Aufwind

Vodafone: Wachstum durch Unitymedia-Übernahme

Geschäfts­zahlen waren bei Voda­fone lange Zeit kein Vergnügen. Die deut­sche Tochter lässt die Zahlen der Mutter wieder besser aussehen.
Von

Nach allen Hiobs-Botschaften der letzten Zeit, wie große Probleme in Indien, gibt es vom briti­schen Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­kon­zern Voda­fone plc wieder bessere Nach­richten. Voda­fone Inter­na­tional (welt­weit) ist in seinem abge­lau­fenen Geschäfts­jahr 2019/2020 aufgrund der Unity­media-Über­nahme in Deutsch­land wieder gewachsen.

Die Erlöse stiegen gegen­über dem Vorjahr uner­wartet deut­lich um drei Prozent auf 44,97 Milli­arden Euro, wie der größte Wett­be­werber der Deut­schen Telekom heute in London mitteilte.

Das berei­nigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschrei­bungen (Ebitda) legte um fast drei Prozent auf 14,88 Milli­arden Euro zu. Im vergan­genen Jahr standen hier 13,92 Milli­arden zu Buche. Das konnte unter dem Strich den bishe­rigen Verlust von Voda­fone deut­lich redu­zieren.

Erst­mals wieder Divi­dende

Das Hauptquartier von Vodafone Deutschland in Düsseldorf hat zum guten Ergebnis der Vodafone plc (weltweit) beigetragen Das Hauptquartier von Vodafone Deutschland in Düsseldorf hat zum guten Ergebnis der Vodafone plc (weltweit) beigetragen
Foto: Vodafone Deutschland
Die Voda­fone-Aktio­näre dürfen sich freuen. Sie sollen für das abge­lau­fene Geschäfts­jahr nun erneut eine Divi­dende von neun Cent je Aktie erhalten. Im vergan­genen Jahr hatte Voda­fone seine Ausschüt­tung erst­mals seit dem Start der Divi­den­den­zah­lungen im Jahr 1990 gekappt. Um 13.21 Uhr notierte die Voda­fone-Inter­na­tional Aktie in Frank­furt mit 1,41 Euro (+7,29 Prozent).

Doch ganz eitel Sonnen­schein ist damit noch nicht. Wegen der Unsi­cher­heiten rund um die Coro­na­virus-Pandemie traut sich das Manage­ment um Voda­fone-Konzern­chef Nick Read für das Geschäfts­jahr 2020/2021 noch keine eindeu­tige Ergebnis-Prognose zu. Nach derzei­tigem Stand dürfte das berei­nigte Ebitda jedoch in diesem Jahr unver­än­dert oder sogar leicht rück­läufig sein, hieß es.

Voda­fone Deutsch­land im Detail

Knapp die Hälfte erwirt­schaf­tete Voda­fone mit Mobil­funk-Leis­tungen, den Rest mit dem Fest­netz, das insbe­son­dere in der Corona-Krise gefragter war denn je. "Ich glaube, dass die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­branche eine deut­lich höhere Verant­wor­tung über­nommen hat. Diese Verant­wor­tung haben wir gespürt", sagte Voda­fone-Deutsch­land-Chef Hannes Amets­reiter der Deut­schen Presse-Agentur.

Die Branche sei entschei­dend dafür verant­wort­lich, dass sowohl wirt­schaft­li­ches als auch soziales Leben trotz der Pandemie weiter­ge­gangen seien. "Die Netze haben deut­lich besser performt, als man es ange­nommen hatte." Durch die deut­liche Zunahme von Home­of­fice sowie die große Nach­frage nach Gaming und Strea­ming-Diensten war das Daten­vo­lumen zeit­weise deut­lich in die Höhe geschnellt. Der anfäng­lich befürch­tete Zusam­men­bruch der Netze blieb jedoch bei allen Anbie­tern aus. Per Fest­netz wurde Voda­fone zufolge zeit­weise rund 50 Prozent mehr tele­fo­niert als in normalen Zeiten.

Voda­fone will Digi­ta­li­sie­rung weiter anschieben

Mit der Erstei­ge­rung von 5G-Frequenzen und dem Kauf von Unity­media habe das Unter­nehmen dem Land einen "Digi­ta­li­sie­rungs­schub" verpasst und wachse dabei "kräftig". Schon länger schwärmt Hannes Amets­reiter von seinem "Gigabit-Land" und rechnet vor, dass hier­zu­lande drei von vier Anschlüssen von Voda­fone kämen.

