Personalia

Vodafone baut Vorstand um - Technikchef geht

Bei Voda­fone Deutsch­land werden wich­tige Stühle gerückt. Das Unter­nehmen soll digi­taler und finanz­stärker werden, das Ziel heißt Wachstum auf allen Feldern. Bleiben die Technik und das Netz auf der Strecke?
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Perso­nalia finden bei teltarif.de nicht täglich statt. Kunden inter­essiert eher, welche Produkte es gibt und was sie kosten sollen.

Dennoch sind aktu­elle perso­nelle Verän­derungen in der Geschäfts­füh­rung von Voda­fone Deutsch­land bemer­kens­wert. Voda­fone will "die opera­tive Steue­rung rund um Finanz­pla­nung, Buch­hal­tung, Control­ling und Data & Analy­tics" von der stra­tegi­schen und trans­for­mato­rischen Arbeit an der Zukunft des Unter­neh­mens trennen, teilte das Unter­nehmen mit.

Anna Dimit­rova wird CSTO

Anna Dimitriva wird als CSTO alle Abläufe und Prozesse bei Vodafone auf den Kopf stellen und digitalisieren. Sie gilt als durchsetzungsstark. Anna Dimitrova wird als CSTO alle Abläufe und Prozesse bei Vodafone auf den Kopf stellen und digitalisieren. Sie gilt als durchsetzungsstark.
Foto: Vodafone
Konkret: Ab dem 1. März 2022 über­nimmt Anna Dimit­rova, bislang "Geschäfts­füh­rerin Finance & Stra­tegy", ihren neuen Posten als "Chief Stra­tegy & Trans­for­mation Officer (CSTO)".

Frau Dimit­rova mit bulga­rischen Wurzeln und inzwi­schen deut­schem Pass hat sich die Aufgabe gesetzt, das Unter­nehmen Voda­fone zu "digi­tali­sieren". Dabei setzt sie auf Exper­tise aus dem eigenen Unter­nehmen und nicht auf externe Berater, wie sie in einem Inter­view in der Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt betont. Vorgänge, die bisher noch manuell oder mit Papier und Blei­stift statt­gefunden haben, sollen digi­taler werden, das käme am Ende auch dem Handel und den Kunden zu Gute.

Anna Dimit­rova, so heißt das offi­ziell, "wird künftig alle Trans­for­mati­ons­akti­vitäten von Voda­fone Deutsch­land verant­worten". Sie solle sicher­stellen, dass die Weiter­ent­wick­lung des Unter­neh­mens entlang seiner stra­tegi­schen Prio­ritäten erfolge. Das Ziel ist glas­klar: Die Markt­posi­tion von Voda­fone Deutsch­land soll ausge­baut werden, es soll "weiterhin nach­hal­tige wirt­schaft­liche Ergeb­nisse" geben und ein Funda­ment für zukünf­tiges Wachstum gelegt werden. Der Markt bei Mobil­funk, TV-Geschäft und Fest­netz sei hoch­dyna­misch. Wenn es bei Voda­fone um Wachstum geht, ist ab dem 1. März Frau Dimit­rova zuständig. Sie gilt unter Bran­chen­ken­nern als "durch­set­zungs­stark".

Neue Finanz­chefin

Carmen Velthuis ist die neue Finanzchefin bei Vodafone Deutschland, eine Frau der Zahlen. Carmen Velthuis ist die neue Finanzchefin bei Vodafone Deutschland, eine Frau der Zahlen.
Foto: Vodafone / KEVIN RIJNDERS
Eine weitere Frau zieht in den Vorstand ein. Carmen Velt­huis, bislang Finanz­chefin (CFO) der "Voda­fone EU-Cluster Märkte" wurde neue Geschäfts­füh­rerin Finanzen (CFO) von Voda­fone Deutsch­land. Frau Velt­huis hat seit 2017 in allen zehn Voda­fone-Märkten an entschei­dender Stelle mitge­arbeitet. Im Juni 2015 wurde sie Finanz­chefin von Voda­fone in den Nieder­landen, die sich unter ihrer Leitung mit dem Kabel-Anbieter Ziggo zur Voda­fone-Ziggo zusam­men­getan hatten.

Bevor Frau Velt­huis zu Voda­fone kam, hatte sie im Handels­kon­zern V&D als Finanz­chefin gear­beitet. Sie ist ausge­bil­dete Wirt­schafts­prü­ferin und war zuvor beim nieder­län­dischen Netz­betreiber KPN und der Bera­tungs­agentur PwC, ist also eine Frau der Zahlen.

