Themenspecial 1 Jahr Mobilfunk-Discount gezügelt

Editorial: Mobilfunk-Discounter: An der Kandare der Netzbetreiber

Geringe Entfaltungsmöglichkeiten der neuen Anbieter
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Im Herbst 2004 startete Tchibo mit einer Prepaid-SIM-Karte, die Gespräche für nur 35 Cent pro Minute ermöglichte - auch in Fremdnetze, was dafür damals ein guter Preis war. Gut ein gutes halbes Jahr später folgte Simyo mit 19 Cent pro Minute. Bis Ende 2005 kamen noch diverse weitere Anbieter auf den Markt. Daraus resultierte ein Preiskampf, an dessen Ende sich das neue Tarifniveau bei 16 Cent pro Minute (bei 60/1-Takt) bzw. 14 Cent pro Minute (60/60-Takt) herauskristallisierte. Einige Discounter bieten zudem einen Rabatt für Gespräche zu anderen Kunden desselben Discounters; das Preisniveau dieser "vermarkterinternen" Telefonate liegt bei 4 bis 5 Cent pro Minute. Vorübergehend waren diese sogar kostenlos.

Angesichts des heftigen Preiskampfs Ende letzten Jahres stellt sich natürlich die Frage, ob, und falls ja, wann die Schlacht weitergeht. Zur Beantwortung dieser Frage sind zwei Faktoren wichtig: Die Terminierungsentgelte für Anrufe in die Mobilfunknetze, sowie die Netzbetreiber, in deren Netzen die Discounter anbieten. So haben die Netzbetreiber die Discounter an der "vertraglichen Kandare", und nutzen diese dazu, um Preissenkungen in hochlukrativen Bereichen zu verhindern.

"Zünglein an der Waage": Die Terminierungsentgelte

Die Terminierungsentgelte verhindern derzeit, dass die Discounter die Preise für Telefonate in fremde Mobilnetze substanziell weiter reduzieren, denn sie müssen dafür jeweils die Terminierungsentgelte an das Netz des Angerufenen bezahlen. Schon heute führt das zu der abstrusen Situation, dass bei Discounter-Telefonaten von Netz A zu Netz B der Löwenanteil der Entgelte an das Netz des Angerufenen fließt. Es ist jedoch Bewegung in Sicht. Nach zwei freiwilligen Preisrunden, die Ende 2004 und 2005 zu jeweils ca. 15 Prozent Abschlag führten, will die Bundesnetzagentur diesmal eine größere Reduktion durchsetzen.

Aktuell "bieten" T-Mobile, Vodafone und o2 bereits an, die Terminierungsentgelte um knapp 20 Prozent zu senken. E-Plus fordert sogar gut 50 Prozent Reduktion der derzeitigen Preise - aber nur für Verbindungen in die marktführenden D-Netze (T-Mobile und Vodafone). Die E-Netze (E-Plus und o2) sollen nur knapp 30 Prozent nach unten gehen. Zwischen diesen Eckpunkten wird sich sicherlich auch die Entscheidung der Bundesnetzagentur bewegen. Sie könnte z.B. die Entgelte für Verbindungen in die D-Netze um 30 Prozent und die für die E-Netze um 20 Prozent drücken. Damit lägen alle Terminierungsentgelte künftig unter 10 Cent pro Minute.

Markt bleibt in Bewegung

Geringere Terminierungsentgelte geben dann den Discountern wieder Luft, günstigere Telefonate in alle Netze anzubieten. Doch kann es auch passieren, dass die Discounter beim Preis "mauern" und den Kostenvorteil in die eigene Tasche stecken. Doch selbst dann, wenn nur ein Teil der IC-Kostensenkung an die Kunden weitergegeben wird, bewirkt eine neue Preisrunde auf jeden Fall neue Aufmerksamkeit in den Medien und damit einen neuen Kundenansturm. Die Discounter - und damit auch die dahinterstehenden Netzbetreiber - würden also von der Weitergabe der sinkenden Kosten profitieren. Bleibt für die Kunden zu hoffen, dass sie es auch tun.

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