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Anschlag in München: Twitter als Sprachrohr der Polizei

In einem Münchner Einkaufszentrum fallen Schüsse. Bei der Polizei heißt es: Die Lage sei völlig unübersichtlich. Via Twitter wird die Bevölkerung gewarnt und informiert.
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Anschlag in Münchner: Twitter als Sprachrohr für Polizei Anschlag in München: Twitter als Sprachrohr der Polizei
Bild: dpa
Bei Schüssen im Olympia-Einkaufs­zentrum OEZ in München sind am Freitagabend mehrere Menschen getötet worden. Wurde zunächst nur von einem Toten und mehreren Verletzten gesprochen, stiegt die Zahl im Laufe der Nacht auf zehn Tote an, 16 Menschen wurden offenbar zum Teil schwer verletzt. Die Lage am Abend sei völlig unüber­sichtlich gewesen, berichteten Polizeisprecher und Medien. Lange war zudem unklar, wie viele Täter an der Tat beteiligt und auf der Flucht waren.

Um die Bevölkerung zu informieren und der Lage in München Herr zu werden, nutzte die Polizei die sozialen Netzwerke und schickte beispielsweise immer wieder Twitter-Nachrichten auf die Smartphones der Münchner. In diesen wurde die Bevölkerung unter anderem aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen und vom Tatort fernzubleiben. Über den Twitter-Account des Münchner Polizei­präsidiums wurden die zahlreichen Hinweise und Bitten nicht nur auf Deutsch veröffentlicht. Die Nachrichten wurden auch auf Englisch und Französisch verfasst.

Anschlag in Münchner: Twitter als Sprachrohr für Polizei Anschlag in München: Twitter als Sprachrohr der Polizei
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So wurden französisch­sprachige Menschen mit "Pas publier des Fotos ou Videos!!!!" aufgefordert, im Zusammenhang mit dem Anschlag keine Fotos oder Videos im Internet zu veröffentlichen. Auf Englisch hieß es beispiels­weise: "The suspects are still on the run. Please avoid public places." (Die Verdächtigen sind noch auf der Flucht. Bitte meiden Sie öffentliche Plätze.)

Twitter: Zwischen Hilfe und erschwerter Arbeit

Wie schon zuvor bei den Anschlägen in Belgien und Paris stellten viele Anwohner in München unter dem Hashtag #offeneTür ihre Wohnungen als sichere Unterkünfte bereit. Denn während des Einsatzes standen die öffentlichen Verkehrsmittel in München still. Viele Menschen konnten daher nicht aus der Innenstadt nach Hause fahren.

Zu Aufregung kam es, als einige Twitter- und Facebook-Nutzer über weitere Anschläge in der Münchner Innenstadt berichteten. Diese Meldungen verbreiteten sich rasend schnell und gingen auch durch die Medien. Von der Polizei kam daher nochmal eindringlich die Bitte, sich nicht an solchen Speku­lationen im Internet zu beteiligen. Zudem wurde im Laufe des Abends immer wieder darauf hingewiesen, keine Fotos und Videos der Polizei online zu stellen, um den Tätern nicht zu helfen. Hier zeigte sich, dass die Nutzung der sozialen Netzwerke die Arbeit der Polizei zum Teil auch erschwerte.
Erst in den frühen Morgen­stunden gab die Polizei vorsichtig Entwarnung - wieder über die sozialen Netzwerke. Man habe "im Rahmen der Fahndung eine Person gefunden, die sich selbst getötet hat. Dabei handelt es sich mit hoher Wahr­schein­lichkeit um den Täter, der nach jetzigem Ermittlungsstand alleine agiert hat", so die Polizei im Tweet. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 18 Jahre alten Mann gehandelt haben, der seit zwei Jahren in München gelebt hat und der polizeilich nicht bekannt gewesen ist. Das Motiv der Tat ist noch unklar. Die Polizei untersucht derzeit die Wohnung des Vaters des mut­maßlichen Täters, in der Hoffnung, nähere Informationen zu erhalten.

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