Jahresbericht

Abwanderung im Festnetz drückt Telekom-Gewinn

Umsatz-Rückgang im Inland, Wachstum im Ausland
Von ddp / Marie-Anne Winter

Die hohen Anschlussverluste im Festnetz haben 2006 den Konzerngewinn der Deutschen Telekom stark belastet. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der Nettoüberschuss von 5,6 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro, teilte die Telekom heute bei der Bilanzvorlage in Bonn mit. Wegen des lebhaften Auslandsgeschäfts, das sich um mehr als 13 Prozent verbesserte, kletterte der Umsatz um rund 2,9 Prozent auf 61,3 Milliarden Euro.

Durch die Abwanderung von Kunden aus dem T-Com-Netz zur Konkurrenz beziehungsweise in den Mobilfunk verringerten sich die Umsatzerlöse in der Sparte Breitband/Festnetz im Inland um 1,1 Milliarden Euro beziehungsweise um neun Prozent. Auch im Mobilfunk verzeichnete der größte Telekom-Konzern Europas in Deutschland eine Schlappe: Das gesunkene Preisniveau drückte die Umsätze um 4,7 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Das schwache Inlandsgeschäft hat bei der Deutschen Telekom im vergangenen Jahr zu einem erheblichen Gewinnrückgang geführt. Unter dem Strich blieb ohne Sondereffekte ein fast 18 Prozent geringerer Überschuss, wie der Bonner Konzern heute mitteilte. Die Dividende fällt angesichts dessen nicht höher aus als im Vorjahr, womit Hoffnungen im Markt auf eine leichte Anhebung enttäuscht wurden.

In Deutschland machten dem größten europäischen Telekommunikationskonzern der scharfe Wettbewerb und der Verfall der Preise bei DSL-Anschlüssen und im Mobilfunk zu schaffen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um sechs Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Damit lag es in der Spanne, die die Telekom prognostiziert hatte. Auch die Analystenerwartung wurde weitgehend getroffen.

Nettogewinn noch unter den Erwartungen

Beim Nettogewinn hatten die Experten allerdings mit mehr gerechnet. Er ging um mehr als 800 Millionen Euro auf 3,9 Milliarden Euro zurück, wenn man die Kosten für den Stellenabbau im Konzern nicht berücksichtigt. Die Telekom will bis 2008 rund 32 000 Arbeitsplätze abbauen. Einschließlich der Aufwendungen dafür, die sich 2006 auf 2,8 Milliarden Euro beliefen, sackte der Jahresüberschuss um 43 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro ab. Im vierten Quartal ergab sich deswegen ein Fehlbetrag.

Die Aktionäre sollen vor diesem Hintergrund eine Dividende von erneut 0,72 Euro pro Aktie erhalten - das Minimum dessen, was die Telekom in Aussicht gestellt hatte. Die Analysten hatten im Schnitt mit einer Erhöhung auf 0,74 Euro Aktie gerechnet.

Das knapp dreiprozentige Umsatzplus auf 61,4 Milliarden Euro erzielte die Telekom nur dank ihres Auslandsgeschäfts, allen voran in den Vereinigten Staaten. Dort kommt T-Mobile USA inzwischen auf mehr als 25 Millionen Kunden, das ist eine Zunahme um 15 Prozent. Außerdem trug die erstmalige Einbeziehung von Tochtergesellschaften zum Umsatzwachstum des Konzerns bei. Während das Auslandsgeschäft insgesamt um knapp 14 Prozent zulegte, schrumpften die Erlöse auf dem Heimatmarkt um fünf Prozent.

Im Festnetz verlor die Telekom zwei Millionen analoge Anschlüsse und musste einen fünfprozentigen Rückgang des Außenumsatzes sowie ein Minus von elf Prozent beim bereinigten Betriebsergebnis hinnehmen. In der Geschäftskundensparte T-Systems brachen die Erträge sogar um 22 Prozent ein. Nur der Mobilfunk wies ein kleines Ergebniswachstum von gut ein Prozent auf.

Um im Inland gegenzusteuern, will die Telekom unter anderem die Personalkosten drücken und dazu mindestens 45 000 Beschäftigte in drei neue Untergesellschaften ausgliedern. Der Aufsichtsrat gab am Mittwochabend grünes Licht für die Pläne. Die Mitarbeiter sollen künftig 38 Stunden pro Woche arbeiten. Ihre Gehälter sollen nach Darstellung des Konzern schrittweise in Richtung des Marktniveaus gesenkt werden. Die Gewerkschaft ver.di befürchtet, dass bis zu 60 000 Mitarbeiter von dem Ausgliederungsprogramm betroffen sein können. Am Mittwoch hatten 13 000 Beschäftigte in Bonn gegen die Pläne protestiert.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom