mobile Zukunft

E-Plus bereitet sich auf das Ende bisheriger Geschäftsmodelle vor

Statt aufwändiger Eigenentwicklungen lieber mehr Kooperationen
Von Marie-Anne Winter

Die Erfolgsmodelle, mit denen die Mobilfunker in den vergangenen Jahren groß geworden sind, funktionieren nicht mehr: Die Preise im Mobilfunk sind drastisch gesunken, der Kampf um Kunden und Marktanteile drückt auf die ohnehin schon arg geschrumpften Margen. Von der einen Seite drücken die Mobilfunk-Discounter, auf der anderen Seite knabbern nun die Festnetz- und Internetanbieter mit Komplett-Angeboten einschließlich des hauseigenen Handytarifs am Kuchen der Mobilfunk-Konzerne: Anbieter wie o2 und Vodafone haben darauf reagiert, indem sie ihrerseits nun auch hauseigene Breitband-Internet verkaufen. Aber dieses Modell kommt nicht für jeden in Betracht. E-Plus, so heißt es heute in der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ), suche Hilfe bei den Kreativen des Internets.

"Wir sind zu klein, um jede gute Idee selbst zu haben, umzusetzen und zu finanzieren", sagte Dirks. Mit einer Vielzahl von Partnerschaften mit Softwarefirmen und Diensteanbietern wolle sich der Mobilfunkanbieter E-Plus für das erwartete Ende der bisherigen Geschäftsmodelle der Branche rüsten. Das erklärte E-Plus-Chef Thorsten Dirks gegenüber der Wirtschaftszeitung.

Danach plane Dirks, Konzernen wie Yahoo oder Microsoft neue mobile Geschäftsmodelle ermöglichen - und möchte im Gegenzug, dass E-Plus an deren Umsätzen beteiligt wird. Das wäre Neuland im Mobilfunk: Bisher ging es dem Netzbetreiber stets darum, im Mobilfunk die Oberhand zu behalten. So nahmen sie beispielsweise in Kauf, dass ein innovatives Unternehmen wie Paybox für das Bezahlen per Handy in Deutschland scheiterte, weil die deutschen Mobilfunker lieber ein eigenes mobiles Bezahlsystem entwickeln wollten (das aber nie zustande kam). Also bieten die Mobilfunker auch Inhalte zur mobilen Nutzung, wie Nachrichten, Musik oder Navigation, überwiegend selbst an.

Nicht immer alles selbst machen

Davon rückt E-Plus nun ab: Statt diese Dienste selbst zu entwickeln, sollen nun gegen eine angemessene Beteiligung Angebote Dritter gefördert werden. Mit dem bloßen Funknetz, der Sprachtelefonie und SMS allein würde sich in den nächsten Jahren nicht mehr genug verdienen lassen. "Wir dürfen nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen - wir müssen die Initiative ergreifen, solange wir noch die Zukunft aktiv gestalten können", sagte Dirks. Allein mit massenhaft genutzten Datendiensten lassen sich ebenfalls keine neuen Umsatzrekorde erzielen: Noch immer bringt der mobile Datenverkehr weniger als zehn Prozent des Umsatzes der Mobilfunker. Und mehr Datennutzung heißt auch höhere Investitionen in den entsprechenden Netzausbau, der erstmal refinanziert werden muss - während die Nutzer schon lange auf günstigere Datenpreise warten.

Auch mit eigenen Angeboten wie multimedialen Kurznachrichten (MMS) oder den konzerneigenen Handyportalen (t-zones, Vodafone live! o2 active oder i-mode) gingen die Netzbetreiber baden: Sie sind für Nutzer zu umständlich, für die Mobilfunker zu teuer und insgesamt nicht attraktiv genug. Die Kunden gehen lieber zu den Angeboten der Internetgrößen Google, Yahoo oder Microsoft. Den Mobilfunkern droht also der Abstieg zu reinen Infrastrukturanbietern - sie bieten nur noch den mobilen Highway an, auf dem die anderen fahren. Und schlimmer noch: In den USA will sich Google an der Versteigerung frei gewordener Mobilfunk-Frequenzen beteiligen und es wurde auch schon darüber gemunkelt, dass der iPhone-Hersteller Apple nun auch Netzbetreiber werden wolle.

E-Plus will nun den umgekehrten Weg gehen: Statt alles in Eigenregie anzubieten, hält sich der Netzbetreiber lieber an externe Dienstleister - und will an deren Umsätzen beteiligt werden. Wie das konkret aussehen wird, ist noch nicht absehbar. "Noch sind wir in einer guten Position, mit den attraktivsten Internet-Unternehmen Partnerschaften einzugehen. Noch haben wir Technik, Wissen, Kunden und Kanäle zu bieten, die sich andere erst mühsam erarbeiten müssten", sagte Dirks.

Strategieberater werten die Überlegungen von E-Plus als Schritt in die richtige Richtung. Im Mobilfunk gehe es nun um neue Ideen, Geld und Tempo. Gerade die Ex-Monopolisten hätten das noch nicht verinnerlicht und wollten noch zu häufig alles selbst machen - was auf Dauer nicht funktionieren könne.