Lizenz

Plagiatsvorwürfe: Apple lizenziert Schweizer Uhren-Design (Update)

Uhrenhersteller Mondaine sieht Exklusiv-Abkommen verletzt
Von Marie-Anne Winter / mit Material von dpa

Die Schweizer Bahnhofsuhr als Original und Fälschung. Die Schweizer Bahnhofsuhr als Original und Fälschung. Inzwischen hat Apple aber die Lizenz zur Uhr.
Bild: dpa
Gerade weil Apple selbst nicht zimper­lich ist, wenn es darum geht, das eigene Design zu ver­teidigen, war die Sache besonders peinlich: Apple hat sich bei der Gestaltung seiner Uhren-App in seinem Mobil­system iOS ungefragt, aber deutlich bei der Bahnhofsuhr der Schweizer­ischen Bundes­bahnen bedient. Inzwischen hat der kalifornische Konzern eine Lizenz­verein­barung mit den Schweizer­ischen Bundes­bahnen SBB geschlossen. Das teilten die SBB heute in Bern mit.

Die Schweizer Bahnhofsuhr als Original und Fälschung. Die Schweizer Bahnhofsuhr als Original und Fälschung. Inzwischen hat Apple aber die Lizenz zur Uhr.
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Die Bahnhofsuhr wurde 1944 vom Ingenieur und Gestalter Hans Hilfiker für die SBB entworfen. "Es handelt sich um eine Design-Ikone, die offenkundig auch im digitalen Zeitalter gut ankommt", erklärten die SBB. Spezielles Merkmal des sogenannten "Kellenzifferblattes" ist der markante rote Sekundenzeiger, der die Form einer Signalkelle hat. Die SBB lizenzieren das Design der Bahnhofsuhr auch für Armbanduhren und andere Zeitanzeiger.

Die SBB und Apple haben der Mitteilung zufolge vereinbart, dass sie über die Höhe der Lizenzgebühr wie auch über weitere Einzelheiten des Übereinkommens keine weiteren Auskünfte erteilen. Apple war nach der zunächst unlizenzierten Übernahme des Uhrendesigns Doppelzüngigkeit vorgeworfen worden, weil das Unternehmen selbst eigene Designentwürfe scharf juristisch schützen lässt und Nachahmer vor Gericht bringt.

Allerdings dürfte dieser Fehltritt im Vergleich zu dem Apple-Maps-Desaster relativ schnell wieder vergessen sein. Nachdem die kritischen Stimmen der Nutzer langsam leiser werden, weil Apple offenbar relativ schnell nachbessert, melden sich nun frustierte App-Entwickler zu Wort, die berichten, dass man ihre Fehlermeldungen und Problemhinweise nicht ausreichend beachtet habe, sondern auch mehrfach benannte Fehler in der finalen Version noch enthalten waren.

Immerhin, die Bilder von schmelzenden Landschaften und absurden Ortsangaben haben eine erstaunliche Kreativität unter den Nutzern freigesetzt, die sich unter anderem in witzigen Bildergalerien und Videos über die Appleschen Parallel-Universen niedergeschlagen hat.

Update 15.10., 10:50 Uhr: Uhrenhersteller Mondaine sieht Abkommen verletzt

Der schweizerische Uhrenhersteller Mondaine, der nach eigenen Angaben vor 30 Jahren ein Exklusiv-Abkommen mit den Schweizerischen Bundesbahnen ausgehandelt hat, ärgert sich über die Einigung mit Apple. Gegenüber der "Financial Times Deutschland" äußerte das Unternehmen: "Als exklusiver Lizenznehmer sind wir überrascht, vom Lizenzabkommen zwischen der SBB und Apple zu hören." Branchenkenner gehen aber davon aus, dass auch mit Mondaine eine friedliche Einigung erzielt wird. Der Uhrenhersteller verkauft seit 1986 Armbanduhren sowie Küchen- und Taschenuhren im originalen Design der schweizerischen Bahnhofsuhr. Ende des Updates.

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