Ratgeber

Keine Roaming-Entgelte: Internet-Telefonie im Ausland

VoIP kann eine preiswerte wenn auch umständlichere Alternative sein
Von Björn Brodersen

Handy-Telefonate aus dem Ausland mit Familie und Freunden in der Heimat werden zumindest noch in diesen Sommerferien teuer sein. Zwar wird die EU voraussichtlich in den kommenden Monaten die so genannten Roaming-Entgelte durch die Einführung eines speziellen Euro-Tarifs begrenzen, doch dass die große Mehrheit der Mobilfunkkunden davon profitieren wird, darf bezweifelt werden. Schließlich werden den Mobilfunkbetreibern insgesamt mehrere Monate Umsetzungs- und Umstellungsfrist gewährt, so dass der neue Roaming-Tarif schlimmstenfalls erst im kommenden Herbst für alle Kunden in Kraft tritt.

Wer in diesem Sommer seinen Urlaub im Ausland verbringt, sollte daher schon vor Reiseantritt nach günstigen Alternativen suchen. Beispielsweise bieten sich dafür die Welttarife der Netzbetreiber oder die auf Auslandsaufenthalte zugeschnittenen Angebote der Prepaid-Discounter an, die wir vor kurzem genauer vorgestellt haben. Telefonate in die Heimat sind aber auch per Internet-Telefonie (VoIP) zum Ortstarif oder teilweise - wenn auch der Gesprächspartner zu Hause über seinen VoIP-Anschluss telefoniert - sogar ohne zusätzliche Gesprächsentgelte zu den Internet-Verbindungskosten möglich. Wir zeigen Ihnen, welche Ausrüstung Sie für die Internet-Telefonie im Ausland benötigen und wie Sie bzw. zu welchen Kosten Sie über das Internet telefonieren.

Die Ausrüstung

WLAN-Surfen am Hotspot,
Foto: free-hotspot.com
Ein Hinweis vorweg: Gerade im Ausland ist die Internet-Telefonie eher für erfahrenere Nutzer geeignet und sollte zu Hause schon einmal ausprobiert worden sein, um später nicht an Konfigurationsproblemen oder anderen technischen Hürden zu scheitern. Neben dem VoIP-Anschluss und -Tarif eines der zahlreichen Provider benötigt man noch die entsprechende Hardware wie etwa einen Laptop mit Telefonie-Software und Headset bzw. USB-Telefon oder ein WLAN-Telefon. Zudem muss am Urlaubsort ein Internet-Breitbandanschluss vorhanden sein, beispielsweise per WLAN-Zugang. Ein schneller Internetzugang mit einer ausreichenden Datenrate (ab 128 kBit/s im Upstream) ist notwendig, um eine befriedigende Gesprächsqualität zu erhalten; eine Online-Verbindung per ISDN-Verbindung oder über ein analoges Modem reicht in der Regel dazu nicht aus.

Wie Sie im Ausland einen geeigneten Internetzugang finden, erfahren Sie in unserem speziellen Ratgeberartikel. Weltweit gibt es zum Beispiel inzwischen in 130 Ländern mehr als 180 000 WLAN-Hotspots, die genauen Standorte können Interessenten über Internet-Datenbanken wie etwa unter www.spotigo.com abfragen.

Welche Variante eignet sich am besten für den Urlauber?

Für den Urlauber am besten geeignet sind sicherlich die Softphone-Variante oder ein Schnurlostelefon mit WLAN-Schnittstelle - jeweils abhängig davon, wie häufig er aus dem Ausland per VoIP nach Hause telefonieren möchte. Wer bereits einen Laptop besitzt und nur sporadisch telefonische Urlaubsgrüße versenden möchte, sollte sich auf seinem tragbaren Rechner ein Softphone wie X-lite oder auch Skype installieren, das es entweder kostenlos bei bestimmten VoIP-Anbietern oder frei zum Download im Internet gibt. Wichtig kann es sein, dass die Software den SIP-Standard unterstützt, um die Kompatibilität mit anderen Diensten zu gewährleisten - Skype unterstützt diesen Standard nicht. Dazu benötigt man ein Headset, das in kabelgebundener Form schon ab wenigen Euro erhältlich ist, oder ein USB-Telefon.

Der Anbieter sipgate erleichtert seinen Kunden die Konfiguration der Software: Bei der Installation des hauseigenen Softphones werden alle Einstellungen automatisch vorgenommen, und der Nutzer kann Sekunden später sich etwa per WLAN-Netz oder - bei Besuch von Freunden im Ausland - per Ethernet-Kabel über den DSL-Anschluss ins Internet einwählen und telefonieren. Bei der Verbindung über heimische Anschlüsse sollte darauf geachtet werden, dass im Router die entsprechenden Ports freigeschaltet sind, sonst kann VoIP nicht genutzt werden. Alternativ kann man mit Bekannten auch über die VoIP-Funktionen von Instant-Messaging-Diensten wie denen von Microsoft, Google, Yahoo! oder AOL telefonieren.

Wer regelmäßig auf der Auslandsreise mit den Daheimgebliebenen telefonieren möchte, sollte eventuell den Kauf eines schnurlosen WLAN-fähigen Handtelefons wie etwa das Gigaset SL75 WLAN (ab 130 Euro) von Siemens oder das ePhone P2000W (rund 300 Euro) von ZyXEL oder eines WLAN-fähigen Handys wie etwa die Nokia-Modelle E61 (ab 320 Euro ohne Vertrag) und E70 (ab 385 Euro ohne Vertrag) in Erwägung ziehen - das ist noch günstiger als gleich ein neues Notebook zu kaufen. Mit solchen WLAN-VoIP-Telefonen kann man im Ausland über den WLAN-Router eines Bekannten oder an einem öffentlichen und - da das Einloggen in einen Hotspot per Web-Interface nicht möglich ist - anmeldefreien Hotspot drahtlos über das Internet telefonieren. Genauere Informationen zur Internet-Telefonie erhalten Sie in unserem speziellen Ratgeberbeitrag.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"