Mit der Inte­gra­tion der zuge­kauften "Unity­media", die wiederum aus der bishe­rigen Unity­media-NRW, Unity­media-Hessen und der ehema­ligen "Kabel-BW" bestanden, stiegt der Gesamt-Service­um­satz (also was mit Anschlüssen, Verbin­dungen und Dienst­leis­tungen umge­setzt wurde) im Vergleich zum voran­ge­gan­genen Geschäfts­jahr um 17 Prozent auf 10,7 Milli­arden Euro.

Im Geschäfts­jahr 2019/20 wuchs der berei­nigte Service­um­satz im Fest­netz-Bereich um drei Prozent (ohne Unity­media) auf 5,6 Milli­arden Euro. Unbe­rei­nigt lagt das Umsatz­wachstum (inklu­sive Whole­sale-Geschäft) bei 2,4 Prozent. Die Zahl an Fest­netz-Abon­ne­ments sei um 216.000 auf 10,8 Millionen gestiegen.

Voda­fone ist davon über­zeugt, dass das Wachstum von der "stei­genden Beliebt­heit super­schneller Kabel-Glas­fa­ser­an­schlüsse" getrieben worden sei: Im letzten Geschäfts­jahr ein Plus von 381.000 Kabel-Kunden, gestützt durch 110.000 DSL-Wechsler, die nicht mehr über das von der Telekom gemie­tete DSL, sondern über das neue Koax­kabel/Glas­fa­ser­netz von Voda­fone (einschließ­lich Unity­media) ange­bunden wurden.

Neukunden wollen schnelle Anschlüsse

60 Prozent der Neukunden hätten sich für einen Anschluss mit 400 MBit/s oder mehr entschieden. Wo verfügbar, hätten 45 Prozent sogar die derzei­tige Maximal-Geschwin­dig­keit von einem Gigabit im Down­load gebucht. Auch der Daten­hunger sei gewachsen: Durch­schnitt­lich acht Giga­byte an Daten rauschten täglich durch den KoaxKabel-Glas­fa­ser­an­schluss eines Voda­fone-Kunden.

Von seinem Mobil­funk­an­gebot konnte Voda­fone 542.000 neue Kunden über­zeugen. Macht in Summe im Fest­netz 10,8 Millionen Kunden (plus 56,6 Prozent) und im Kabel-Segment 7,9 Millionen (plus 106 Prozent). Im Mobil­funk stehen 18,7 Millionen Verträge in den Büchern.

Stei­gendes EBITDA

Das EBITDA, das ist der Gewinn vor Steuern und Abschrei­bungen (ohne Unity­media), stieg auf 5,1 Milli­arden Euro (plus 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, soge­nanntes "orga­ni­sches Wachstum" auf vergleich­barer Basis exklu­sive Unity­media). Die Service-Umsätze seien insge­samt um 1,7 Prozent (ohne Unity­media und ohne Effekte durch Regu­lie­rung wie Termi­nie­rungs­ent­gelte oder Preis­li­mits bei Auslands­an­rufen), im Fest­netz um 3,0 Prozent und Mobil um 0,7 Prozent gestiegen.

Solche Zahlen machen den Voda­fone-CEO Hannes Amets­reiter stolz: „Das vergan­gene Geschäfts­jahr war eines der heraus­for­derndsten und erfolg­reichsten in der Unter­neh­mens­ge­schichte. Mit der Erstei­ge­rung von 5G-Frequenzen und dem Kauf von Unity­media haben wir für einen Digi­ta­li­sie­rungs­schub im Land gesorgt. Zeit­gleich haben wir LTE ausge­baut und errei­chen über 98 Prozent aller Menschen (Einwohner) im Land. Im Fest­netz haben wir die Kabel-Glas­fa­ser­netze von Voda­fone und Unity­media verschmolzen und zum größten Gigabit-Netz Deutsch­lands beschleu­nigt: Drei von vier der super­schnellen Anschlüsse kommen von uns. Keiner baut mehr und schneller als wir“

Voda­fone trotzt Corona

Die aktu­elle Corona-Krise zeige, das hohe Ausbau­tempo sei mehr als richtig. Trotz der Krise lief der Geschäfts­be­trieb weiter. Trotzdem blieb Voda­fone nicht verschont von den Auswir­kungen der Krise. So seien etwa die Umsätze im Roaming um rund 90 Prozent einge­bro­chen, weil Reisen kaum mehr möglich waren. Außerdem kamen Rech­nungen hinzu, die Unter­nehmen oder Privat­per­sonen nicht hatten beglei­chen können.

Voda­fone möchte sein Netz weiter ausbauen: Mitt­ler­weile seien fast 18 Millionen Haus­halte für Voda­fone erreichbar. Bis Ende 2022 sollen es sogar 25 Millionen sein.

Mehr zum Thema Absatzzahlen