Drohung

ver.di-Verhandlungsführer droht mit lang andauerndem Streik

Schröder: Telekom will offenbar mit Kopf durch die Wand
Von AFP / ddp / Thorsten Neuhetzki

Der Verhandlungsführer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat der Deutschen Telekom einen Streik "weit ins Jahr hinaus" angedroht. Das Management des Konzerns wolle offenbar "mit dem Kopf durch die Wand", sagte Lothar Schröder der Zeitung Die Welt. Sollte das Unternehmen im Streit um die Auslagerung von 50 000 Mitarbeitern in Servicegesellschaften seine Pläne umsetzen, für die Beschäftigten die deutlich schlechteren Bedingungen der Mobilfunktochter T-Mobile gelten zu lassen, würden sich die Arbeitnehmer daran erinnern, dass Tarifverträge kündbar sind.

"In den neuen Gesellschaften wird der Konflikt weitergeführt", sagte der ver.di-Funktionär. "Dort erlischt die Friedenspflicht, der Streik würde auf T-Service übergreifen und möglicherweise weit ins Jahr hinaus andauern". Die Auseinandersetzung werde "zunehmend verbissen geführt", beklagte Schröder in der Zeitung. "Die Dreistigkeit, mit der hier Billiglöhne als Maßstab herangezogen werden, ist schon einzigartig." Der Streik sei für ver.di nicht billig, räumte Schröder ein. Er sei aber finanzierbar. "Und wir können lange durchhalten."

Nach Lösungsmöglichkeiten befragt, sagte Schröder, er sei bereit, über einen höheren variablen Lohnanteil zu diskutieren. "Und auch über eine begrenzte Verlängerung der Arbeitszeit würde ich mit meiner Verhandlungskommission reden."

Telekom-Chef bietet Mitarbeitern stärkere Erfolgsbeteiligung an

Telekom-Chef René Obermann geht unterdessen einen Schritt auf die Gewerkschaft zu und stellt eine höhere Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter in Aussicht. "Wir wollen eine Einigung und ein gutes Verhältnis mit unseren Mitarbeitern", sagte Obermann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Als Ausgleich für das Entgegenkommen der Mitarbeiter in der derzeit schwierigen Situation könne er sich "gut vorstellen", die Beschäftigten in wirtschaftlich besseren Zeiten stärker als bisher am Erfolg zu beteiligen.

Die wirtschaftlichen Folgen des Streiks hält Obermann auch nach vier Wochen für "überschaubar". Angesichts von durchschnittlich 9000 streikenden Mitarbeitern pro Tag rechne er nicht mit einer neuerlichen Gewinnwarnung, sondern bleibt bei der bisherigen Ergebnisprognose: "Unser Ziel ist klar formuliert. Wir wollen 19 Milliarden Euro Gewinn (EBITDA) erzielen. Das erste Quartal zeigt, dass wir auf gutem Weg dahin sind."

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