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avanio: Garantierte Preise mit unerwarteten Nebenkosten

Schmalband-Anbieter überraschte Nutzer mit grundgebührpflichtigen Tarifen
Von Marie-Anne Winter

Alle reden über DSL, aber für viele bleibt der Schmalbandzugang über die Telefonleitung der einzige bezahlbare Weg ins Internet. So überrascht es nicht, dass sich auch immer neue Internet-by-Call-Anbieter auf Kundenfang begeben. Anfang August startete avanio.net [Link entfernt] eine so genannte Tarifsensation. Mit dem Tarif vanio.XXL kann man kostenlos surfen - aber nur am Sonntag zwischen 10 bis 19 Uhr. Außerhalb dieser Zeit kostet die Onlineminute dann 0,99 Cent, die Abrechnung erfolgt im Minutentakt. Dafür kostet dieser Schmalband-Tarif 8,99 Euro pro Monat, unabhängig wie häufig und wie lange man online geht.

avanio.net betont den Community-Gedanken und spricht von einer Clubmitgliedschaft, die dem Onlinenutzer viele Zusatzdienste wie Gratis-SMS, E-Mail-Services oder den kostenlosen Online-EVN bringe. Außerdem garantiere die avanio.net-Community, dass kein höherer Minutenpreis als 1 Cent pro Minute berechnet wird. Die Registrierung zur avanio.net-Community erfolge automatisch bei der ersten erfolgreichen Einwahl.

Neben dem Tarif vanio.XXL werden noch fünf weitere Tarife angeboten. Für eine Grundgebühr von 6,99 Euro monatlich kann man beispielsweise beim Tarif vanio.KIDS montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr ohne weitere Kosten im Internet surfen. Außerhalb dieser Zeit fallen ebenfalls 0,99 Cent pro Minute an.

Die neuen Angebote im Vergleich

Beim genaueren Hinsehen ist der vanio.XXL mit seinen 8,99 Euro Grundgebühr nicht so furchtbar günstig, denn wenn man annimmt, dass man an vier Sonntagen pro Monat tatsächlich alle neun Stunden online ist, die das "Kostenlos-Fenster" erlaubt, kommt man rechnerisch auf einen Minutenpreis von knapp 0,42 Cent. Mit dem Tarif Cybergate9 von MMIA kann man täglich zwischen 8 und 18 Uhr für nur 0,28 Cent pro Minute surfen. Allerdings werden außerhalb dieser Zeit bei dem MMIA-Tarif teure 2,99 Cent pro Minute berechnet. Bei den Rund-um-die-Uhr-Tarifen kann man mit anmeldefreien Tarifen wie dem Absolute von magic.speed oder dem Internet 24profi-Tarif von Tele2 sogar zu Minutenpreisen von 0,84 bzw. 0,88 Cent surfen. Mit dem anmeldepflichtigen Tarif Fun von Faventia kostet die Minute mit 1,07 Cent allerdings geringfügig mehr als 1 Cent.

Deutlich besser fällt die Bilanz beim vanio.KIDS aus, denn hier sind es deutlich mehr Stunden, in denen die Grundgebühr von 6,99 Euro abgesurft werden kann. Hier sind bei optimaler Ausnutzung des Angebots Minutenpreise von etwa 0,13 Cent möglich. Angesichts des weiterhin recht günstigen Preises von 0,99 Cent pro Minute in der restlichen Zeit ist dieser Tarif für alle, die regelmäßig nachmittags surfen, tatsächlich gar nicht schlecht.

Preisgarantie nicht garantiert

Allerdings haben die avanio-Tarife den Nachteil, dass die monatlichen Mindestkosten auch dann abgerechnet werden, wenn man das Angebot gar nicht mehr nutzt. Damit wird die "Preisgarantie" des Unternehmens "Nie teurer als 1 Cent/min surfen" ziemlich fragwürdig.

Mit einem Blick ins Kleingedruckte relativiert sich auch die Werbeaussage des Unternehmens, die im Pressebereich des Anbieters zu lesen ist: "Mit unseren innovativen avanio.net Tarifen möchten wir ein neues Zeitalter bei Internettarifen einläuten! avanio ist einfach, fair und günstig. Auf teure Zeitfenster, versteckte und teure Einwahlgebühren verzichten wir bewusst. Und unsere Tarife ändern sich nicht alle 3 Tage!" Besonders pikant wird diese Aussage vor dem Hintergrund, dass avanio seine neuen, grundgebührpflichtigen Tarife unter dem gleichen Namen wie die vorher grundgebührfreien Internet-by-Call-Tarife anbietet. Ebenso hat der Anbieter versäumt, in seiner aktuellen Pressemeldung vom 1. August auf die wesentliche Tariferhöhung hinzuweisen. Dort wurden lediglich die neuen Tarife vanio.XXL und vanio.KIDS vorgestellt.

Es ist daher zu befürchten, dass eine ganz Reihe von Nutzern der alten Tarife ahnungslos in einen gebührenpflichtigen Tarif gerutscht sind. Denn laut ABG von avanio reicht die erfolgreiche Einwahl über diese Nummer aus, um sich in der avanio.net-Community anzumelden. Damit wird auch die Zahlung der monatlichen Grundgebühr fällig, der man nur mit einer schriftlichen Kündigung jeweils zum Monatsende entgehen kann. Interessant ist auch die Anmerkung in den AGB, dass kein außerordentlicher Kündigungsgrund vorliege, wenn der Nutzer seinen Telefonanschluss abmelde oder dieser gesperrt werde - womit eine Leistung, die den monatlichen Grundpreis rechtfertigen würde, von avanio gar nicht mehr erbracht werden kann.

Wichtig: Internet-by-Call-Tarife immer wieder prüfen!

Leider kommt es immer wieder vor, dass Internet-by-Call-Anbieter ohne direkte Vorwarnung ihrer Kunden ihre Tarife zum Teil sehr erheblich ändern. Daher lohnt es sich, häufiger nachzusehen, zu welchen Tarifen man über welche Einwahlnummern surft. So erhöht der Internet-Anbieter Walla ab morgen die Minutenpreise für die Tarife Walla1 und Walla2 in dem Zeitfenster, das vorher 2,99 Cent gekostet hat, auf 7,99 Cent. Die aktuellen Tarife finden Sie in unserer Anbieter-Datenbank, die jeweils günstigsten Angebote für die von Ihnen bevorzugten Surfzeiten finden Sie in unserem Internet-Tarifechner.