Protest

Telekom-Sparprogramm betrifft bis zu 60 000 Mitarbeiter

Gewerkschaften befürchten großflächige Auslagerungen
Von dpa / ddp / Marie-Anne Winter

Vom Sparprogramm der Deutschen Telekom sind nach Gewerkschaftsbefürchtungen erheblich mehr Mitarbeiter in Deutschland betroffen als bisher angenommen. Die Gewerkschaft ver.di geht davon aus, dass die geplanten Auslagerungen in einen Service-Bereich des Bonner Konzerns für 60 000 Mitarbeiter gelten sollen. Das wären 15 000 mehr als bekannt. Außerdem würden voraussichtlich 13 000 Mitarbeiter der Telekom unter dem Verkauf von Konzernteilen leiden, teilte ver.di heute in Bonn mit. Die Gewerkschaft kündigte massiven Widerstand gegen die Umbaupläne an. Für kommenden Mittwoch sei eine Protestkundgebung mit über 10 000 Teilnehmern geplant. Eine Telekom-Sprecherin nannte die ver.di-Zahl 60 000 "aus der Luft gegriffen".

Mitarbeiter der Telekom sind empört

Telekom-Chef Obermann hatte bislang immer erklärt, das geplante Outsourcing könne auch mehr als die bislang bezifferten 45 000 Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com betreffen. Dort sollen die Bereiche technische Infrastruktur und technischer Kundendienst mit 35 000 Mitarbeitern in eigenständige Gesellschaften ausgelagert werden. Eine dritte Einheit soll aus den Call-Centern der T-Com mit 10 000 Mitarbeitern entstehen. Die Auslagerungen seien nötig, um das problematische Deutschlandgeschäft wieder zurück in die Gewinnzone zu bringen.

Nach den jüngsten Plänen soll neben dem T-Systems-Kundendienst nun offenbar auch der gesamte Kundenservice von T-Mobile Deutschland ausgegliedert werden, wie aus einem von der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires eingesehenen Schreiben an die T-Mobile-Mitarbeiter hervorgeht. Bei T-Mobile seien laut ver.di-Vertreter Ado Wilhelm an die 2 700 Stellen betroffen. Es gebe Untersuchungen, ob dort Teile der Technik ausgelagert werden könnten. Auch die Internetsparte T-Online sei betroffen. Dort bestehe die Absicht, zwei Call-Center in Oldenburg und Kiel mit insgesamt 700 Mitarbeitern auszugliedern.

Bei T-Systems steht neben dem Kundendienst mit 1 200 Mitarbeitern offenbar auch die hauseigene Unternehmensberatung Detecon mit 780 Miarbeitern nur ausgelagert, sondern - wie auch die Funkturm-Gesellschaft des Mutterkonzerns mit ihren 500 Mitarbeitern - veräußert werden.

Die Mitarbeiter der Telekom seien über die Ankündigungen empört und die Gewerkschaft wolle notfalls zum Streik aufrufen, beteuerte Wilhelm, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von T-Mobile ist. Besonders aufgebracht sei er über die Pläne bei T-Mobile. Den Mitarbeitern sei vor neun Monaten versprochen worden, dass sie vor Ausgliederungen sicher seien, sagte Wilhelm. Im Gegenzug hatten sie einer Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zugestimmt.

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