eingestellt

Telekom verabschiedet sich von 0900-Geschäft

0900-Nummern für Telekom-Kunden weiter erreichbar, Betreiber brauchen neue Anbieter
Von Thorsten Neuhetzki

Die Telekom schaltet künftig keine 0900-Nummern mehr (Symbolbild) Die Telekom schaltet künftig keine 0900-Nummern mehr (Symbolbild)
Foto: dpa
Bei der Telekom gibt es keine 0900-Nummern mehr. Das Unternehmen hat den Vertrieb der entsprechenden Produkte eingestellt und kündigt selbst bestehenden Kunden. Betroffen davon sind jene Kunden, die eine 0900-Nummer geschaltet haben und die Telekom mit der Realisierung beauftragt haben. Endkunden, die 0900-Nummern anrufen, können dieses weiterhin tun.

Die Telekom schaltet künftig keine 0900-Nummern mehr (Symbolbild) Die Telekom schaltet künftig keine 0900-Nummern mehr (Symbolbild)
Foto: dpa
Bereits Mitte Juli hat die Telekom das Neukundengeschäft für 0900-Nummern eingestellt. Seitdem sind keine Hinweise zu den Produkten auf der Webseite zu finden. Zudem kündigt die Telekom ihren Kunden seit einigen Tagen die bereits geschalteten Rufnummern. Zu den Gründen für diese offenbar plötzliche Beendigung des Geschäftsfeldes gibt es unterschiedliche Ansichten.

Telekom: Marktvolumen ist rückläufig

In einer offiziellen Stellungnahme der Telekom heißt es: "Das Marktvolumen der Gasse 0900 ist seit Jahren massiv rückläufig. Eine Umkehr dieses Trends und neues Wachstum sind nicht zu erwarten. Grund für den Rückgang sind ein negatives Image durch Missbrauch einzelner Marktteilnehmer sowie Substitution durch andere Bezahlverfahren."

Zudem argumentiert die Telekom, dass das Abrechnungsverfahren zu hohen Beitreibungsaufwänden und Forderungsausfällen geführt habe. 0900-Nummern werden im Offline-Billing abgerechnet. Das heißt, dass die 0900-Anbieter ihre Datensätze nachträglich an die Netzbetreiber weiterreichen, bei denen die Anschlüsse der Anrufer geschaltet sind. Bei normalen Gesprächen erfasst der Teilnehmernetzbetreiber selber die Gespräche und stellt sie in Rechnung. Im Offline-Billing werden, gerade bei 0900-Nummern, aber oftmals auch getrennte Rechnungen erstellt, die nach Telekom-Angaben in Einzelfällen nicht einmal per Lastschrift eingezogen werden, obwohl dieses die übliche Zahlungsform des Endkunden ist.

Liegt die Abschaltung an geändertem TKG-Paragraphen?

Insider halten das jedoch für ein vorgeschobenes Argument. Vielmehr wird in der Branche vermutet, dass es eher eine Gesetzesänderung ist, die nun dafür sorgt, dass die Telekom sich aus dem 0900-Betreibergeschäft verabschiedet. Im Rahmen der TKG-Novelle plant die Bundesregierung, dass auf den Endkundenrechnungen weitere Daten ausgewiesen werden müssen als bislang. Das geht aus dem Gesetzentwurf des neuen § 45h des TKG hervor. Dort heißt es: "[...] muss die Rechnung des Anbieters in einer hervorgehobenen und deutlich gestalteten Form Folgendes enthalten: [...] 2. die konkrete Bezeichnung der in Rechnung gestellten Leistungen [...]".

Im Klartext bedeutet das, dass künftig nicht mehr nur der Netzbetreiber der 0900-Nummer, die Nummer und der Endbetrag ausgewiesen werden muss, sondern auch der Dienste-Anbieter und der Dienst, der hinter dieser Nummer betrieben wird. Die Vermutung der Brancheninsider: Um diese Daten an alle möglichen Endkunden-Telefongesellschaften übermitteln zu können, müsste die Telekom massiv an ihrer Billingplattform arbeiten. Eine Arbeit, die sich vermutlich für eine "sehr niedrige vierstellige" Kundenzahl, die uns die Telekom auf Nachfrage nannte, nicht lohnt. Es ist allerdings unklar, wie viele Nummern diese Kunden geschaltet haben und wie viele Gesprächsminuten generiert werden.

Die Telekom selbst spricht von einem unprofitablen Geschäft, wenn es um 0900 geht. Das trifft offenbar nicht für alle Netzbetreiber zu. "Wir arbeiten im Geschäftsfeld 0900 profitabel und werden dieses auch weiterhin anbieten. Das Geschäftsfeld wird im Markt weiterhin existieren," sagt Dirk Ebert, in der Geschäftsleitung von dtms verantwortlich für Marketing und Vertrieb. "Und auch die Verbraucher mit Telekom-Anschlüssen werden weiterhin die 0900-Rufnummern anrufen können."

Die Netzbetreiber, die weiterhin 0900 anbieten, freuen sich, die Kunden, denen von der Telekom gekündigt wird, kurzfristig im eigenen Netz aufzunehmen. Eine Empfehlung für einen alternativen Carrier gibt die Telekom jedoch nicht ab. Auf Nachfrage werden von der Telekom drei Unternehmen für 0900-Nummern genannt, die selbst nicht als Netzbetreiber, sondern als Reseller aktiv sind.

0900-Nummern für Anrufer unverändert erreichbar

Für die Anrufer von 0900-Nummern ändert sich nichts. Anrufe aus allen Netzen, auch aus dem der Telekom, zu 0900-Nummern bleiben möglich und die Telekom rechnet auch weiterhin Gespräche von 0900-Nummern ab. Einzig zum 1. November, dem Tag an dem die Telekom bestehende Nummern abschaltet, kann es zu Problemen bei einzelnen Nummern kommen, wenn die Nummerninhaber sich bis dahin nicht um einen neuen Betreiber gekümmert haben.

Mehr zum Thema Sonderrufnummer