Digitalradio

Privatsender wehren sich gegen neue ARD-Hörfunkprogramme über DAB+

WDR, NDR und MDR wollen neue Hörfunkwellen über DAB+ starten. Erwartungsgemäß kommt Kritik aus dem Privatradio-Lager. Die Programmvermehrung verstoße gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Außerdem befürchtet der VPRT eine spätere Verbreitung der neuen Wellen auf UKW-Frequenzen.
Von

Der Privatsender Radio Schlagerparadies sieht sich durch kommende ARD-Konkurrenz in Gefah Der Privatsender Radio Schlagerparadies sieht sich durch kommende ARD-Konkurrenz in Gefahr
Bild: Screenshot/Radio Schlagerparadies
Der Verband privater Rundfunk- und Tele­kommunikation (VPRT) wehrt sich gegen ein geplantes digitales Kinderradio des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) über DAB+ und Internet, da es seiner Meinung nach gegen den Rundfunkstaats­vertrag verstößt. Wie Claus Grewenig, Geschäfts­führer des VPRT dem "Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk" sagte, würde ein weiteres digitales Programm gegen die aktuell geltende Deckelung der Programmzahl verstoßen und die Balance des dualen Rundfunks verletzen. Demnach darf jede ARD-Anstalt seit dem Stichtag 1. April 2004 nur ein zusätzliches digitales Hörfunkprogramm pro Bundesland ausstrahlen.

In den Planungen des MDR sieht Grewenig lediglich den Versuch, neue Zielgruppen, die in den Hauptprogrammen der ARD-Radios nicht erreicht werden, durch zusätzliche Programme zu gewinnen. "Sie beginnen zunächst über das Web und werden später - so jedenfalls in anderen Bundesländern - gezielt auf UKW geschaltet. Private Anbieter können hier weder mit der Programmzahlerhöhung noch beim Frequenzkampf mithalten."

Grewenig fordert daher jetzt die Medienpolitik auf, sich der Schieflage im System grundlegend anzunehmen. Speziell für das geplante MDR-Kinderangebot fordert der Geschäftsführer des VPRT eine Nachbesserung des Konzepts.

Radio Schlagerparadies gegen neue Schlagerwellen bei der ARD

Der Privatsender Radio Schlagerparadies sieht sich durch kommende ARD-Konkurrenz in Gefah Der Privatsender Radio Schlagerparadies sieht sich durch kommende ARD-Konkurrenz in Gefahr
Bild: Screenshot/Radio Schlagerparadies
Neben dem MDR wollen auch der NDR und WDR neue Wellen über DAB+ senden. Geplant sind Schlagersender. Auch beim MDR liegt ein solches Konzept vor, das noch von den Gremien abgesegnet werden muss. Der Privatsender Radio Schlagerparadies, der bundesweit über DAB+ verbreitet wird, sieht hierin einen gebührenfinanzierten Angriff auf das Privatradio: "Es gibt mit Schlagerparadies ein sehr gutes und erfolgreiches deutsches Schlagerradio auf DAB+. Es kann und darf nicht sein, dass dieser Erfolg jetzt mit Gebührengeldern zunichte gemacht wird", fordert Programm­chef Frank Brach. "Ansonsten wird künftig jedes private Investment im deutschen Radio von vornherein verhindert. Das tut sich irgendwann keiner mehr an." Kollisionen mit dem Rundfunkstaats­vertrag sollte es zumindest beim NDR keine geben. Denn dieser will zugunsten der Schlagerwelle auf ein anderes Digital­programm verzichten.

16 Interessenten für DAB+ in NRW

Wie berichtet, gab es in Nordrhein-Westfalen einen Call-of-Interest für DAB+. Beim Jahresempfang der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) informierte Direktor Dr. Jürgen Brautmeier am Mittwoch, 30. September, über die Ergebnisse. 16 Veranstalter, Verbände und Firmen haben danach Interesse an digitalem Radio bekundet, die überwiegende Mehrheit sei dabei an einer landesweiten Versorgung interessiert, zum Teil über ein Plattformmodell. Für regionale und lokale Abdeckungen war das Interesse deutlich geringer.

"Nach den Bedarfsmeldungen erscheint mir eine Ausschreibung für einen landesweiten Multiplex für DAB+ sinnvoll", sagte Brautmeier. "Wenn aus dem lokalen Raum kaum ernsthaftes Interesse signalisiert wird, sollten wir über ein Stufenmodell nachdenken, also zunächst eine landesweite Ausstrahlung beantragen, und prüfen, ob lokale und regionale Möglichkeiten offen gehalten werden können".

Sinnvoll wäre hier das hessische Modell: Hier startete ein landesweiter Privatradio-Multiplex zunächst im Rhein-Main-Gebiet. Erst bei besseren Refinanzierungs­möglichkeiten soll dieser auf ganz Hessen ausgeweitet werden. In NRW wäre ein Start des landesweiten Multiplexes in den Ballungszentren an Rhein und Ruhr sinnvoll, bei späterer Ausdehnung auf das ganze Land. Der Netzbetreiber Media Broadcast will laut eigenem Bekunden – wie in Hamburg und Berlin - eine Plattform aufbauen und betreiben.

Mehr zum Thema DAB+