Kommentar zur iSight-Kamera: Apple, wer hat's erfunden?

Kommentar zu den Funktionen der iSight-Kamera im iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Screenshot: teltarif.de, Apple Apple will laut eigener Kampf­ansage mit seiner ver­besserten iSight-Kamera im iPhone 6S und iPhone 6S Plus neue Maßstäbe für Smartphone-Fotos setzen. Seit einigen Jahren bietet die Handy-Kamera 8 Megapixel, nun hat der Hersteller mit der Einführung der neuen iPhone-Generation die Megapixeln auf 12 erhöht. Aber auch in puncto Kamera-Technik und -Features will Apple wohl durch­starten.

Die Konkurrenz wie Sony, Samsung, Huawei und Co. bietet bereits seit einigen Jahren Smartphone-Kameras mit deutlich mehr Megapixeln an. Dass die Anzahl dieser aber nicht alles ist wissen wir, wie Sie in diesem Hintergrundbericht erfahren. Es kommt viel mehr auf die Qualität der geschossenen Fotos an. Um beispielsweise räumliches und zeitliches Bildrauschen zu verbessern, hat Apple im iPhone 6S einen neuen Bildsignalprozessor integriert. Der 12-Megapixel-Sensor stammt vermutlich wieder aus dem Hause Sony. Laut Apple findet eine "fortschrittliche Pixeltechnologie" Einsatz, die uns nach Apples Definition doch sehr an Samsungs Isocell erinnert: So wurde jedes Pixel im Sensor überarbeitet, damit sich die Subpixel nicht gegenseitig beeinflussen können, wodurch mehr Pixel im Sensor Platz haben. Dadurch sollen die Fotos natürlicher, schärfer und klarer wirken als bisher. Würden sich die benachbarten Pixel gegenseitig beeinflussen können, würde dadurch die Bildqualität sichtbar leiden - so wie bei Crosstalk. Dies wird sich vermutlich durchaus positiv auf die Aufnahmen bei schummrigen Lichtverhältnissen auswirken. In diesem Zusammenhang hat Apple auch die Pixelgröße beim iPhone 6S und iPhone 6S Plus auf 1,22 Mikrometer (µm) gesenkt, beim iPhone 6 bzw. 6 Plus kommt die 8-Megapixel-Kamera mit 1,5 µm (Mikrometer).

Neuerungen? Wohl eher Anpassungen!

Kommentar zu den Funktionen der iSight-Kamera im iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Screenshot: teltarif.de, Apple Die Isocell-Technologie hat Samsung schon beim Galaxy S5 von 2014 eingesetzt. Dabei stellt sich die Frage, ob Apple in puncto iSight-Kamera einige als "neue Features" ausgelegte Funktionen als alten Wein in neuen Schläuchen präsentiert? Neu ist bei der iSight-Kamera von Apple auch, dass diese nun Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 3840 mal 2160 Pixel (4K) bei 30 Frames pro Sekunde bietet. Doch schon seit dem Acer Liquid S2, Sony Xperia Z2 oder Samsung Galaxy S5 besitzen die jeweiligen Nachfolger-Modelle diese Funktion. Allerdings haben noch heute das Samsung Galaxy S6 oder auch Sony Xperia Z3+ damit zu kämpfen, dass die 4K-Aufnahmen nach einer Zeit von durchschnittlich 14 Minuten abbrechen, weil das Smartphone schlicht zu heiß geworden ist. Natürlich wird auch die Kapazität des internen Speichers stark belastet. So nimmt eine 4K-Aufnahme beispielsweise beim Xperia Z3+ immerhin 5,6 GB (bei 14,38 Minuten) ein. Wie Apple hier anschließen möchte und es "besser machen will" kann natürlich nur ein richtiger Test der Smartphone-Kamera zeigen. Immerhin bietet die iSight-Kamera die Möglichkeit, während der 4K-Wiedergabe ins Bild zu zoomen.

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf das neue "Live Photo"-Feature der iSight-Kamera. Dabei fängt die Kamera einen Moment von 1,5 Sekunden in Ton und Bild ein. Dabei startet die Aufnahme kurz vor dem Auslösen und beendet sich kurz danach. Das Mini-Video (Live Photo) kann der Nutzer dann zum Beispiel als Hintergrund für den Sperrbildschirm verwenden. Na, wem kommt diese neue Funktion bekannt vor? Das HTC One von 2013 hat bereits die Zoe-Funktion in der Smartphone-Kamera integriert. Damit kann der Nutzer kurze Videos drehen und diese mit wählbarer Musik unterlegen. Auch hier greift Apple wieder auf eine Funktion zurück, die nicht neu ist.

Apples iSight-Kamera muss sich beweisen

Wenn Apple einen "neuen Maßstab für Smartphone-Fotos" setzen will, dann muss der Hersteller aber auch seine Hausaufgaben machen und nicht bereits vorhandene Funktionen als "neu" verkaufen. Die Konkurrenz schläft nicht und hat einige Funktionen (Isocell, Live Photo und 4K) schon lange vorher gehabt. Sicherlich wird auch die iSight-Kamera der neuen iPhone-Generation überdurchschnittliche gute Fotoergebnisse abliefern. Auch in unserem Kamera-Vergleichs-Test reiht sich bereits die Smartphone-Kamera des iPhone 6 bzw. iPhone 6 Plus neben dem Samsung Galaxy Note 4 und Google Nexus 6 ein. Bisher ist in unserem großen Vergleich der Smartphone-Kameras im Highend-Bereich das Nokia Lumia 1020 der ungeschlagene Sieger. Auch wenn ich die iSight-Kamera noch nicht unter den gleichen Bedingungen bei guten und schlechten Lichtverhältnissen getestet habe, vermute ich, dass Apple auch dieses Mal nicht den König entthronen können wird. Sollte es Apple dennoch in diesem Jahr schaffen, dann ziehe ich meinen virtuellen Hut.

Es ist aber auch ganz natürlich, dass Apple die Kamera-Technologie und -Funktionen im Blick behalten will und diese hinter verschlossen Türen weiterentwickelt hat, um dann die Konkurrenten im Alltags-Test schlagen zu können. Ich bin schon auf den Kamera-Test des iPhone 6S und iPhone 6S Plus gespannt. Schade ist dabei aber auch, dass Apple dem iPhone 6S keinen optischen Bildstabilisator verpasst hat, während die Plus-Variante darüber verfügt. Auf Grund Apples Äußerung "Der neue Maßstab für Smartphone-Fotos" setze ich große Erwartungen in die verbesserte iSight-Kamera des iPhone 6S bzw. 6S Plus. Fehler werde ich im Kamera-Test bei dieser Kampfansage entsprechend bewerten. Denn meiner Meinung nach nimmt Apple im Vorfeld damit ganz schön den Mund voll, dafür dass andere Hersteller in puncto Kamera-Innovationen schneller waren. Apple, deine iSight-Kamera muss sich beweisen.

Warum Apple generell keine Revolution braucht, lesen Sie in einem weiteren Kommentar.