WLAN-Internet bei Air Canada im Test
Internet im Flugzeug ist heutzutage fast schon zum Standard geworden. Vor allem für Langstreckenflüge haben die meisten Anbieter ihre Flugzeuge für WLAN-Zugänge ausgerüstet. Wir haben das Internet über den Wolken in den vergangenen Jahren mehrfach getestet. Die Erfahrungen waren dabei gemischt. In einigen Fällen war die Performance zumindest auf einem Teil der Reise in Ordnung, auf anderen Flügen war der Internet-Zugang hingegen unbrauchbar.
Nun hatten wir die Möglichkeit, den WLAN-Zugang von Air Canada auf einem Flug von Frankfurt am Main nach Calgary auszuprobieren. Warum sich dazu ein eigener Testbericht lohnt? Ganz einfach: Die Qualität des Internet-Zugangs bei der kanadischen Fluggesellschaft hat überrascht - und zwar im positiven Sinne. Angeboten werden verschiedene Tarife - vom Ein-Stunden-Pass über einen Zugang für den gesamten aktuellen Flug bis hin zu einem Monatspass.
Internet bei Air Canada im Test
Foto: teltarif.de
WLAN-Hotspot ab Erreichen der Reiseflughöhe aktiv
Der WLAN-Zugang stand unmittelbar nach Erreichen der Reiseflughöhe zur Verfügung. Wir haben mit dem Apple iPhone XS Max, das wir für den Test verwendet haben, die Verbindung mit dem Hotspot "ACWiFi" aufgebaut. Nach Öffnen des Safari-Browsers wurden wir automatisch auf die Landing Page geleitet, die unter anderen über die verfügbaren Tarife informiert, die angeboten werden.
Wir haben den Tarif für den gesamten Flug ("Streaming Flight Pass") für 29,75 kanadische Dollar, umgerechnet etwa 20,50 Euro, gewählt. Die Bezahlung war über eine Kreditkarte möglich und innerhalb von rund zwei Minuten stand der Internet-Zugang zur Verfügung. Per E-Mail erhielten wir noch eine Kaufbestätigung bzw. Rechnung.
WLAN-Hotspot im Flugzeug
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Internet-Zugang sehr stabil
Bei der Nutzung fiel auf, dass der Internet-Zugang deutlich stabiler als von Lufthansa gewohnt war. Während des gesamten Fluges registrierten wir keine nennenswerten Ausfälle. Das Surfen im Internet war problemlos möglich, Chats über WhatsApp und Telegram klappten ebenfalls gut. Aber auch Radiostreaming - etwa über die TuneIn-Radio-App - war über viele Stunden ohne Aussetzer möglich.
Musikstreaming über Spotify war ebenfalls ohne Aussetzer möglich. Auch die Podcast-Nutzung mit der Pocket-Casts-App klappte. Hier wurden neue Episoden abonnierter Podcasts zuverlässig heruntergeladen. Das gelang bei früheren Tests mit Internet im Flugzeug entweder überhaupt nicht oder nur extrem langsam.
Videostreaming kaum sinnvoll nutzbar
Mit Videostreaming hatten wir dagegen weniger Glück. Die Joyn-App signalisierte, dass die Streams aus rechtlichen Gründen nicht zur Verfügung stehen. Hintergrund: Wir hatten eine kanadische IP-Adresse zugewiesen bekommen, Joyn ist aber bekanntermaßen für den deutschen und nicht für den nordamerikanischen Markt bestimmt.
Zum Test bemühten wir eine VPN-Verbindung. Dadurch wurde der Internet-Zugang aber spürbar langsamer, sodass die Performance für Video-Streaming nicht mehr ausreichte. Die gleichen Erfahrungen haben wir gemacht, als wir anstelle von Joyn versucht haben, IPTV über Zattoo zu streamen.
WLAN Call über VPN möglich
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Telefonie klappt nur über einen Trick
Die im iPhone befindliche Telekom-SIM-Karte würde WLAN Call ermöglichen. Das Symbol für WiFi Calling war auch im Display des Smartphones sichtbar. In der Praxis funktionierte die Telefonie aber zunächst nicht. Die Verbindung wurde zwar aufgebaut, die Sprachqualität war aber extrem schlecht, sodass keine Verständigung möglich war. Die gleichen Erfahrungen machten wir auch mit der SatelliteApp von sipgate.
Nun ist das Telefonieren im Flugzeug nicht gerne gesehen. Wäre es daher denkbar, dass die Funktion bewusst blockiert wird? Wir haben erneut mit einer VPN-Verbindung getestet und in der Tat war so die Sprachqualität einwandfrei. Technisch funktioniert somit auch die Telefonie. Da die Nutzung aber eigentlich nicht vorgesehen ist und sogar blockiert wird, sollte man davon Abstand nehmen.
Gute Down- und Upload-Geschwindigkeiten
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So schnell ist der Internet-Zugang bei Air Canada
Wir haben auch Speedtests durchgeführt. Dabei erreichten wir Datenübertragungsgeschwindigkeiten von rund 12 MBit/s im Downstream und 3 MBit/s im Upstream. Die Performance ist also durchaus mit ADSL-Zugängen im Festnetz vergleichbar. Systembedingt sind die Ansprechzeiten aber sehr hoch. Diese lagen im Test bei rund 950 bis 1000 ms. Für Online-Games dürfte der Zugang demnach nicht ausreichend sein.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir haben WLAN-Hotspots im Flugzeug schon oft getestet. Airlineübergreifend war der Zugang aber noch nie so gut wie im aktuellen Fall bei Air Canada. Erst vor wenigen Monaten haben wir darüber berichtet, dass der Internet-Zugang in Flugzeugen oft unausgereift wirkt.