Deut­scher Technik Chef gibt auf

Gerhard Mack, CTO von Vodafone Deutschland sprach gerne Klartext. Er verlässt das Unternehmen zum 31.3.22 Gerhard Mack, CTO von Vodafone Deutschland sprach gerne Klartext. Er verlässt das Unternehmen zum 31.3.22
Foto: Vodafone
Für Freunde der Voda­fone-Technik gibt es weniger gute Nach­richten. Der bishe­rige Technik-Chef (CTO) von Voda­fone Deutsch­land, Gerhard Mack, "hat sich entschlossen, Voda­fone zum 31. März 2022 zu verlassen". Voda­fone liefert auch gleich die Begrün­dung mit: "Da die Voda­fone Group den Technik-Bereich auf welt­weiter Ebene neu aufge­stellt hat, wird bei Voda­fone Deutsch­land seine Posi­tion nicht neu besetzt."

Insider erklären unter vorge­hal­tener Hand leise, was das genau bedeutet: Die Technik wird künftig noch mehr von der Voda­fone-Zentrale im briti­schen Newbury gesteuert. Natio­nale Befind­lich­keiten spielen dort keine Rolle.

Dabei war Gerhard Mack in seinem Amt durchaus positiv aufge­fallen, weil er bei passender Gele­gen­heit durchaus Klar­text sprach und genau wusste, wo die Schwach­stellen des Netzes sind und was zu tun wäre. Mack war seit Anfang 2006 bei Kabel Deutsch­land und später Voda­fone Deutsch­land bei, 2016 über­nahm er den Posten Geschäfts­führer Commer­cial Opera­tions. Ende 2018 wurde er CTO und 2021 sorgte er für "die Weiter­ent­wick­lung des Voda­fone-Konzerns zur Tech Comms Company". Mack baute das Kabel-Netz aus und um und setzte bei neuen Tech­nolo­gien wie 5G-SA deut­liche Zeichen im Markt.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Den Beob­achter beschleicht schon länger der Eindruck, dass funk­tio­nie­rende Technik im welt­weiten Voda­fone-Konzern eher als unan­genehme Kosten­belas­tung und nicht als wich­tiges Allein­stel­lungs­merkmal ange­sehen wird. Immer wieder errei­chen uns Klagen über uner­klär­liche Störungen und Ausfälle im Voda­fone-Netz, sei es im Kabel, wo aus drei unter­schied­lichen Gene­rationen und Tech­nolo­gien ein neues gemein­sames Netz zusam­men­gepuz­zelt wurde oder im Mobil­funk oder bei den Kunden­ver­wal­tungs­sys­temen.

Die Ziele des Voda­fone-Mutter­kon­zerns sind deut­lich: Wachstum, Wachstum und passende Zahlen dazu. Alles, was Geld kostet, kommt auf den Prüf­stand. Technik scheint hier keine Rolle zu spielen.

Das ist meiner Meinung nach eine gefähr­liche Mischung: Ohne ein funk­tio­nie­rendes und zuver­läs­siges Netz kann Voda­fone seinen Kunden auf Dauer nichts Nach­hal­tiges verkaufen. Der Netz­ausbau ist z. B. in Groß­bri­tan­nien nach Exper­ten­ansicht auf dem flachen Land "eine einzige Kata­strophe" und im wich­tigen Markt in Deutsch­land gibt es auch noch genü­gend Funk­löcher (= kein Netz), die nach wie vor noch nicht im Bewusst­sein der Finanz-Manager ange­kommen sind.

Viel­leicht wird verständ­lich warum: Die wich­tigen Anteils­eigner von Voda­fone sind über­wie­gend Pensi­ons­fonds, die nur Zahlen im Sinn haben, damit ihre Anleger und spätere Pensio­näre eine auskömm­liche Rendite haben können. Ein Netz ist doch "eh da".

Wenn die Fusion der Sende­turm-Gesell­schaften von Telekom und Voda­fone zustande kommt, könnte eines Tages daraus auch eine einheit­liche Netz­gesell­schaft entstehen. Bei Voda­fone könnte man dann zu der Ansicht gelangen, dass es am Ende güns­tiger ist, sich die Netze zu mieten, als sie selbst aufzu­bauen und zu betreiben. Das wäre dann wenigs­tens eine ehrliche Aussage.

In Hessen fördert die Landes­regie­rung lokale WLAN-Netze, weil die Mobil­funk­abde­ckung weiterhin lücken­haft bleibt.

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