Ratgeber

Keine Roaming-Entgelte: Internet-Telefonie im Ausland

VoIP kann eine preiswerte wenn auch umständlichere Alternative sein
Von Björn Brodersen

Wer aus dem Ausland über das Internet telefoniert, geht einigen Mobilfunk-Kostenfallen aus dem Weg: Eingehende Anrufe sowie die Abfrage der Mailbox sind für VoIP-Nutzer nicht kostenpflichtig, außerdem werden Telefonate aus dem Ausland in die deutschen Fest- und Mobilfunknetze wie Inlandsgespräche behandelt, da der genutzte VoIP-Anschluss in Deutschland registriert ist. Zudem besteht die Möglichkeit, per Flatrate-Tarif zum monatlichen Grundpreis unbegrenzt häufig und lange ins deutsche Festnetz zu telefonieren.

Zudem erreichen Anrufer aus Deutschland den Urlauber über den VoIP-Anschluss zum Orts- oder Ferngesprächstarif, wenn der VoIP-Nutzer bei der Anmeldung von seinem Anbieter eine Ortsvorwahl zugeteilt bekommen hat. Internet-Telefonate zwischen VoIP-Kunden des selben Providers bzw. zweier kooperierender Anbieter sind sogar kostenfrei. Allerdings fallen bei öffentlichen Internetzugängen zusätzliche Online-Verbindungsentgelte an, und VoIP-Nutzer sind nur begrenzt anrufbar - nämlich nur dann, wenn sie mit ihrem mobilen Endgerät mit dem Internet verbunden sind. Wenigstens Nachrichten von Freunden und Bekannten von zu Hause kommen an, wenn der VoIP-Nutzer den webbasierten Anrufbeantworter oder eine Anrufweiterleitung aktiviert hat.

Ein kurzer Preisvergleich

WLAN am Strand in Pirgo,
Foto: free-hotspot.com
Die Nutzung eines WLAN-Hotspots am internationalen Flughafen von Johannesburg/Südafrika kostet 8,84 Euro für 60 Verbindungsminuten. Dazu kommt zum Beispiel ein Minutenpreis von 1 Cent, den etliche unabhängige VoIP-Provider in grundgebührfreien Tarifen anbieten, wie eine Datenbankabfrage unseres VoIP-Tarifrechners zeigt. Für ein halbstündiges Gespräch vom Johannesburger Flughafen zu einem deutschen Festnetzanschluss zahlt der VoIP-Kunde so beispielsweise in einem VoIP-Tarif von GMX oder Lidl 9,14 Euro. Aus dem Partnernetz MobileOne telefonieren Mobilfunkkunden von Vodafone dagegen zurzeit noch im VodafoneWorld-Tarif für 2,30 Euro pro Minute ins deutsche Festnetz, bei einem 30-minütigen Telefonat summieren sich die Gesprächskosten auf 68,85 Euro. Die Ersparnis für den VoIP-Nutzer in diesem Rechenbeispiel würde knapp 60 Euro betragen.

Allerdings ist das Ergebnis auch stark abhängig von der Dauer des Telefonats und dem Urlaubsland des Anrufers. Je kürzer das VoIP-Telefonat, desto schwerer wiegt beispielsweise das hohe Internet-Verbindungsentgelt: Für ein einminütiges Telefonat zahlt der Kunde in unserem Beispiel so eben auch schon 8,85 Euro, wenn die Online-Minuten nicht in mehreren Sitzungen abgesurft werden können. In einem solchen Fall sollte der Nutzer sich auch sicher sein, dass er zum Internet-Einwahlzeitpunkt auf jeden Fall seinen gewünschten Gesprächspartner erreicht, um nicht unnötig Onlineminuten zu verschwenden. Manche Hotspot-Betreiber verlangen zudem noch Einmalentgelte für den drahtlosen Verbindungsaufbau ins Netz. Die Mobilfunkbetreiber hingegen bieten inzwischen deutlich günstigere Roaming-Optionstarife für Anrufe aus europäischen Ländern.

Optimieren der Sprachqualität

Die Sprachqualität von VoIP-Verbindungen hängt an öffentlichen WLAN-Hotspots nicht nur von der Anschluss-Bandbreite sondern unter Umständen auch von dem verwendeten Sprachcodec ab, wenn der der drahtlose Zugang gleichzeitig von mehreren Nutzern geteilt wird. In solchen Fällen ist es ratsam, im Menü des Softphones oder des WLAN-Telefons einen Sprachcodec einzustellen, der weniger Bandbreite benötigt (z.B. GSM, G.726, G.729a).

Auch eine nicht auf VoIP konfigurierte Firewall von befreundeten Internetnutzern im Ausland kann die Sprachqualität von Internet-Telefonaten stark einschränken oder die Gesprächsverbindung ganz blockieren. In diesem Fall müssen die entsprechenden Ports freigeschaltet werden. Wer mit einem Softphone telefoniert, kann durch ein modernes Headset, das Rauschen, Echos und PC-Töne unterdrückt, die Sprachqualität verbessern. Nutzer eines USB-Telefons sollten darauf achten, dass das Gerät eine integrierte Soundkarte besitzt.

Eine Alternative - aber nicht für jeden

Die Internet-Telefonie kann eine vergleichsweise preiswerte - wenn auch umständlichere - Alternative zum Handy für das Telefonieren aus dem Ausland mit Familie, Freunden und Bekannten zu Hause sein. Allerdings muss der Reisende am Urlaubsort einen möglichst preiswerten Breitband-Internetzugang nutzen können und über die nötige Hardware verfügen. Wer keinen Laptop bzw. kein USB-Telefon besitzt, schafft sich dafür nicht extra ein solches Gerät an. Wichtiger ist es, sich vor dem Urlaub darüber Gedanken zu machen, welche Telefonalternativen zur Auswahl stehen, wie intensiv man aus dem Urlaub nach Hause telefonieren möchte und die zu erwartenden Kosten der einzelnen Varianten miteinander zu vergleichen. Unerfahrene Nutzer sollten jedoch nicht erst im Ausland in die Internet-Telefonie einsteigen, sondern erste Erfahrungen bereits zu Hause sammeln.

Aktuelle VoIP-Provider finden Sie über unsere Anbieter-Übersicht, Preise über unseren VoIP-Tarifrechner. Worauf Sie bei der VoIP-Anschlusswahl achten sollten, erklären wir auf einer gesonderten Infoseite.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"