Banking

Praxistest: Kostenloses Smartphone-Girokonto von Klarna

Der schwe­dische Finanz­dienst­leister Klarna geht mit einem eigenen Smart­phone-Giro­konto an den Start. Wir hatten Gele­gen­heit, das Angebot im "Beta-Test" auszu­pro­bieren. Hat die App Poten­zial gegen ING, DKB & Co.?
Von Björn König

Aufgrund von Kosten­druck durch Nied­rig­zinsen erheben immer mehr Kredit­insti­tute Konto­füh­rungs­gebühren. Richtig teuer wird es vor allem bei Spar­kassen, Genos­sen­schafts­banken oder großen Privat­banken mit Fili­alnetz. Doch selbst bei Direkt­bank-Platz­hir­schen wie ING oder Comdi­rect ist das Giro­konto mitt­ler­weile längst nicht mehr bedin­gungslos kosten­frei. So setzt beispiels­weise die ING für Neukunden einen Mindest­geld­ein­gang von 700 Euro voraus, andern­falls werden monat­lich 4,90 Euro berechnet.

Wer solchen Kosten aus dem Weg gehen möchte, hat immer weniger Alter­nativen. Bedin­gungslos kosten­frei sind Giro­konten in der Regel nur noch bei Smart­phone- bzw. Neobanken. Dazu zählen unter anderem N26 oder Vivid Money. Nun steigt auch der schwe­dische Zahlungs­dienst­leister Klarna mit einem kosten­losen Smart­phone-Bank­konto in den deut­schen Markt ein. Wir hatten bereits Gele­gen­heit, das Angebot ausführ­lich zu testen.

"Smooth" Banking

Bild: Klarna Das Klarna-Smartphonekonto
Bild: Klarna
Konto­eröff­nungen erfolgen über die exis­tie­rende Klarna-App, dabei gibt es bereits eine Beson­der­heit. Neben dem bekannten Video-Ident können sich Neukunden ebenso per 10-Cent-Über­wei­sung von einem bereits bestehenden Giro­konto legi­timieren. Nach unserem Eindruck war diese Option bequemer und auch schneller als Video-Ident, zudem stand das Klarna-Bank­konto bereits sofort nach dem Absenden der Über­wei­sung zur Nutzung bereit.

An Bargeld kommen Kunden mit einer Debit­karte von Visa, welche im Rahmen des Anmel­depro­zesses bestellt wird. Aktuell stehen zwei Karten­designs in Schwarz und Pink zur Verfü­gung, letz­teres verspricht Nutzern im Klara-Marken­design "smooth Banking". Dieses Verspre­chen testen wir auch direkt in der Praxis aus. Zu den klas­sischen Funk­tionen eines Giro­kontos gehört die Bargeld­abhe­bung, hier müssen Kunden aller­dings Abstriche machen. Sehr positiv sind die welt­weit gebüh­ren­freien Karten­zah­lungen, wer jedoch häufiger zum Geld­auto­maten muss, sollte kalku­lieren. Hier sind ledig­lich zwei Abhe­bungen im Monat inklu­sive, im Anschluss fallen je Verfü­gung zwei Euro an.

Mobile Payment inklu­sive

Gängige Mobile-Payment-Methoden werden von Klarna eben­falls unter­stützt, in unserem Test mit einem Android-Gerät war das Hinzu­fügen eine Verknüp­fung der Visa Debit mit Google Pay problemlos möglich. Die App wirkte insge­samt jedoch noch relativ schwer­fällig, vor allem Start und Navi­gation in den Menüs könnte sich noch flüs­siger darstellen, zudem würden wir uns mehr Konfi­gura­tions­mög­lich­keiten der Karte wünschen. Zum Beispiel die Einstel­lung einzelner Länder­sperren oder spezi­fische Limits für Abhe­bungen am Geld­auto­maten.

Offenbar scheint Klarna zumin­dest aktuell noch kein SEPA Instant Payment zu unter­stützen, man muss also bei Über­wei­sungen von und zu Fremd­banken mit einer längeren Trans­akti­ons­dauer rechnen. Auch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das Banking ausschließ­lich via Smart­phone abge­wickelt wird. Es gibt zwar prin­zipiell einen Web-Zugang zum Klarna-Account, hier bestand aber zu unserem Test­zeit­punkt nur eine einge­schränkte Funk­tio­nalität. Auch ein Dispo­kredit ist vorerst nicht im Angebot.

Unser Fazit

In Zeiten stei­gender Konto­füh­rungs­gebühren ist das Klarna-Bank­konto durchaus will­kommen, denn es bietet entgegen dem Markt­trend eine bedin­gungslos kosten­freie Konto­füh­rung. Der noch einge­schränkte Funk­tions­umfang ist für die "Beta-Phase" noch akzep­tabel, dennoch sollte hier an der einen oder anderen Stelle noch nach­gebes­sert werden. Größter Haken ist der Bargeld­zugang. Einen guten Eindruck hinter­ließ zudem der Servicechat. Dieser war rund um die Uhr zügig verfügbar und konnte unsere Anliegen klären. Auch die welt­weit gebüh­ren­freie Karten­zah­lung fiel uns positiv auf.

Insge­samt würden wir das Klarna-Bank­konto für Nutzer empfehlen, welche haupt­säch­lich im In- und Ausland bargeldlos shoppen und ihre Bank­geschäfte gerne am Smart­phone erle­digen. Wer hingegen auch PC bzw. Note­book nutzen will und öfter als zweimal im Monat Bargeld abhebt, sollte sich alter­nativ das "DKB Cash" oder das Konto­modell "OnlineOnly" der Raiff­eisen­bank im Hoch­taunus anschauen. Beide Produkte sind bundes­weit online verfügbar und setzen keinen Mindest­geld­ein­gang voraus.

Die neue Banking-App der DKB haben wir eben­falls bereits getestet.

Mehr zum Thema Mobile Banking