Themenspecial 1 Jahr Mobilfunk-Discount subventioniert

Editorial: Subventionitis im Mobilfunkmarkt

Auch die Discounter locken mit Gegenleistungen beim Einstieg
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Mit dem Handy zu telefonieren ist teuer, insbesondere dann, wenn man ein Handy in einem anderen Netz anruft. Diese "Weisheit" ist seit etwa einem Jahr nur noch eingeschränkt gültig, denn damals startete simyo mit einem Tarif von unter 20 Cent pro Minute in alle Netze. Dieses war das erste Discount-Angebot, das nicht nur für bisherige Prepaid-Nutzer, sondern auch für Vertragskunden interessant war.

Inzwischen ist das Preisniveau sogar auf 14 bis 16 Cent pro Minute gesunken. Gespräche in "Fremdnetze" kosten damit mit der Discounter-SIM nur wenig mehr als Telefonate vom Festnetz zum Handy. Und einige Anbieter ermöglichen sogar "netzinterne" Telefonate zu anderen Kunden desselben Discounters für vier bis fünf Cent pro Minute. Das liegt nur noch wenig über den Kosten von Festnetz-Telefonaten.

Die Nutzung bleibt jedoch hinter den Möglichkeiten zurück. Selbst simyo-Chef Rolf Hansen erwartet bis Ende des Jahres maximal fünf Millionen Discounter-Kunden. Angesichts von 74 Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland entspricht das einem Marktanteil von nicht einmal sieben Prozent.

Große Wechselwilligkeit, aber auch Angst vorm Wechsel?

Andererseits können sich einer Umfrage zufolge 38 Prozent der Deutschen vorstellen, zum Discounter zu wechseln. Offensichtlich hat erst ein kleiner Teil der Kunden die Gelegenheit beim Schopf gegriffen und den Wechsel vollzogen. Gründe für die Trägheit gibt es viele: Restlaufzeiten beim alten Vertrag, der Aufwand für den Wechsel, oder die Angst, dass am Schluss doch nicht alles so gut klappt, wie versprochen. Denn selbst dann, wenn man wegen Problemen die neue Discounter-SIM "einfach" wegschmeißt, und wieder zu einem herkömmlichen Vertrag zurückwechselt, muss man die abermalige Rufnummernänderung bekannt geben, ggfls. Netzdienste neu einrichten und dergleichen mehr.

So versuchen die Discounter, den Wechsel mit Sonderaktionen schmackhaft zu machen. Teilweise bekommen Neukunden beim Einstieg sogar mehr Guthaben für ihr Geld, als sie mit "normalen" Aufladungen bekommen hätten. Das kann natürlich Kunden dazu verleiten, sich gleich mehrere SIMs zu besorgen, und diese jeweils nach Verbrauch des Startguthabens wegzuschmeißen. Das führt dann zwar zu beeindruckenden Kundenzahlen - die entsorgten SIMs werden erst nach Monaten oder gar Jahren der Nichtnutzung aus der Statistik gestrichen - aber miserablen Umsätzen pro Kunde. Letztendlich tappt damit der Discounter-Markt in genau dieselbe Falle, wie auch schon der herkömmliche Mobilfunk-Markt: Statt um die günstigsten Nutzungspreisen wird um die größten Subventionen beim Vertragsabschluss konkurriert. Statt Billig-Handy gibt es dann mehr Startguthaben. Schöne neue alte Welt.