DAB+ UKW ab
Zu Hause und bei der Arbeit hat DAB+ UKW als stärksten Empfangsweg abgelöst. Nur noch im Auto ist UKW der meistgenutzte Empfangsweg (56 Prozent der Nutzung). Weil immer mehr Autos auf den Schweizer Straßen unterwegs sind, die mit einem DAB+-Radio ausgestattet sind, steigt auch die Nutzung weiter an. So waren im Frühling 2019 von 100 im Auto gehörten Radiominuten bereits 38 DAB+-basiert, was einer Verdoppelung des DAB+-Anteils entspricht.
Die Schweizer Radiobranche plant, bis spätestens Ende 2024 die analoge Radioverbreitung über UKW schrittweise aufzugeben und stattdessen DAB+ als Hauptverbreitungstechnik zu nutzen. Um diesen Umstieg zu begleiten, lancierte das BAKOM 2017 eine Informationskampagne. Seit 2017 laufen im Radio, Fernsehen, Print und auf Plakaten vielfältige Informationsaktionen zu "Radio zieht um".
Deutschland: Privatradios bremsen DAB+ aus
Die Ergebnisse in der Schweiz zeigen daher, dass der Digitalumstieg beim Radio nur gelingen kann, wenn alle Marktakteure und die Politik an einem Strang ziehen und gleichermaßen digitalen Radioempfang über DAB+ und IP bewerben. In Deutschland ist die Situation anders: Viele vor allem große Privatradios mit guter Frequenzausstattung blockieren den Digitalfunk. Sie fühlen sich im durch Frequenzmangel geschützten UKW-Band pudelwohl und lehnen den Umstieg auf DAB+ mit fadenscheinigen Argumenten wie "Radiozukunft eher über 5G" ab.
Daher konnte sich DAB+ und allgemein die Digitalisierung des Hörfunks bisher nur im Schneckentempo durchsetzen. Zur IFA in Berlin gibt es neue Zahlen.